Früher war ich Playboy – heute bin ich Pilger
Sein Leben bestand aus Partys, Alkohol und schönen Frauen. Doch Giuseppe wusste, dass Wohlstand nicht alles bedeutet.
«Eigentlich hätte ich zufrieden sein müssen − doch parallel zu meinem Kontostand stieg die Frustrationsrate!» Das sagt Giuseppe «Pino» Fusaro über sein altes Leben. Der 58-Jährige eröffnete schon im Alter von 17 Jahren sein erstes Restaurant, wurde in den darauffolgenden Jahren zum «Vorzeige-Italiener» von Nürnberg (D). Er war Promi-Wirt, Männer-Model und George-Michael-Double. Er hatte alles, wovon er als Gastarbeiterkind geträumt hatte. Nicht nur ein glamouröses Leben, Erfolg und Geld, sondern auch die schönsten Frauen. Für Aussenstehende kein Grund zum Jammern.
Rückblickend für Giuseppe Fusaro jedoch nichts, was ihn erfüllte: «Ich stand jeden Tag im Mittelpunkt. Eigentlich war genau das mein Traum gewesen, doch anstatt Glück zu empfinden, sehnte ich mich nach etwas, was ich nicht benennen konnte!»
2007 entschied er sich, auf dem Jakobsweg zu pilgern, um zu sich zu finden und «innere Reichtümer anzusammeln». Er verkaufte sein Hab und Gut und machte sich von Nürnberg aus zu Fuss auf den Weg nach Santiago de Compostela. 20 bis 30 Kilometer lief er am Tag, doch nach 1600 Kilometern überkamen ihn «Ängste und Zweifel», ob es wirklich richtig gewesen war, alles hinter sich zu lassen. Dann geschah ein Wunder: «In einem dunklen Waldstück fielen ein paar Sonnenstrahlen vor mir auf den Boden und bildeten ein Herz. Ein Herz aus Licht. Das war ein Zeichen», so der Pilger. Für ihn war es die «Bestätigung, auf dem richtigen Weg» zu sein.
Zurück in Nürnberg war jedoch nichts mehr wie zuvor. Die innere Unruhe kam zurück, und der ehemalige Wirt verfiel in schwere Depressionen. Am Ende versuchte er sogar, Suizid zu begehen. Vor seinem zweiten Versuch schlug er die Bibel auf, um eine letzte Botschaft zu lesen. Er stiess auf die Worte des Propheten Jeremia. Es waren Sätze der Hoffnung, die Giuseppe Fusaro sofort auf sich bezog. «Die Suizidgedanken, die Traurigkeit, alles war weg», sagte er zur Zeitschrift «Woche heute».
An diesem Tag liess er das tiefe Tal der Depressionen hinter sich und begann ein neues Leben. 2019 liess er sich im Jordan taufen, ist seitdem als Friedensbotschafter unterwegs. «Ich bin kein Suchender, Verzweifelter mehr. Ich mache keine Pläne mehr, welchen Weg ich gehe, sondern ich höre hin, wohin der Weg mich als Nächstes führen will.»