Vom Partygirl zur «besten Mama der Welt»
«Mama, bitte trink nicht mehr!»
Cathy war Alkoholikerin. Den Ausstieg schaffte sie nur dank ihrer kleinen Tochter Tilly.
Mit 17 fing alles an: Die Engländerin Cathy begann, Alkohol zu trinken. «Ich war ein Partygirl. Es ging dabei immer darum, wer den ersten Vollrausch hat», erzählt die heute 40-Jährige. Mit Mitte 20 fragte sie sie sich erstmals, ob sie eine Alkoholikerin war. Sie bat Familie und Freunde um ihre Meinung. Doch alle versicherten ihr, dass sie nicht abhängig war, schliesslich trinke sie ja nicht schon zum Frühstück Wodka oder Gin. «Ich war die Bekannte, die man anrief, wenn man eine feuchtfröhliche Nacht verbringen wollte. Die Wirkung des Alkohols machte mich interessant und charismatisch.» Regelmässig erwachte sie mit einem Kater.
Sie liess sich auch schnell auf unverbindlichen Sex ein. «Bei einem dieser One-Night-Stands wurde ich mit Tilly schwanger.» Sie trank während der neun Monate mässig, nach der Geburt aber wieder im gewohnten Ausmass. «Als Tilly vier war, sagte sie zu mir: ‹Mama, bitte trink doch nicht mehr!›» Cathy wurde deshalb böse. «Du bist egoistisch, du willst nicht, dass deine Mama sich amüsiert», warf sie der Kleinen vor. «Ich merkte nicht, dass meine Tochter mich durchschaut hatte wie niemand anders.»
Cathy rechtfertigte sich vor sich selbst: «Ich war eine alleinerziehende Mutter, stand im Berufsleben. Wenn jemand anders sich bereit erklärte, auf Tilly aufzupassen, warum sollte ich mir dann nicht ein Glas gönnen?» Auch nachdem sie die Kleine jeweils ins Bett gebracht hatte, trank sie.
An Tillys sechstem Geburtstag war Cathy sturzbetrunken. Als sie später die Fotos der Party ansah, war sie entsetzt. «Ich fand mich abscheulich. Es war grässlich, mich in diesem Zustand zu sehen.» Den Anblick konnte sie nicht vergessen. Sie hörte nach und nach mit dem Trinken auf. Ihr wurde klar, dass sie das Leben ihrer Tochter ruinieren würde.
Als sie sechs Monate trockene Alkoholikerin war, schrieb ihr die heute neunjährige Tilly einen Brief: «Meine Mama trinkt kein Bier mehr. Unser Leben ist um vieles besser geworden. Sie rastet nicht mehr aus, und sie ist die beste Mama auf der ganzen Welt. Niemand kann sie ersetzen. Wir sind nie böse aufeinander. Hurra!»
«Stundenlang weinte ich vor Rührung», sagt die Mutter. Kürzlich feierte sie den 1000. Tag, an dem sie abstinent war. «Ich werde nie mehr einen Tropfen konsumieren. Aus Liebe zu Tilly.»