Eigene Hochzeit verschenkt − sogar samt Brautkleid
Kurz vor dem Ja-Wort gab die Braut ihrem Verlobten den Laufpass – und die Feier an ein anderes Paar weiter. Der Grund dafür war seine Untreue.
Alles war für die glanzvolle Hochzeit vorbereitet. Mehrere tausend Dollar hatte Kolbie Sanders (24) für eine Party mit zahlreichen Gästen angezahlt. Die Zeremonie sollte im eleganten Hochzeits-Palast «Belle Vue» in der Stadt Tyler im US-Staat Texas stattfinden. Braut und Bräutigam Skylar Cotton (29) kannten sich seit vier Jahren und hatten vor 18 Monaten entschieden, ihre Beziehung offiziell zu machen.
Die Hochzeit würde in einer Woche stattfinden. So lange hatte der junge Mann, der werktags auf den texanischen Ölfeldern arbeitet, offenbar nicht warten wollen: Wenige Stunden vor dem grossen Tag kamen der Studentin, die seine Gattin werden sollte, böse Gerüchte über ihren Zukünftigen zu Ohren. Er sei nicht treu, hiess es. Sie stellte Skylar zur Rede, glaubte aber seinen Unschuldsbeteuerungen nicht. «Ich wachte morgens auf, und mir wurde klar, dass ich ihn nicht heiraten sollte», sagt sie. «Ich gebe zu: Es war sehr kurzfristig. Doch man kann nicht heiraten, wenn man fühlt, dass die Ehe nicht andauern wird.»
Was war nun mit der angezahlten Party, mit Dekorationen, Blumen, Speisen, Getränken, der Musik? «Belle Vue» bot an, die Anzahlung von 3500 Dollar auf Eis zu legen, damit Kolbie eines Tages eine zukünftige Hochzeit finanzieren könne. Sie müsse ihre Entscheidung aber innerhalb von 24 Stunden treffen, denn sonst sei das Geld weg.
Die gescheiterte Braut war indes so enttäuscht von Männern, dass sie im Augenblick nicht an eine neue Beziehung denken mochte. «Ich war völlig durcheinander und deprimiert», erzählt sie. «Meine Zukunft schien in Frage gestellt: Beziehung, Geld, Universität. In einer Welt zu schwimmen, die dich ertrinken lassen will, ist hart. Ich dachte daran, meinen Rucksack zu packen, in mein Auto zu springen und einfach loszufahren, bis mein Benzintank irgendwo leer ist.»
Doch dann hatte sie eine bessere Idee: Ein anderes Paar sollte an ihrer Stelle den Bund fürs Leben schliessen. Sie bot die bezahlte Hochzeitsparty auf Facebook an – mit zwei Bedingungen: Sie wollte eine kurze Beschreibung des interessierten Paares. Und ausserdem müsse es sofort antworten und bereit sein, an Kolbies geplantem Hochzeitstag zu heiraten. In einer Woche!
Sofort wurde sie mit hunderten von begeisterten Anfragen überschüttet. «Ich las sie alle sorgfältig. Wägte ab, wer in Frage kam. Ich sass bis um fünf Uhr morgens vor meinem Computer. Dann überliess ich dem Schicksal die Entscheidung.» Sie schrieb 45 Namen auf einzelne Zettel, warf sie in ein grosses Küchensieb, schüttelte alles gut durcheinander und fischte einen Papierschnitzel heraus.
Die Glücklichen waren Halie Hipsher (22) und Matthew Jones (24): Ein Paar, das bereits einen sieben Monate alten Sohn namens Riley hatte, aber nicht genug Geld, um zu heiraten. Das lag daran, dass Halies Opa an tödlichem Krebs litt, und die jungen Leute für seine teure Behandlung aufkamen. Als Kolbie bei ihnen anrief und sie informierte, dass sie das grosse Los gezogen hatten, war die Freude riesig. Sie heirateten termingerecht anstelle von Skylar und Kolbie. Sie und Halies Grossvater waren Ehrengäste. Während der Feier trug die Braut Kolbies Hochzeitskleid, das die Spenderin ihr grosszügig überlassen hatte. Mehrere Leute und Geschäfte, die von dem Ereignis gehört hatten, schenkten dem Paar zudem die Hochzeitsfotografie, das Frisieren und Schminken, Torten und Kuchen.
Eine Woche nach der Feier erhielt Kolbie einen Anruf von Halie – mit einer traurigen Nachricht. «Mein Opa hat uns heute für immer verlassen», teilte sie ihr mit. «Ihre Tat hat ihn glücklich gemacht. Ich finde keine Worte, um Ihnen dafür zu danken.»
Nach all der Aufregung hat Kolbie ihr Studium wieder aufgenommen: Sie will Lehrerin werden. «Die Idee, eines Tages Kindern Wissen beizubringen, bereitet mir Freude», sagt sie. Die Kosten des Universitätsbesuchs bezahlt sie mit ihren Einkünften als Kellnerin. «Ich bin überzeugt, das Beste für Skylar und mich getan zu haben. Ich weiss, dass es zu etwas Gutem führen wird.» An Halie und ihren Mann gewandt, hatte sie auf deren Hochzeit gesagt: «Ich hoffe, meine Entscheidung wird Ihnen und Ihrer Familie viel Glück bringen.»