Ein Pferd als «Blindenhund»
Seit 14 Jahren führt «Panda» die blinde Ann durchs Leben, ist ihr eine grosse Hilfe. Derzeit aber braucht das Tier ihre Unterstützung, denn es wurde krank.
Was für ein ungewöhnlicher Anblick! Wenn Ann Edie aus Albany im US-Bundesstaat New York auf die Strasse geht, sind ihr die Blicke der Passanten sicher: Sie hat stets ein Minipferd an ihrer Seite!
Die 69-jährige, pensionierte Lehrerin ist seit ihrer Geburt blind. Panda, so heisst die Pferdedame, führt sie seit 14 Jahren über viel befahrene Strassen, lotst sie um Hindernisse herum, begleitet sie in Restaurants, führt ihr Frauchen Treppen hoch und runter und kann sogar Gegenstände apportieren, wie etwa Schlüssel. «Aber sie ist viel mehr für mich als nur ein Mittel, das mir ermöglicht, mich problemlos in der Gemeinde zu bewegen», erzählt Ann Edie. «Ihr Spass, mit mir zu arbeiten und ihre Lebensfreude zaubern mir immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Ihr spezielles Wiehern, wenn ich mich morgens nähere, wie sie mich zur Begrüssung mit ihrer Nase anstupst oder ihren Kopf auf meinen Schoss legt: Sie zeigt mir auf viele Arten, dass ich zu ihr gehöre. Sie ist so eine liebenswerte Begleiterin.»
Vor Panda hatte Edie viele Jahre lang Blindenführhunde, die sie ebenfalls schätzte. «Die Kommunikation zwischen mir und Panda ist aber noch intensiver», sagt sie. Als sehr soziale Herdentiere seien Minipferde bestens als Blindenführer geeignet. Ein wichtiger Grund, sich für Panda zu entscheiden, sei zudem gewesen, dass Pferde viel älter werden als Hunde, teilweise über 30 Jahre. So können sie jahrzehntelang miteinander durchs Leben gehen. Den grösseren Aufwand – es braucht natürlich Stall und viel Auslauf – nimmt sie für ihre Panda gerne in Kauf.
So wie das Minipferd für Ann da ist, hält sie zu ihm: Im Frühling hätte ein lebensgefährlicher Darmverschluss Panda fast getötet. Sie musste operiert werden, es gab Komplikationen, die weitere Behandlungen und Tests nach sich zogen. Mehr als 30 000 Dollar aus ihrer Altersvorsorge bezahlten Ann Edie und ihr Mann für die Gesundheit ihres Lieblings, weitere Kosten können sie dank Spenden decken, was Ann Edie anfangs unangenehm war: «Als Mensch mit Behinderung bin ich für mein Tier verantwortlich, ich wollte niemanden um Hilfe bitten müssen. Aber die Leute waren so grosszügig, wollten etwas für uns tun.» Noch ist Panda nicht ganz geheilt, aber auf dem Weg der Besserung. Ann Edie tut alles, um ihr zu helfen. «Denn Panda ist etwas ganz Besonderes für mich.»