Glögglifrösche: Klangvolles Gequake

Richtige Kavaliere sind die männlichen «Glögglifrösche», denn sie kümmern sich ganz alleine um die Brut. Bevor es aber dazu kommt, müssen sie die Weibchen mit ihren aussergewöhnlichen Rufen betören.
 
 
Wie ein kurzer heller Funkton klingt es, wenn eine einzelne Geburtshelferkröte um Weibchen buhlt – sind jedoch mehrere Männchen auf Brautschau, wähnt man in der Ferne ein hübsches Glockenspiel. Kein Wunder, haben die Tiere hierzulande den Spitznamen «Glögglifrosch» bekommen!
 
Seit Januar tragen sie zudem auch einen Titel: «Tier des Jahres 2013». Damals war es noch still um sie – was sich jedoch bald ändert. «Von Ende März bis August ist Balzzeit, und man hört sie in der Dämmerung», erklärt Roland Schuler von der Naturschutzorganisation Pro Natura, die den Titel alljährlich verleiht. «Wann genau es mit dem Rufen losgeht, kann man nicht genau voraussagen, denn das hängt von den Temperaturen und der Feuchtigkeit ab.» So oder so: Sehr lange dauert es nicht mehr. Und dann sind vor allem die Männchen gefordert. «Als einzige Art unter den einheimischen Froschlurchen legen Glögglifrösche den Laich nicht im Wasser ab: Die Männchen betreiben Brutpflege.»
 
Die «Gentlemen» wickeln die von den Weibchen produzierten Laichschnüre um die Hinterbeine – manchmal jene von bis zu drei verschiedenen Eroberungen – und passen gut auf sie auf. Drei bis sechs Wochen verkriechen sie sich in feuchtwarmen Verstecken, graben sich beispielsweise häufig ein. Sind die Eier reif, bringen die Tiere, die ansonsten ausschliesslich auf dem Land anzutreffen sind, ihr wertvolles Gut ins Wasser. Innert weniger Minuten schlüpfen die Kaulquappen. Aber weshalb pflanzen sich die Glögglifrösche so speziell fort? Roland Schuler: «Das ist wohl eines der vielen Wunder der Natur. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Verluste viel grösser sind, wenn der Laich im Wasser abgelegt wird und den Fischen ausgeliefert ist.»
 
Dennoch geht es den Geburtshelferkröten in der Schweiz nicht gut. Sie sind, wie 14 der 20 hier lebenden Amphibien, gefährdet. Ihr grösstes Problem sei, so Roland Schuler, das fehlende Nass. «Das sogenannte ‹Wasserschloss Schweiz› ist gerade in landwirtschaftlichen Gebieten viel zu trocken, Flüsse werden kanalisiert, es fehlen unter anderem Weiher, Tümpel und Feuchtzonen. Die Prognosen für den Frosch sehen nicht gut aus, wenn sich sein Lebensraum nicht verbessert.» Pro Natura setzt sich dafür ein, will unter anderem innert drei Jahren 100 neue Weiher schaffen – damit der Chor der Glögglifrösche noch lange weitersingt.