Depressionen
Sie trieb ihren Freund in den Selbstmord
Conrad Roy war depressiv, er hatte seinen Lebensmut verloren. In seinem Leid vertraute er sich seiner Freundin Michelle Carter an. Doch die hatte niemals vor, ihm zu helfen.
«Es ist Zeit, Baby! Du weisst es. Wenn du vom Strand zurück bist, musst du es tun, Conrad. Je länger du es aufschiebst, desto mehr wird es an dir nagen. Du bist bereit, du wirst frei und glücklich sein. Kein Aufschieben mehr. Kein Warten mehr!»
Fassungslosigkeit herrschte, als diese SMS von Michelle Carter (20) im Gerichtssaal in Taunton (US-Staat Massachusetts) gezeigt wurde. Drei Jahre zuvor schrieb die junge Frau sie laut Zeitschrift «IN» an ihren damaligen Freund Conrad Roy (†18). Kurze Zeit später war er tot. An seiner Beerdigung zeigte sich Michelle als trauernde Freundin, genoss die Aufmerksamkeit, die aufbauenden Worte, spielte ein Spiel, das kränker und abgründiger nicht sein könnte.
Doch zum Glück haben die Ermittler sich das Handy des Toten noch einmal angesehen, fanden die schrecklichen Nachrichten. Sie belegen, dass der unter Depressionen leidende Conrad grosse Zweifel daran hatte, sich umzubringen. Der Plan, per Schlauch Abgase in das Innere seines Wagens zu leiten – ohne Michelle hätte er ihn wohl nie in die Tat umgesetzt.
Die Handydaten belegen, dass Conrad am 13. Juli 2014 sein Auto sogar noch zweimal verliess. Zweimal telefonierte er mit Michelle, insgesamt 47 Minuten. In dieser Zeit soll sie ihn mehrfach dazu gedrängt haben, seinem Leben ein Ende zu setzen. Der junge Mann hörte letztendlich auf sie und starb an einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Auf die Idee brachte ihn Michelle: «Park einfach dein Auto und bleib ruhig sitzen. Es wird vielleicht 20 Minuten dauern. Kein grosses Ding», textete sie ihm nur wenige Tage vor seinem Suizid. Schon da freute sie sich auf die Rolle der trauernden Freundin: «Alle werden eine Weile traurig sein. Aber sie werden darüber hinwegkommen. Sie werden dich für immer im Herzen tragen.»
All die Grausamkeiten zu hören, war zu viel für Conrads Familie. Mehrere Angehörige brachen im Gerichtssaal in Tränen aus. Und auch Michelles Eltern sind schockiert. Bis sie die SMS mit eigenen Augen sahen, glaubten sie fest an die Unschuld ihrer Tochter. Doch sie hat einen Menschen in den Tod getrieben. Jetzt haben sie Gewissheit – und auch Richter Lawrence Moniz sieht die Tat als erwiesen an.
Die Urteilsverkündung ist laut «IN» dennoch erst am 3. August. Zum einen war Michelle während der Tat noch minderjährig. Zum anderen gibt es in Massachusetts kein Gesetz gegen eine Aufforderung zu einem Suizid. Deshalb ist unklar, ob sie wegen fahrlässiger Tötung verurteilt werden kann. Wenn ja, drohen ihr 20 Jahre Gefängnis.
Hier gibt es Hilfe!
Wenn Sie selber oder Bekannte Depressionen oder Selbstmordgedanken haben, kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der Nummer 143. Reden hilft!