«Ich will nach meinem Tod für meine Töchter da sein»

Andrea Bendrick weiss, dass sie nicht mehr lange leben wird. Für ihre Mädchen Nele und Mia hat sie deshalb etwas sehr Bewegendes vorbereitet, das die Kinder durchs Leben begleiten soll.

Sanft streichelt Andrea Bendrick (30) ihrer Tochter durchs Haar, schaut zu, wie die Kleine kichernd mit ihrer Schwester Seifenblasen pustet. Die junge Mutter aus dem ostdeutschen Röcken strahlt. Jeder Moment mit Mia (2) und Nele (8) bedeutet für sie Glück – und lässt sie für einen Augenblick ihr schreckliches Schicksal vergessen.

2013 änderte eine furchtbare Diagnose Andreas Leben schlagartig: Nasen-Rachen-Krebs – ein Tumor in der Nähe des Kleinhirns, der nicht zu operieren war und bald in die Lunge streute. Selbst zehn Chemotherapien halfen nicht. Vor zwei Jahren kam dann das grausame Urteil der Ärzte: unheilbar! Für die Heilerziehungspflegerin brach die Welt zusammen. So sehr hatte sie gekämpft, so sehr gehofft – und doch verloren. Doch im Angesicht des Todes traf Andrea eine starke Entscheidung. «Ich entschloss mich, alle Zeit, die mir noch bleibt, intensiv zu nutzen», erzählt die junge Frau. Nur zwei Wochen nach der Diagnose erfüllte sie sich deshalb einen Wunsch: Sie heiratete ihre grosse Liebe Sebastian (32), den Vater ihrer Kinder. «Er nahm meinen Namen an, damit ein Teil von mir ewig bleibt.»

Und auch für ihre Töchter überlegte sich Andrea etwas zutiefst Berührendes. Nach ihrem Tod will sie für Nele und Mia lebendig bleiben. Wie? In Form von Briefen. «Es sind liebe Zeilen an meine Töchter zu ihren künftigen Geburtstagen. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr werden sie jedes Jahr einen Brief, ein selbst gebasteltes Geschenk und eine Rose von mir erhalten», erklärt Andrea ruhig. «So werde ich immer Teil ihres Lebens sein!»

Die Briefe sollen den Kindern Tipps zum Erwachsenwerden geben, ihnen verraten, wie Andrea gefühlt hat, als sie in ihrem Alter war. «Was habe ich gemacht, als ich in die Pubertät kam? Wie erlebte ich meinen ersten Kuss? Was empfand ich beim Abitur?» Die Botschaft ist ergreifend: «Meine Mädchen sollen das Gefühl haben, dass ich bei ihnen bin und ich ihre Probleme und Sorgen teile.»

Auf die zwei warten auch bedeutungsvolle Geschenke: ein Globus, um die Welt zu entdecken, die CDs aus Mamas Jugend oder ein Schwimmkurs zu Mias fünftem Geburtstag. Und auch nach ihrer Beerdigung hat sie einen Wunsch: «Aus meiner Asche sollen Diamanten für eine Kette gemacht werden.» So können Nele und Mia ihre Mutter bei sich tragen. Jeden Tag. Vor allem aber in ihren Herzen.

Links: Erinnerungen: Andrea glücklich – und gesund – mit Sebastian und Nele. Bild rechts:: Altenpfleger Sebastian liebt seine Frau über alles, und er hat ihr versprochen, dass er sich bis zuletzt um sie kümmern wird.

Links: Erinnerungen: Andrea glücklich – und gesund – mit Sebastian und Nele. Bild rechts:: Altenpfleger Sebastian liebt seine Frau über alles, und er hat ihr versprochen, dass er sich bis zuletzt um sie kümmern wird.

 


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