Herzige Baumeister

Sie sind klein, fein und erst noch tolle Architekten, die faszinierende Mehrzimmer-Wohnungen bauen. Doch trotz ihrer süssen Äuglein sind Rennmäuse keine Streicheltiere, denn sie können ganz schön streiten.
 

Diesen Augen kann man einfach nicht widerstehen! Seit Jahrzehnten sind Rennmäuse als Haustiere beliebt. Das ist für Dr. Eva Waiblinger vom Schweizer Tierschutz STS kein Wunder: «Es sind zwar keine Streicheltiere, sie sind aber herzig, tagaktiv und spannend zu beobachten!»
Die Tiere stammen aus der Mongolei, wo sie in Gruppen leben, deshalb dürfen sie auch als Heimtiere nicht alleine gehalten werden. «Ein Verband besteht aus einem Elternpaar und dessen Jungtieren, die bei der Aufzucht der Geschwister helfen», sagt Eva Waiblinger.  Durch die so gesammelten Erfahrungen sind sie gut vorbereitet, wenn sie selbst einmal den Chefposten übernehmen und Eltern werden. Klingt harmonischer als es ist! Der lateinische Name für die Tiere heisst übersetzt «Kleiner gekrallter Kämpfer» − nicht umsonst, wie man als Halter öfter mitbekommt. «In vielen Gruppen kommt es nach Monaten friedlichen Zusammenlebens zu plötzlichem Streit, der manchmal tödlich endet. Denn wenn Rennmäuse kämpfen, dann mit allem, was sie haben, mit Krallen und Zähnen.» Man geht davon aus, dass es bei diesen Streitereien um den Rang in der Gruppe geht. Da Weibchen grundsätzlich aggressiver sind, rät die Expertin zu einer Männergruppe, die aus dem Vater und zwei jüngeren Söhnen besteht, weil da die Positionen erst mal klar sind. 
Abgesehen von diesen «Aus­setzern» sind Rennmäuse faszinierende Haustiere, vor allem, was ihre Baukunst angeht. Sie schaffen unterirdische Tunnelsysteme mit vielen Kammern, in denen sie ihre Vorräte bunkern, schlafen und ihre Notdurft verrichten. Eva Waiblinger: «Diese Bauten sind richtige Mehrzimmer-Wohnungen, die ständig im Umbau sind. Damit sie sich entfalten können, brauchen die Tiere im Terrarium deshalb viel Einstreu, mindestens 40 Zentimeter aus Hobelspänen, Stroh und Heu.» Auch viel Knabbermaterial sollte man ihnen bieten: Eine Klopapierrolle zerfetzen sie locker in 15 Minuten − ist schliesslich ein guter Baustoff. Komplett auswechseln muss man den Einstreu nur alle zwei bis drei Monate. Denn die Nager sind reinlicher als viele andere Haustiere: «Sie markieren ihr Revier nicht mit Urin, sondern mit einem Sekret aus einer Bauchdrüse; dieses stinkt nicht, sondern riecht angenehm süsslich!»