Schicksale
Die kleine Freundin aus der Wüste
Der Extremsportler Dion Leonard ahnte nicht, dass eine Hündin sein Leben für immer verändern würde.
Es war noch heisser als sonst, als Dion Leonard (43) an diesem Tag durch die Wüste Gobi (Mongolei, China) joggte. Der Ultramarathonläufer nahm an einem 250-Kilometer-Rennen teil. Plötzlich hörte er hinter sich ein Winseln. «Ich fuhr herum und staunte, denn ein kleiner Hund folgte mir», erinnert sich der Extremsportler. «Die Zunge hing ihm heraus. Offenbar hatte er gewaltigen Durst. Ich gab ihm von meinem knappen Wasser.» Wie sich herausstellte, war es ein Weibchen. Er nannte es ganz einfach Gobi. Von da an folgte sie ihm, als gehörten die beiden schon ewig zusammen.
Wenn Dion merkte, dass Gobi nicht mithalten konnte, lief er langsamer. «Manchmal war sie auch schneller als ich und wartete 20 Minuten weiter.» So bestritten sie die Etappen gemeinsam. Abends im Camp teilte er sein
Essen mit ihr. «Sie eroberte mein Herz, weil sie so treu war», sagt Dion. Er beschloss, Gobi in seine Heimat Edinburgh (Schottland) mitzunehmen. Papiere für sie zu bekommen, war aber teuer. Daher musste er Gobi zunächst bei einem einheimischen Läufer lassen. Zu Hause sparte er seinen Arbeitslohn in einer Whiskey-Destillerie für Gobis Reise.
Doch als er sie schliesslich holen wollte, war sie verschwunden! Weggelaufen, um Dion zu suchen? Wochenlang forschte er mit Freunden nach ihr, durchsuchte Parks und Tierheime, stellte Fotos ins Internet und hängte Plakate auf. Nach 14 Tagen meldete sich ein Tierfreund. Er hatte im Park einen kleinen, hinkenden Hund gefunden, zum Tierarzt gebracht und sogar die Behandlung bezahlt. «Als ich Gobi endlich wiedersah, weinte ich», erzählt der Sportler. «Sie stürmte auf mich zu, sprang mir in die Arme und bellte vor Freude. Da ver-sprach ich ihr, dass ich sie nie mehr allein lassen werde.»