Zu rasten liegt ihm nicht

Der Bündner geniesst sein Leben als Rentner, gleichzeitig aber auch seine vielen ­Theaterrollen. Und so bewegt sich der Schauspieler bewusst zwischen Arbeit und ­Ruhestand, Stadt- und Landleben sowie Gemeinschaft und Alleinsein.

Von Aurelia Robles

Als Pensionär ist Andrea Zogg zum Rosinenpicker geworden – zumindest bei der Arbeit. Kaum hatte der Schauspieler das Rentenalter erreicht, machte er «praktisch ein Jahr nichts, was ich sehr genossen habe». Zugleich wusste der 67-Jährige, dass er wieder arbeiten würde. «Das Schauspiel ist meine Passion, ich kann gar nicht anders.» So entschied sich der Bündner, nur noch die Rosinen herauszupicken.

«Freitag ist Kiwi-Tag» ist eine dieser ­Rosinen. Seit letzter Woche und bis Ende März steht Andrea Zogg damit auf der Bühne des Casinotheaters Winterthur. Er verkörpert Bernhard, einen Bünzli-Buchhalter, wie er seine Rolle beschreibt. Diesem kommt der geliebte Freitags-Kiwi-Joghurt abhanden, was Streit mit dem Sohn und den Mitmenschen auslöst. Eine Geschichte, die letztendlich das Thema Einsamkeit im Alter aufgreift. «Mich berührt, dass das Stück lustig, aber auch eine Schwarze ­Komödie ist, bei der das Leben einbricht», sagt Zogg. «Wenn in einem Stück Tragik und Komik aufeinandertreffen und es ­dabei noch Lacher gibt, finde ich das grossartig.» Denn so sei oftmals halt auch das richtige Leben. «Es geht ­einem nicht immer nur gut oder nur schlecht.»

Genau das musste Andrea Zogg, der mit seiner Frau, Autorin und Regisseurin Eva Roselt (65), drei erwachsene Söhne hat, auch schon als Rentner erfahren. So freut es den Freiberufler, «dass ich monatlich eine AHV-Rente erhalte.» Lachend fügt er an: «Und oft gehe ich mit dem Rentner-Abo in die Tamina-Therme, das ist super!» Bezüglich Leid hat er vergan­genen Winter ein paar herausfordernde Wochen hinter sich. An der Zürcher Bahnhofstrasse rutschte er auf einer Eisplatte aus und brach sich eine Rippe. «Zwei ­Monate bin ich fast nur gelegen», erzählt er. Weitere Wochen war er eingeschränkt, weil er sich ambulant Krampfadern ent­fernen liess. «In jener Zeit war eher die ­Tragik, nicht die Komik auf meiner Seite.» Wegen ­Diabetes 2 muss er ausserdem auf seine geliebten Süssigkeiten verzichten. «Aber mein Lebenscredo ist: Etwas Posi­tives für sich rausnehmen, die ­Sache hinter sich lassen und vorwärtsgehen.» 

Und so steht Andrea Zogg viel hinter und auf der Bühne – aktuell auch dank einer Kortisonspritze. «Klar mute ich mir manchmal zu viel zu.» Aber nicht zuletzt wegen seiner Engagements kennt er die Thematik von Einsamkeit im Alter nicht persönlich. «Ich muss eher schauen, dass ich auch mal ­allein bin.» Dennoch schwärmt er: «Wenn ich arbeite, bin ich gerne in der Stadt. Aber sobald ich fertig bin, will ich raus, meine Ruhe haben» Den Sommer hält er sich deshalb fix frei. Dann stehen ganz in Ruhe Holzhacken im eigenen Wald an sowie das Geniessen des Daheims in Valzeina GR