Talentierte Schönheiten
Überall auf der Welt werden Enten gezüchtet, denn sie haben viele Fähigkeiten, die uns Menschen seit jeher nützlich sind. Sogar als «Wachhunde» werden sie eingesetzt. Und schön sind sie erst noch.
Was hat diese Ente denn auf dem Kopf? Wurde ihr fürs Foto etwa ein Hut aufgesetzt? Aber nicht doch! Die Kopfhaube ist ganz natürlich und ein Merkmal der Bali-Enten. Diese stammen – wie der Name schon sagt – aus Bali. «Dort werden sie eingesetzt, um die Reisfelder von Schädlingen zu befreien. Nachts bewachen sie die Häuser», schreibt Expertin Liz Wright in ihrem Buch «Schöne Enten» (siehe Box)
Es gibt unzählige verschiedene Enten-Rassen, schliesslich waren die Tiere schon immer sehr beliebt. So beweisen Aufzeichnungen, dass sie im frühen Mittelalter beispielsweise gerne in Klöstern gehalten wurden. Sie versorgten die Menschen – wie heute – mit Fleisch und Federn. Auch die Eier schmecken, was natürlich eine gute Kombination ist. Im Ersten Weltkrieg wurden deshalb vor allem «Idealtiere» gezüchtet. Liz Wright: «Das waren Enten, die sowohl Fleisch als auch Eier lieferten, ruhig und leicht zu halten waren und unverwechselbar aussahen.» Auch als Gärtner können Enten eingesetzt werden: Störende Schnecken, etwa in Weinbergen, sind für sie ein Leckerbissen. Und weil sie neben ihren vielfältigen Talenten auch hübsch anzusehen sind, treten Rassetiere an Ausstellungen gegeneinander an, einige werden heute sogar ausschliesslich für solche «Schönheits-Wettbewerbe» gezüchtet.
Mit Ausnahme einer Art stammten vermutlich alle Hausenten von der Stockente ab: Das ist die «ganz normale» Ente, die auch auf unseren Gewässern überall zu sehen ist. Und nicht nur dort: Sie ist die weltweit am meisten verbreitete Schwimmente überhaupt. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit kommen die Tiere selbst in Sibirien oder den Subtropen zurecht. In der Schweiz leben bis zu 20 000 Paare. Auch jetzt, im Winter, bevölkern sie unsere Seen. Zum einen sind es Enten aus nördlicheren Gebieten, die bei uns überwintern, zum anderen «Einheimische», die gar nicht erst in den Süden ziehen. «Warum den weiten Weg auf sich nehmen, wenn es eigentlich gar nicht nötig ist?», denken sich die Stockenten wohl. Denn sie sind schlau und merken im Laufe ihres Lebens, dass sie auch im Winter nicht mit leerem Magen durch die Gegend schwimmen müssen. Schliesslich gibt es Tierfreunde, die sie füttern – aus reinem Vergnügen oder gar aus Mitleid, wenn es draussen kalt ist. Wirklich nötig wäre das eigentlich nicht, wie Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach erklärt. «Wenn es ums Futter geht, sind sie sehr findig – ist ein Gewässer ganz zugefroren, ziehen sie einfach an einen Ort weiter, wo sie noch etwas zu fressen finden.»
Buch-Tipp
Sämtliche Enten-Bilder auf ¬dieser Doppelseite stammen aus dem Buch «Schöne Enten» (LV Buch, Fr. 25.90). Darin beschreibt Expertin Liz Wright 40 verschiedene Rassen und gibt zudem kurze Einblicke in die Zucht und die Geschichte der Tiere. Wunderbar in Szene gesetzt wurden die Tiere vom Fotografen Andrew Perris.