Paola Felix
Von Glück erfüllt nach Zeitreise
Ihre Hits sind unvergessen. Diese singt die Künstlerin seit ihrem Rückzug aus dem Showbusiness aber nicht mehr. Für eine Spezialsendung übernahmen das nun andere – was sie riesig freute.
Als Treffpunkt hat Paola Felix das «Concerto», das hauseigene Restaurant der Tonhalle, ausgesucht. «Passender könnte es doch nicht sein», meint die 68-Jährige augenzwinkernd. «Zudem befindet sich gleich nebenan das Theater St. Gallen. Wir sind hier umgeben von Kultur.» Und von netter Bedienung, die sich, nachdem sie die bestellte Tasse Kaffee serviert hat, diskret zurückzieht.
Mit einem kurzen Nicken und einem bezaubernden Lächeln quittiert Paola Felix die Blicke der Gäste vom Nebentisch – auch bald 30 Jahre nachdem sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, wird die berühmte St. Gallerin noch immer erkannt, die Leute freuen sich, sie zu sehen. Ein Wiedersehen im grossen Stil beschert ihr nun das Schweizer Fernsehen. Darüber wollen wir uns mit der ehemaligen Schlagersängerin und Moderatorin unterhalten. Mit «100% Schweizer Musik – Paola & Friends» widmet ihr SRF am 15. Dezember eine eigene Sendung. Aufgezeichnet wurde sie im September, in einer idyllischen, direkt am Walensee gelegenen Location. Nach Polo Hofer (2015), Peter Reber (2016) und DJ BoBo (2017) ist sie die erste Frau, die mit einer Hommage gewürdigt wird.
Wie war ihre erste Reaktion, als man ihr den Vorschlag unterbreitete? «Nachdem es nun schon so lange her ist, dass ich mich aus dem Showbusiness zurückgezogen habe, empfinde ich es als eine grosse Ehre, dass man mir diese Sendung widmet. Ich habe mich sehr darüber gefreut.»
Ihr Rücktritt damals sei ein Entscheid gewesen, den sie nie bereut habe, versichert sie einmal mehr. «Meine Sehnsucht nach einem Vierteljahrhundert Showbühne war, mehr Zeit für die Familie zu haben und das Privatleben geniessen zu können. Aber es war auch mein Wunsch, mit den Liedern, die ich bis dahin gesungen hatte, beim Publikum in Erinnerung zu bleiben. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen.» Dass ihre Songs auch nach so langer Zeit noch präsent sind, habe sie auch durch die Liederauswahl der «Friends» gespürt, die ihre Hits in der Show interpretieren. Gross vorbereiten auf die Sendung konnte sie sich nicht. Sie wusste auch nicht, was sie erwarten würde. «Mir wurde lediglich gesagt: ‹Lehnen Sie sich einfach zurück, lassen Sie sich überraschen und geniessen Sie den Abend!› Ich wusste nur, wer meine Gäste sein werden, und auf jeden von ihnen habe ich mich sehr gefreut.»
Und die sorgten für einen Höhepunkt nach dem anderen: Peter Reber, Pepe Lienhard, Beatrice Egli, Luca Hänni, Michael von der Heide und die Überraschungsgäste Pino Gasparini und Peter Kraus bescherten Paola Felix einen unvergesslichen Abend voller Musik und Emotionen. Es wurde ein Abtauchen in die Vergangenheit, bei dem sie mitsang und mitklatschte. Und bei dem von Michael von der Heide vorgetragenen Lied «Rosafarben», das sie für ihren geliebten Kurt geschrieben hatte, wischte sie sich verstohlen ein Tränchen weg. «Es war eine wunderbare Zeitreise. Von meinem ersten Auftritt bis zu dem Zeitpunkt, als ich aufgehört habe. Am Ende der Sendung war ich von Glück erfüllt.»
Für Erinnerungen und viele Lacher sorgen auch die zahlreichen Filmeinspieler, die SRF mit viel Gespür zusammengesucht hat. Konnte sie sich an alle Begebenheiten erinnern? «Ja, auf jeden Fall. Bei einigen wusste ich zwar nicht, dass es die Aufnahmen noch gibt. Aber die Erinnerungen waren sofort da.» Und das ohne jegliche Wehmut. «Wenn man so viel Positives erleben durfte, denkt man auch gerne daran zurück. Kurt und ich haben im richtigen Moment aufgehört. Wenn’s am schönsten ist, sollte man gehen. Und daher habe ich nur schöne Erinnerungen.»
Dass sie inzwischen als Legende bezeichnet wird, bringt sie zum Schmunzeln. Da gehe es ihr nun wie damals Kurt, als er bei einer Ehrung sagte: «Früher war ich TV-Macher, heute ist mein Beruf TV-Legende.» Sie empfinde das als grosses Kompliment. «Und das meinte ich auch, als ich sagte: Es ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Ich habe an meinem 40. Geburtstag auch aufgehört, weil ich mir überlegte, dass ich jetzt mein Repertoire ändern müsste. In diesem Alter singt man nicht mehr über die erste Liebe oder erste Verliebtheit.» Man habe ihr schon den Vorschlag unterbreitet, tolle Literatur wie etwa Brecht-Lieder zu interpretieren oder ins Chanson-Fach zu wechseln. «Aber ich habe meine Lieder, die ich bis zu meinem Abschied gesungen habe, geliebt. Und wenn ich mit denen beim Publikum in Erinnerung bleibe, bin ich glücklich.»
«100% Schweizer Musik – Paola & Friends» wird sich die ehemalige Entertainerin zusammen mit Familie und Freunden anschauen – die fertige Fassung hat sie noch nicht gesehen. «Ich bin gespannt und dem SRF natürlich sehr dankbar, dass es mir diese Sendung, mit viele Liebe gestaltet, geschenkt hat. Es ist dem TV-Team gelungen, treffende Momente aus meinem Leben herauszupicken. Ich habe mich wirklich zurückgelehnt und mich über jede Sekunde gefreut.»