Waldohreule: Wir sind kleine Stars!

Sie sind tolle Jäger, sehen gut aus – und wurden eben zum «Vogel des Jahres» gekürt: Waldohreulen. Spannende Tiere, bei denen es bald 
richtig rund geht, denn ihre Frühlingsgefühle erwachen schon im Winter.
  
«Huh!» Ihr Ruf klingt unspektakulär, es ist aber der Ruf einer Gewinnerin: Die Waldohreule wurde zum «Vogel des Jahres» gewählt. «Ihr leises kurzes ‹Huh!› wird gern überhört», erzählt Christa Glauser vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, der den «Vogel des Jahres» kürt. «Achtet man in den kommenden Monaten aber bewusst darauf, sind die Chancen gut, dass man es wahrnimmt.»
  
Im Februar und März ist bei der Waldohreule, die im Mittelland, im Jura und in den Alpentälern daheim ist, Balzzeit. Das Männchen sucht sich ein gebrauchtes Nest, zum Beispiel von einer Krähe, und versucht, mit seinem Gesang ein Weibchen anzulocken. Hat es Erfolg und bleibt die Angebetete bei ihm, bezirzen sich die Tiere, indem sie mit lautem Flügelklatschen ums Nest fliegen. Nach Paarung, Eiablage und Brut schlüpfen Ende April bis Mai etwa drei bis acht Junge. «Die Anzahl variiert und hängt auch damit zusammen, was für ein Mäusejahr es ist. Hat es viele Feldmäuse, von denen sie sich zu 80 % ernähren, legen sie mehr Eier», sagt Christa Glauser.
 
Sind die Jungtiere da, bleiben sie etwa drei Wochen im Nest und machen dann erste Ausflüge, aber nicht fliegend. In ihrem Daunenkleid sitzen sie auf den Ästen 
herum – sie werden deshalb auch Ästlinge genannt. Und sie klettern, können mit ihren starken Krallen sogar Baumstämme «hochlaufen». Etwa zehn Tage dauert es schliesslich noch, bis sie fliegen und mit ihren Eltern auf Mäusejagd gehen. Waldohreulen sind fantastische Jäger. «Mit ihrem feinen Gehör können sie ihre Beute auch bei Dunkelheit orten – sie hören in dem Spektrum am besten, in dem Mäuse piepsen.»
 
Den Titel «Vogel des Jahres» bescherte der Waldohreule aber nicht ihr Jagdgeschick, sondern ihr Lebensraum. Sie liebt fliessende Übergänge zwischen Wald und Kulturland mit lichten Waldpartien, Hecken, Obstgärten und Magerwiesen. Als Botschafterin soll sie darauf aufmerksam machen, dass dieser Lebensraum schwindet und sich daran etwas ändern müsste. Christa Glauser: «Noch ist die Waldohreule nicht bedroht, aber besser, man tut jetzt etwas, als erst zu reagieren, wenn es zu spät ist.» Schliesslich soll das leise «Huh!» dieser schönen Tiere noch lange in der Dunkelheit klingen.