Aus Eifersucht wurde Hass. So tiefer Hass, dass Oliwia (15) aus Detmold (D) ihren eigenen Bruder tötete. 28-mal stach der Teenager auf den schlafenden Nicolas (3) ein. Jetzt wurde Oliwia verurteilt: zu sieben Jahren und sechs Monaten Jugendhaft. Die Richter am Landgericht blieben damit unter der Höchststrafe des Jugendstrafrechts (zehn Jahre), weil die Angeklagte voll geständig war.
Die tragische Geschichte des Mordfalls begann in Polen: Dort wuchs Oliwia bei ihrem Vater auf, soll von ihm misshandelt worden sein. Als sie zehn Jahre alt war, holte ihre Mutter Agnieszka P. (46) sie zu sich. Etwa zur selben Zeit wurde Oliwias Mutter von ihrem neuen Mann schwanger, der gemeinsame Sohn Nicolas kam Ende 2015 zur Welt. Auch Nicolas’ Vater verliess die Familie. Oliwia lebte seitdem mit ihrer Mutter, Nicolas und ihrer Oma in einer Drei-Zimmer-Wohnung.
Das Mädchen entwickelte im Laufe der Zeit eine Abneigung gegen seinen Bruder, war eifersüchtig auf ihn. Nicolas habe sich ständig an ihren Sachen vergriffen, sagte Oliwia später. Oft musste sie auf ihn aufpassen, wenn ihre Mutter und die Grossmutter arbeiten waren. So war es auch am 6. November, an dem Tag, an dem sie das Leben von Nicolas beendete. Am frühen Morgen verliess die Mutter die Wohnung. Als sie am Abend heimkam, war alles anders: kein Kinderlärm, kein Licht. Oliwia war nicht zu Hause. Als sie in Nicolas’ Zimmer ging, der Schock: Ihr Sohn lag tot in seinem Bett! Getötet von seiner Schwester! Hinter dem Leichnam an der Wand befand sich eine Botschaft aus Blut: «Hier hast du deinen Sohn.»
Gegen 21 Uhr wurde die Polizei alarmiert. Erst am folgenden Tag fanden Beamte Oliwia im neun Kilometer entfernten Lemgo. Vor einem Haftrichter gab sie später an, sich selbst für die Täterin zu halten, sich aber nicht an die Tat zu erinnern. Seit dem Mord sass sie in Untersuchungshaft. Ihre Mutter sagte nach dem Urteil: «Ich werde Oliwia nicht alleine lassen. Ich werde sie im Gefängnis besuchen, ihr Briefe schreiben und ihr sagen, dass ich sie sehr liebe. Ich vergebe ihr alles, was passiert ist.»
