«Gebt auf eure Tiere acht!»

Was für ein gemeines Geschäft! Hundehändler schrecken vor nichts zurück, stehlen die Tiere von Hundehaltern aus Haus und Garten. Ceilidh gab nicht auf, bis sie ihren Eco wiederhatte.

Eine letzte Runde um den Block, damit der Hund sein Geschäft verrichten kann vor dem Schlafen: Das tat Ceilidh Barclay im Mai mit ihrem geliebten Vierbeiner Eco. «Es war schon nach Mitternacht. Wir spazierten durch einen Park, mein Partner war auch dabei. Wir schwatzten, Eco war von der Leine und schnüffelte herum», erzählt sie. Plötzlich hörte die Londonerin Geräusche, rief nach Eco, der nicht kam. «Ich hatte noch die Hoffnung, dass sie nach Hause gerannt sei und vor der Tür sitzt.» Vergebens! «Mein Herz schlug wie wild», erinnert sich die junge Frau. «Was will man so spät noch machen in so einer Situation?»

Am nächsten Tag war klar: Eco ist gekidnappt worden. Ein Phänomen, das in den letzten Monaten massiv zugenommen hat, auch in der Schweiz. Die Leute rennen in Coronazeiten nicht nur Züchtern und Tierheimen die Tür ein – sie handeln auch illegal mit Tierdieben, um einen flauschigen Freund zu finden. Die Zahl verschwundener Hunde – je kleiner und jünger, desto gefährdeter – nahm um mindestens 30 Prozent zu.

Ceilidh tat das Einzige, das ihr übrig blieb: Sie verteilte Flyer von ihrem vermissten Bullterrier und verbreitete die Nachricht auf ihren Social-Media-Kanälen. Einen Monat lang geschah nichts. Es gab Spuren, die führten aber alle ins Leere. Ceilidh hatte ihre Hoffnung bereits verloren. Dann erhielt die Engländerin einen Anruf von einer fremden Dame. «Sie sagte, sie habe Eco letzten Abend in ihrer Strasse beim Pipimachen gesehen.» Sofort ging Ceilidh an die angegebene Adresse. Ironie der Geschichte: Der Standort war keine 20 Minuten von dem Park entfernt, aus dem Eco gestohlen wurde. «Ich durfte in der Wohnung der Dame warten», sagt die Hundebesitzerin. «Über sieben Stunden war ich da.» Ceilidh wollte schon aufgeben und lief zu ihrem Wagen, als Eco aus einer Tür heraustrollte. «Ich rief sie – und sie rannte auf mich zu. Ich packte sie ins Auto und fuhr weg, so schnell ich konnte.»

Ceilidh hatte grosses Glück. Wie schlimm der Hundehandel geworden ist, zeigte kürzlich eine Reportage auf einem englischen TV-Sender. Das maskierte Mitglied einer Gang gab Auskunft und warnte Hundebesitzer, auf ihre Tiere acht zu geben. Der Gangster erzählte, wie eine französische Bulldogge in Rumänien 300 Euro, in England aber 3000 Euro einbrächte. «Wir schneiden ihnen ihre Chips raus und ersetzen sie mit neuen, englischen Varianten», erzählte er. Ob das Tier deswegen leiden muss, kümmert ihn überhaupt nicht. Für ihn sei es lediglich «Brot auf seinem Tisch». Und die Gesundheit der Hunde sei ihnen sowieso egal, sobald sie sie verkauft haben.

Der Hundedieb erklärte, dass durch die hohe Nachfrage das Geschäft vor allem mit Welpen sehr einträglich geworden sei. Unzählige Banden verdienen in ganz Europa daran. So, dass sie vom einen Ende Europas ans andere Ende gebracht werden, manchmal auch unter grauenvollen Umständen gezüchtet. «Wir nehmen die Hunde mit, von wo wir sie bekommen können, sei das aus einem Garten oder manchmal sogar aus Häusern. Oder wir locken sie in Parks von ihren Besitzern weg.» Ein schlechtes Gewissen hat er nicht. «Die Hunde sind für mich nur Geld.»

 

Ceilidh Barclay gab nicht nach, bis sie ihren geliebten Eco wiedergefunden hatte. Er war entführt worden.