Ein Heim für geschundene Tiere
Hier geht es ihnen wieder gut: Die «Freedom Farm» kümmert sich um Tiere mit Handicaps. Das freut auch die menschlichen Besucher.
Eselin Miri lag zwei Monate verletzt in einem israelischen Strassengraben, niemand kümmerte sich um sie. Sie überlebte nur, weil es in der Zeit genügend regnete und es genug Fressen gab, das sie erreichen konnte. Als man sie endlich fand und ins Tierspital brachte, lernte sie dort ihre Artgenossin Gili kennen. Gili wurde von Soldaten an der Grenze zu Ägypten gefunden – stark blutend und mit einem fehlenden Vorderbein. Sie brauchte eine grosse Bluttransfusion – die gelang, weil Miri da war. Seither sind die beiden unzertrennlich und geniessen ihr Leben auf der «Freedom Farm». Die Eselinnen gehören zu den ersten Bewohnern auf diesem «Hof der Freiheit».
Die landwirtschaftliche Gemeinschaft nördlich von Tel Aviv besteht aus zwei Hektaren Land mit vielen grünen Weiden, Ställen und einer Scheune. Seit rund zwei Jahren steht die Infrastruktur. Und die Bewohner liessen nicht lange auf sich warten. Auf der «Freedom Farm» finden hauptsächlich Tiere aus der Fleischindustrie Unterschlupf, die wegen eines körperlichen Handicaps aussortiert und geschlachtet werden sollten. Oder Tiere, die von ihren Besitzern schändlich vernachlässigt wurden. Die meisten der heute 240 Hofbewohner entrannen dem Tod nur knapp.
Die beiden israelischen Tierschützerinnen Adit Romano (52) und Meital Ben Ari (38) haben mit dem Bauernhof ihren Traum wahr gemacht. Ihre Vision: Dass Menschen die Art, wie sie mit anderen Lebewesen umgehen, gründlich überdenken und ändern. Deshalb hat ihre Farm nicht nur den Zweck, Tiere zu retten, um die sich sonst keiner kümmern würde. Sie ist auch eine Begegnungszone und ein Lernzentrum für Besucher. «Wenn man möchte, dass Menschen ihre Herzen solchen Geschöpfen gegenüber öffnen, muss man sie zusammenbringen», erklärt Romano. Kollegin Meital Ben Ari fügt hinzu: «Besonders Kinder, die besondere Betreuung brauchen, freuen sich über einen Besuch bei unseren Schützlingen.»
Der jüngste Neuzugang ist die fünf Monate alte Kuh Nir. Eines ihrer Hinterbeine musste amputiert werden. Sie läuft jetzt auf einer Prothese. Die Kosten für das künstliche Bein und die medizinische Versorgung erhalten die Tierschützer durch Crowdfunding im Internet.
Die ganze Farm am Laufen zu halten, kostet rund eine Million Euro pro Jahr. Immer abhängig davon, wie viele Material- und Geldspenden eingehen und wie viele ehrenamtliche Arbeiter aus Israel und dem Ausland zum Helfen kommen.
Eine Besucherin der «Freedom Farm» sagt: «Ich sorge mich um die Zukunft der Menschheit. Doch dieser Ort gibt einem Hoffnung.»