Schlangen: Heimliche Nachbarn
Man sieht sie selten, aber Schlangen gibt es überall in der Schweiz.
Das mag einige Leute erschrecken, aber man braucht sich vor den
Tieren nicht zu fürchten. Und ihr Vorkommen ist sogar ein gutes Zeichen.
Ein Sprung zur Seite und ein leiser Schrei – das ist wohl die häufigste Reaktion, wenn einem eine Schlange begegnet.
Erstaunlicherweise könnte einem das hier theoretisch überall passieren. «Es leben im ganzen Land Schlangen, allerdings gibt es
regional grosse Unterschiede», sagt Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch). «Im Mittelland zum Beispiel ist fast nur die
Ringelnatter anzutreffen, die Alpenregionen und südlicheren Gefilde dagegen sind viel arten- und individuenreicher, wie etwa das Wallis, Engadin und Tessin.»
Insgesamt leben acht Schlangenarten in der Schweiz: Ringel-, Würfel-, Viper-, Schling-, Äskulapnatter und Gelbgrüne Zornnatter (Bild oben). Die beiden Letzteren können sogar bis fast zwei Meter lang werden! Zudem die Giftschlangen Kreuzotter und Aspisviper. Alle Arten sind gefährdet. Ihr Hauptproblem ist der schwindende Lebensraum. Sie benötigen eine versteckreiche Umgebung, damit sie sich vor Feinden wie Greifvögeln und Mardern schützen können. Zudem brauchen die wechselwarmen Tiere Sonne, um sich aufzuwärmen, und genügend Nahrung. Dazu gehören je nach Art unter anderem Kleinsäuger, Vögel, Amphibien, Reptilien und Fische.
Schlangen greifen keine Menschen an, oder zumindest nicht aus dem Nichts heraus. «Im Jahr gibt es etwa 20 Bissunfälle, die ärztliche Betreuung erfordern», sagt Andreas Meyer. «Es kann
passieren, dass beim Blumenpflücken, Pilz- oder Beerensammeln eine Schlange aufgeschreckt wird und zubeisst. Die meisten Unfälle sind aber selbstverschuldet, weil versucht wurde, die Schlange anzufassen oder sie zu provozieren.» Der letzte Todesfall nach einem Biss war 1961.
Wie sollte man reagieren, wenn man beim Wandern eine Schlange antrifft? «Etwa einen Abstand
von zwei Metern halten – und sich dann daran erfreuen», sagt der
Experte. «Sie sind Indikatoren für eine gesunde Natur. Man könnte sagen: Wo Schlangen leben, ist die Welt noch in Ordnung.»