Mein neues Leben mit einer Roboterhand
Weil ein Tumor in ihrem rechten Handgelenk festgestellt wurde, musste der jungen Frau der Unterarm amputiert werden. Dank modernster Technik konnte ihr geholfen werden.
Wenn Lina Wolf (19) aus Greifswald (D) nach einem Glas Wasser greift, summt ihre Hand wie ein Rasierapparat. Vor einem Jahr wurde der jungen Frau der rechte Unterarm amputiert, und sie bekam eine Roboterhand.
Im Januar 2017 entdeckten Ärzte einen Tumor in ihrem Handgelenk. «Nach einer Operation stellten sie fest, dass er bösartig war», erzählte sie in «Bild». Die Mediziner diagnostizierten eine seltene Krebsart (spindelzelliges Rhabdomyosarkom). Es folgten drei Chemotherapien, doch der Tumor blieb. Die Ärzte eröffneten ihr, dass nur eine Amputation ihr Leben retten kann. «Ich war traurig und wütend. Was bleibt mir dann noch, dachte ich.» Lina, die vor der Krebsdiagnose die Realschule beendet hatte, liess sich erst einmal ganz viel Zeit. «Ich habe den letzten OP-Termin genommen, den sie mir vorgeschlagen haben. Mir blieben vier Monate − Juli bis November.»
Ein schöner, langer Sommer: Lina klatschte und jubelte mit Freunden auf Konzerten, schlief auf Festivals in Zelten, die sie selbst aufbaute. «Ich habe mich vier Monate lang von meinem Arm verabschiedet», sagt Lina Wolf.
«Der Tag der OP war schlimm. Du weisst, wenn du aufwachst, wird deine Hand nicht mehr sein.» Doch die junge Frau hatte Glück: Als sie ihren Unterarm verlor, kam eine Roboterhand auf den Markt. Die Firma Otto Bock, weltweiter Marktführer, hat sie entwickelt. «Lina war eine der ersten Patientinnen, die so eine Bebionic-Hand bekommen haben», sagt Hans-Magnus Hozfuss. Der Preis: 70 000 Euro.
Der Orthopädietechniker hat sie speziell für die junge Frau angepasst. «Lina musste sich erinnern, wie sie mit ihrer echten Hand gegriffen hat. Die Computerhand lernt und macht das dann auch.»
Lina: «Wenn ich male, halte ich mit ihr die Palette. Ein Glas greifen oder etwas heben ist kein Problem.» Das passiert alles natürlich und intuitiv, wenn Linas Kopf das plant – und Elektroden die Bewegungen der Muskeln am Stumpf des Armes aufnehmen und weiterleiten. «Ich hatte grosse Angst vor dem Leben danach», sagt Lina. «Doch jetzt bin ich glücklich. Denn ich weiss, wie schnell alles vorbei sein kann.»