Baby und Ehefrau an Krebs gestorben

Ganz unerwartet verstarb erst seine Gattin Cecilia, dann ein Jahr später sein kleiner Sohn Emil. In einem berührenden Buch beschreibt Stefan Krauth, was ihn trotz dieser Verluste tröstete.

«Es war doch alles ganz harmlos: «Als Emil am Abend aufwachte und weinte, brachte ich ihn, damit er Cecilias Schlaf nicht störte, ins Wohnzimmer. Er schlief wieder ein. Ich beugte mich über das schlafende Kind und hielt mein Gesicht ganz nah an seins.» Während Stefan Krauth (41) aus Berlin den friedlichen Anblick seines einige Monate alten Sohnes genoss, starb seine Frau wenige Meter entfernt. Er erinnert sich: «Als ich ins Schlafzimmer trat, zeichnete sich Cecilias Körper merkwürdig verdreht unter der Bettdecke ab.» Er habe ihren Namen gerufen, habe aber doch geahnt, dass man so nicht atmen und leben konnte.

Tags zuvor hatte die junge Mutter über Kopfschmerzen geklagt.  24 Stunden danach starb sie – an einem vorher unentdeckten Hirntumor. So erzählt Stefan sein Schicksal in seinem Buch «Stummer Abschied».  Trotz des unvorstellbaren Schreckens und der Grausamkeit des Ganzen findet der Rechtsanwalt zarte Worte. Er schreibt: «In ihrem Gesicht sah ich die Endgültigkeit des Todes und die letzten, verschwindenden Spuren des Lebens.» Unfassbar: Nur ein gutes Jahr später erkrankte Emil ebenfalls an Krebs.

Anfangs hatte Stefan Krauth versucht, im Tod seiner Frau einen Sinn zu sehen: Cecilia war gestorben, damit Emil leben durfte. Ihn würden die Ärzte retten können. Dieser Gedanke tröstete ihn. «Über all die Wochen kauerte oder lag Emil auf mir; sein rechter Arm umschlang meinen Hals, und obschon er zu schlafen schien, streichelten seine Finger mein linkes Ohr, als wollte er mir sagen: ‹Ich bin da, ich passe auf dich auf.›»

Doch alles Hoffen war vergebens – mit nur 18 Monaten starb der Kleine. «Im Laufe des Tages wurde Emils Atem zu einem vibrierenden, sich endlos wiederholenden und qualvollen Brummen. Dieses Brummen erfüllte den ganzen Raum und legte sich über das Schweigen der Besucher, die gekommen waren, um sich von Emil zu verabschieden.»

Wie lebt ein Mensch nach solchen Schicksalsschlägen weiter? Dem Verlust seiner Frau versuchte Stefan Krauth zu entfliehen, indem er mit Emil viel herumreiste. Jetzt hat er gegen den doppelten Schmerz angeschrieben. Dank des Buches sei er wenigstens nicht länger mit seiner Geschichte alleine, sagt er.

Buch-Tipp

Stefan Krauth: «Stummer Abschied – Erinnerung an Cecilia und Emil» (Rowohlt Verlag, Fr. 26.50).