Klein gegen frech

Konkurrenz an unseren Seen und Flüssen! Der Bestand der zierlichen
heimischen Lachmöwe schwindet, während die eingewanderte 
Mittelmeermöwe sich immer mehr ausbreitet.
 
Sie sehen gut aus und bringen mit ihren akrobatischen Flügen und ihren Rufen 
Leben an unsere Gewässer: Möwen. Ihren Anblick sind wir zwar 
gewöhnt, trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass sie sich hier wohlfühlen. «Möwen sind mehrheitlich Meeresvögel», sagt Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. «Dennoch wurden schon 18 verschiedene Arten hier gesichtet. Einige verbringen den Winter hier, andere sind Durchreisende, die von ihrem Winterquartier 
zurück in den Norden fliegen.»
 
Es sind vor allem zwei Arten, die bei uns brüten. Zum einen 
die altbekannte Lachmöwe mit ihrem schwarzen Köpfchen und dem roten Schnabel. Sie hat derzeit allerdings nichts zu lachen: Der Brutbestand sank in den letzten 20 Jahren um volle 74 Prozent. Ein Grund sind Schwierigkeiten bei der Nahrungssuche. So haben sie lange davon gelebt, dass in unseren verschmutzten Flüssen allerhand Essbares schwamm, doch die sind heute sauberer – was grundsätzlich natürlich positiv ist. Ausser von Abfall ernähren sie sich von Würmern, Insekten oder kleinen Fischen. Manchmal jagen sie auch anderen Vögeln die Nahrung ab. Michael Schaad: «Da sie recht klein sind, sind sie aber nicht in der Lage, sich dabei gegen grössere Vögel, etwa Reiher, durchzusetzen.» Ganz im Unterschied zu einer Verwandten, der Mittelmeermöwe.
 
Sie ist die zweite Möwenart, die bei uns in der Schweiz brütet. Wie ihr Name verrät, ist sie «zugezogen», stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Im Gegensatz zur Lachmöwe ist sie eine Grossmöwe, und ihr 
Bestand wächst in ganz Europa. Sie profitiert vermutlich vom Fischreichtum in unseren Seen und Flüssen, frisst im Gegensatz zur Lachmöwe auch grössere 
Fische – und was ihr sonst so in den Schnabel kommt, darunter auch junge Lachmöwen. Ist die Mittelmeermöwe deshalb ein unwillkommener Gast? «Punktuell kann ihre Anwesenheit zu Problemen für andere Vogelarten werden, was manchmal hitzig diskutiert wird», sagt Michael Schaad. «Aber Konkurrenz gibt es nun mal. Meistens ist aber das Nahrungsangebot ausschlaggebend, wenn der Bestand einer Art zu- oder abnimmt.»
 
So oder so: Beide Arten arbeiten daran, ihre Population zu vergrössern: Ende März und Anfang April ist Brutzeit!