Manche mögen’s heiss
Im Winter, wenn es genug kalt ist, marschieren sie durch den Zoo Zürich und begeistern Jung und Alt: die Königspinguine. Dass es hinter den Kulissen heiss zu und her geht, würde man beim Anblick der friedlichen Parade nicht vermuten.
Die zwei Pinguine Noah und Bruno leben als gleichgeschlechtliches Paar zusammen. Als es um die Fortpflanzung geht, kommt es jedoch zwischenzeitlich zur Trennung, und beide Männchen finden in den Weibchen Erika und Ryrie eine neue Begleitung. Aus der Verbindung zwischen Noah und Erika geht ein Ei hervor.
Kaum war dieses jedoch gelegt, wollte Noah nichts mehr von Erika wissen. An eine gemeinsame Aufzucht des Nachwuchses war nicht zu denken. Erika brütete das Ei 52 Tage ohne Hilfe aus. Und auch als das Jungtier geschlüpft war, blieb sie allein für die Aufzucht verantwortlich. Denn: Noahs Interesse galt wieder Bruno, dem ehemaligen Partner. Ein Verhalten, das bei vielen Pinguinarten keine Seltenheit ist – Noah ging sogar so weit, dass er Erika eines Tages das Jungtier klaute, um es gemeinsam mit Bruno aufzuziehen.
Bruno indes wollte Noah nicht zurück und liess ihn abblitzen. Schliesslich war er mittlerweile mit Ryrie zusammen. Und dies sollte so bleiben. Das fremde Jungtier von Erika und Noah jedoch
behielt Bruno und nahm sich gemeinsam mit Ryrie der Aufzucht an. Um die Ordnung wieder herzustellen, haben die Tierpflegerinnen und Tierpfleger das gestohlene Küken den leiblichen Eltern wieder zurückgegeben. Für die selbsternannten «Adoptiveltern» auf Zeit gab es ein Gipsei, um einen erneuten Raub prophylaktisch zu verhindern und sie mit Brüten abzulenken.
Obschon es bei den Königspinguinen hitzig werden kann, wenn es um die Partnerwahl und die Fortpflanzung geht: Eigentlich mögen sie es kühl. So muss das Thermometer unter 10 Grad sinken, damit die aufgeweckten flugunfähigen Vögel losmarschieren – täglich, pünktlich um 13.30 Uhr. Wenn das Tor der Aussenanlage geöffnet ist, und auf ein Zeichen der Tierpflegerin oder des Tier-pflegers hin geht die Reise durch den Zoo los. Die Zoogäste bilden einen Korridor, und so können Noah, Bruno, Erika und Ryrie zusammen mit ihren 19 Artgenossen ihre Runde drehen. Hoch zu den Kamelen und wieder zurück. Ganz friedlich und gemeinsam, als wäre nie etwas geschehen.