«Unser Traum ist verbrannt»
Ein Brandstifter vernichtete das Boot des Ehepaars Flock. Jahrelang hatten sie eisern dafür gespart.
Von Katrin Weuster und Jens Schwarck
Die «Ilayda» war für Heiko Flock (59) und Ehefrau Heike (57) mehr als ein schnödes Motorboot. Mehr als ein Fortbewegungsmittel über Wasser. Das Kajütmotorboot vom Typ Aqua 550 Cruiser war eine Sonderanfertigung für das Ehepaar, ein Rückzugsort − und es sollte eine Altersvorsorge sein. Die schönsten Stunden des Ruhestandes wollten sie an Bord verbringen. Mit ihren Kindern und Enkeln – angelnd und lachend. Mit den Füssen im glasklaren Wasser des Tollensesees in Mecklenburg-Vorpommern (D). Doch die «Ilayda» ist Vergangenheit! Denn ein gewaltiges Feuer in der Nacht auf den 5. Mai in der Bootsschuppenanlage in Neubrandenburg hat das Boot vernichtet.
«Unser Traum ist verbrannt», sagt Heiko Flock, der als Schweisser schuftete, bis sein Körper nicht mehr mitmachte, und der jetzt auf 450-Euro-Basis für die Johanniter Schulbus fährt. Auf vieles hatten er und seine Ehefrau Heike, die für 1200 Euro netto als Verkäuferin bei einem Lebensmittelhändler arbeitet, verzichtet, um sich das Boot leisten zu können. «Es war Viertel vor sechs Uhr morgens, als mein Handy klingelte», erinnert sich Heiko an das Inferno. «Mein Schwiegersohn war dran. Er war gerade auf dem Weg zur Arbeit und sagte, ich solle so schnell wie möglich runter zum See kommen. Es brannte lichterloh, als ich bei den Bootshäusern ankam. Ich hörte die Explosionen der Bootstanks. Ich habe geweint. Wir Bootsbesitzer lagen uns in den Armen.»
Es war der traurige Höhepunkt einer Feuerserie, die am 17. April mit dem Brand von fünf Schuppen und einem Nebengebäude begann. In der Nacht auf den 5. Mai fielen 54 Boote und Bootsschuppen den Flammen zum Opfer. Sachschaden: 1,2 Millionen Euro. Nur zwölf Tage später brannte es erneut. Diesmal verbrannten 13 Bootsschuppen. Schaden: 100 000 Euro. Und am 7. Juli brannte eine Uferböschung bei den Schuppen. Für die Polizei ist klar: ein Feuerteufel! Das Kriminalkommissariat Neubrandenburg ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung – auch wegen der «Ilayda» (arabisch für Wasserfee oder Meerjungfrau), die verbrannt ist. Das Ehepaar Flock hatte einen Kredit aufgenommen, um sich das 25 000 Euro teure Boot leisten zu können. Sie hatten lediglich eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Eine Kasko-Versicherung für Boot oder den Schuppen hatten sie nicht − die sind nicht üblich. Nun müssen sie noch jahrelang monatlich 399 Euro an die Bank zahlen.
Heike Flock sagt traurig: «Wir wissen nicht, wie es weitergeht, und wir schlafen schlecht. Ich werde meinen Chef bitten, mehr arbeiten zu können. Unser Lebenstraum ist für uns begraben, aber wir müssen wohl lernen, damit umzugehen.»