Michael von der Heide und Sina
«Wir wissen genau, wie sich der andere fühlt»
«Tu m’as plaît depuis le debut» – du hast mir von Anfang an gefallen, heisst es in «Rien que des amis», dem neuen Duett von Sina (49) und Michael von der Heide (44). Der Anfang, das war damals, als Sina aus dem Wallis, Michael aus Amden ins Zürcher Stadtleben katapultiert wurden. Beide hatten die lauschige Heimat in den Bergen hinter sich gelassen und sich in die grosse Welt gewagt.
Das Lied erzählt von Nächten bei Wein und Gesang. Von verflossenen Liebschaften, zerbrochenen Träumen, vergangenen Jahren – und ihrer Freundschaft, die daneben immer bestehen blieb: «Du lässt mich meine Tränen vergessen. Du bist mein Schutzengel und hast mir schon manchmal ein bisschen das Leben gerettet.»
«Rien que des amis» («Einfach Freunde») ist die Geschichte von Sina und Michael. «Ich habe dem Texter Jan Savenberg, der schon für Johnny Hallyday geschrieben hat, von uns erzählt und ihm zwei A4-Seiten mit Anekdoten vollgeschrieben. Ich wollte Sina einen perfekten Song vorlegen. Keine vage Idee, dafür respektiere ich sie zu sehr», sagt Michael. Sina zögerte nicht lange. Die zwei Stimmen harmonieren in diesem auf sie zugeschneiderten Lied perfekt. Erstmals über den Weg liefen sich Sina und Michael Anfang der 90er-Jahre bei der Zürcher Sängerin und Gesangslehrerin Christina Jaccard. «Wir hatten unsere Lektionen jeweils nacheinander», erinnert sich Michael. «Meine Ehrfurcht vor Sina war gross, weil sie schon öffentlich auftrat. Ich habe jeweils an der Türe gelauscht, was sie macht.»
Es blieb nicht beim Lauschen. Sie lernten sich kennen, entdeckten viele Gemeinsamkeiten und fanden Halt beim anderen. Sina: «Wir waren beide in einer wichtigen Entwicklungsphase. Wir hatten einen ähnlichen Weg hinter uns und wussten, wie sich der andere fühlt. Wir waren wie Hänsel und Gretel in der Grossstadt.» Daraus entwickelte sich eine tiefe Verbundenheit. Sie unterstützten sich gegenseitig. Sina brachte ihr erstes Album 1994 auf den Markt, Michael seines ein Jahr später: «Sina hatte das, was auf mich zukam, schon erlebt. Wie eine grosse Schwester konnte ich sie alles fragen.»
Das ist bis heute so geblieben. Jedes Wiedersehen ist eine grosse Freude. Ob privat oder beruflich. Sina und Michael haben viele gemeinsame Projekte verwirklicht. Jetzt treffen sie sich nach einem Vierteljahrhundert wieder mit ihrer damaligen Lehrerin Christina Jaccard. Sie sind für ein spezielles Projekt zusammen im Studio.
Auch Christina erinnert sich an die Zeit, als die beiden jungen Talente bei ihr nach ihrem Stil suchten. «Bei Sina dachte ich, sie würde Richtung Soul gehen und war überrascht, als sie ihre eigenen Kompositionen mitbrachte – eher rockig, poppig.» Bei Michael sei von Anfang an klar gewesen, dass Chanson sein Ding sei. Die enge Bindung der beiden erstaunt sie nicht: «Sie waren die Art Schüler, die nicht viel reden im Unterricht, sondern lernen wollen. Beide waren karrierebewusst, hatten eine ähnliche Arbeitsphilosophie. Das zieht an, solche Menschen finden zusammen.»