Vampire gibt es wirklich!

Ein passender Name: Vampirfledermäuse ernähren sich ausschliesslich von Blut. Bei uns gibt es sie nicht, aber auch die heimischen Arten haben spezielle Fressgewohnheiten.

Jetzt, um Halloween herum, sind sie besonders aktuell: Vampire. Dargestellt werden sie meist als unheimliche Wesen, die sich vom Blut anderer ernähren. Was viele nicht wissen: Es gibt wirklich Vampire – die nach eben diesen Sagen-Gestalten benannt wurden. Gemeiner Vampir, Weissflügelvampir und Kammzahnvampir sind Fledermäuse, die von Südamerika bis in den Süden der USA vorkommen.

Als einzige Säugetiere ernähren sich Vampirfledermäuse ausschliesslich von Blut. Menschen werden zwar ab und zu auch gebissen, stehen aber nicht zuoberst auf dem Speisezettel. Ihre «Opfer» sind Säugetiere wie Tapire, Wildschweine, Rinder und Pferde, aber auch Vögel. Mit einem wärmeempfindlichen «Sensor» in der Oberlippe können Vampirfledermäuse pulsierende Adern orten. Mit den scharfen Zähnen beissen sie ein Stückchen Haut weg und trinken das Blut. Das allein ist für die Beutetiere kein Problem, es können aber Infektionen entstehen und Krankheiten wie Tollwut übertragen werden.

In der Schweiz sind Fledermäuse harmloser. «Sie sind keine Blutsauger – im Gegenteil: Sie fressen diese: Mücken», sagt Dr. Hans-Peter B. Stutz von der Stiftung Fledermausschutz. «Unsere 30 Arten ernähren sich fast ausschliesslich von Insekten. Diese fressen sie in grossen Mengen: Eine einzelne Wasserfledermaus zum Beispiel peilt durchschnittlich alle vier Sekunden ein Beutetier an, pro Nacht verspeist sie etwa 3000 Mücken, was der Hälfte ihres Körpergewichts entspricht.» Alle Fledermäuse der Schweiz zusammen vertilgen pro Jahr hochgerechnet 1000 Tonnen Insekten!

Die meisten Arten finden laut dem Experten problemlos Nahrung – aber nicht alle. Schwierigkeiten haben die «Feinschmecker», die wählerisch sind. So etwa das Mausohr, das auf grosse Käfer spezialisiert ist, oder Arten, die Falter fressen. Von beiden gibt es immer weniger, was die Fledermäuse in Bedrängnis bringt.

Im November gehen die Tiere in den Winterschlaf. Nehmen sie nun noch mehr zu sich als sonst? «Nein, Fledermäuse fressen konstant gleich viel», erklärt Stutz. «Sie haben ein gutes System: Während sie die zugeführte Energie im Sommer verbrauchen, fahren sie die Aktivität nun zurück, senken in den Ruhephasen die Körpertemperatur und können die Energie so sparen und Fett ansetzen.» Ziemlich clever!

Die Nahrung wird knapp: Da sich das Mausohr von grossen Käfern ernährt, die seltener werden, gerät es in Bedrängnis.

Die Nahrung wird knapp: Da sich das Mausohr von grossen Käfern ernährt, die seltener werden, gerät es in Bedrängnis.