Jugendamt
Mit 14 zu jung, um Mama zu sein?
Zwei Tage nach der Geburt nahm das Jugendamt Celine ihr Baby weg. «Ich schrie und weinte, es war ein Albtraum», sagt sie.
Die hellblaue Wiege mit Teddy und buntem Mobile darüber steht im neu eingerichteten Kinderzimmer. Aber das Bettchen ist leer. 56 Stunden nach der Geburt nahm das Jugendamt der Mutter noch im Spital das Kind weg. Ist sie mit 14 Jahren zu jung, um Mama zu sein? Celine Meiners aus Varel (D) brachte am 20. Oktober 2020 Sohn Louis in der Frauenklinik zur Welt: 50 Zentimeter gross, 3580 Gramm schwer.
Die Schülerin, die mit Mama Nadine (39, Hausfrau), Vater Olaf (39, Bauhelfer) und vier Brüdern (5, 10, 17 und 21) in einem grossen Haus lebt, wollte eigentlich nicht so früh Mutter werden. Doch mit zwölf Jahren lernte Celine den Vater ihres Sohnes (damals 17) auf dem Schulhof kennen. «Dass Tim sich für mich interessierte, machte mich stolz und glücklich», erzählt Celine. Nach einer Liebelei kam es zur Trennung, ein Jahr später werden sie wieder ein Paar.
Celine verheimlichte den Eltern die Beziehung, gab vor, eine Freundin zu treffen. In Wirklichkeit besuchte sie Tim, die beiden wurden intim, hatten Sex. Die geheime Beziehung flog im Februar 2020 auf. «Die Schule rief an. Celine sei schlecht, ich sollte sie abholen. Kurze Zeit danach war klar, dass sie schwanger ist», erinnert sich Nadine Meiners in der «Bild am Sonntag». Gemeinsam beschliessen sie, dass eine Abtreibung die beste Lösung sei. Doch kurz vor dem Eingriff flüchtet Celine aus der Klinik. «Als der Narkose-Arzt mit mir sprach, war mir klar, dass ich mein Kind behalten wollte!»Im Februar verlobten sich Celine und Tim, er zog zur Grossfamilie. «Wir wollten heiraten, wenn ich 16 bin», sagt Celine. Doch dann fingen die Teenager an, sich immer häufiger zu streiten − Tim zog wieder aus. Ihre Mutter steht Celine bei der Geburt bei. «Zum Glück! Als mir der Kleine auf den Bauch gelegt wurde, bekam ich Angst. Wegen der grossen Verantwortung.» Die Befürchtung teilte die Schülerin auch einem Sozialmitarbeiter mit, der kurz nach der Geburt mit ihr sprach. «Die betreuten mich wegen meines Alters von Anfang an.» Wenig später nahm das Amt Celine das Kind in der Klinik weg. «Ich schrie, weinte. Es war ein Albtraum!» Die Familie schaltet Anwalt Patrick Kaltenhusen ein, der ein Eilverfahren auf Rückgabe des Kindes beantragt.
Nicole Karmires, Sprecherin des Jugendamts, meint zu «Bild am Sonntag»: «Das oberste Ziel eines Jugendamtes ist es, familienerhaltend zu arbeiten.» Ob ein Baby bei seiner Familie bleiben kann, werde in Zusammenarbeit von mehreren Fachkräften beraten. Karmires stellt klar: «Bereits vor der Geburt des Kindes gab es seitens des Jugendamtes hier Bedenken. Die wurden mit der Familie besprochen. Es wurden auch immer entsprechende Unterstützungs- und Lösungsmöglichkeiten unterbreitet.»
Louis bleibt zunächst in einer Pflegefamilie, eine Autostunde von Varel entfernt. Dreimal wöchentlich dürfen Tim und Celine ihn sehen – jeweils eine Stunde.