Rothirsch
Mehr Platz für Seine Majestät
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Rothirsch wurde zum «Tier des Jahres 2017» gekürt. Er ist der heimliche König der Wälder – seine Wahl hat jedoch andere Gründe.
Er ist imposant – bekommt aber dennoch wenig Aufmerksamkeit. Ausserhalb der Wildzeit notabene. Doch nun tritt der Rothirsch ins Rampenlicht: Der heimliche König der Wälder wurde gekrönt – zum «Tier des Jahres 2017». «Er ist eines der grössten Wildtiere der Schweiz», sagt Roland Schuler von Pro Natura. «Den Titel hat er aber aus anderem Grund bekommen: Der Rothirsch steht stellvertretend für alle Wildtiere, die zwischen verschiedenen Lebensräumen hin- und herpendeln müssen und daran zunehmend gehindert werden.»
Mit ihrer Wahl will die Naturschutzorganisation ein Zeichen für die «Vernetzung unserer zerschnittenen Landschaft» setzen. Ein Rudel Rothirsche bleibt nicht stets am selben Ort – es wandert. «Sie bewegen sich zwischen Schlafplatz, Futterplatz und Rückzugsorten, wie auch zwischen Sommer- und Winterlebensräumen», sagt Schuler. «Durch Strassen, Bahnlinien, Siedlungen, Zäune und Co. werden ihre Routen zerschnitten. Wir fordern, dass Wildtierkorridore und Bewegungsachsen wieder durchgängig gemacht werden und beim Bau von Infrastruktur Rücksicht genommen wird.» Hirsche nehmen einen Grossteil der Alpen und Voralpen in Beschlag, es gibt jedoch viele weitgehend hirschfreie Gebiete, in denen die Bedingungen eigentlich gut wären (Mittelland, zentraler/östlicher Jura, westliche Teile der Alpen).
Die Tiere fressen, was da ist – Gräser, Kräuter, Blätter, Rinden, Moose. Studien haben laut Pro Natura gezeigt, dass sie 90 % der Pflanzen im Untersuchungsgebiet nutzten! Im Winter ist die Nahrungssuche dennoch schwierig. Aber sie sind gerüstet: Um Energie zu sparen, vermeiden sie unnötige Aktivitäten, das Volumen des Pansens wird verringert, die Herzschlagfrequenz sinkt. «Gehen die Fettreserven im Spätwinter zur Neige, reduzieren sie, ähnlich wie Winterschläfer, den Energieverbrauch zusätzlich, indem sie die Durchblutung der Beine und der äusseren Teile des Rumpfs drosseln», erzählt Schuler. «Dadurch sinkt die Körpertemperatur dort bis auf 15 Grad.» Ziemlich clever, der König Rothirsch – und verdientes «Tier des Jahres 2017».