«Vater zu sein, ist das Tüpfelchen auf dem i»

Der Berner Sänger und frühere «DSDS»-Gewinner hat sich längst in der Schweizer Show-Szene ­etabliert. Privat hat er als Vater und Ehemann sein Glück gefunden. Nun ist er 30 geworden und spricht über die Herausforde­rungen und Freuden des Familienlebens und seine beruflichen Träume.

Von Aurelia Robles

Soeben ist Luca Hänni mit Frau ­Christina und dem viermonatigen Töchterchen nach Hause gekommen. Die junge Familie ist mit dem Bus ins nahe­gelegene Thun gefahren, um dort Mittag zu essen. «Ein ganz normaler Mittwoch junger Eltern eben», meint der Sänger und fügt lachend an: «Manchmal weiss ich gar nicht, welcher Tag es ist.» Nun schläft die Kleine und Luca, der vor kurzem 30 geworden ist, hat Zeit für das Interview. 

Seit seinem Sieg bei der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» ist in den letzten zwölf Jahren aus dem «Berner Giel» und ehemaligen Maurerlehrling aus Uetendorf BE ein Entertainer, Eigenheimbesitzer, Ehemann und Vater geworden. «Wenn ich mir mein Leben überhaupt so weit vorgestellt habe, dann so», sagt Luca Hänni. «Für mich passt das jetzt in diesem Alter super.» 

Der traditionelle Weg hat sich für Luca und Christina Hänni (34) richtig angefühlt. «Eigentlich ist bei mir nun bereits alles durch! Kommt da noch was?» Luca Hänni ist in der Öffentlichkeit stets gut gelaunt und nie um eine Antwort verlegen. Bei «DSDS» war er der Sonnyboy. «Es ist schon verrückt, dass ich mittlerweile im Berufs­leben immer mehr auf jüngere Leute treffe. Ich bin jetzt in dem Alter, in dem die nächste Generation nachkommt.» 

Im Alter von 17 Jahren wird Luca Hänni bekannt. Erstmals das Gefühl, erwachsen zu sein, hatte er «natürlich mit 18, wie alle anderen. Aber da ahnte ich nicht, was an Verantwortung noch alles auf mich zukommt.» Er gibt ehrlich zu, dass er sich zuerst daran gewöhnen musste. «Es fing an mit dem Hauskauf, dann der Hochzeit und nun die Vaterrolle, die ist das Tüpfelchen auf dem i. Viel mehr an Verantwortung kann man nicht haben», sagt er. Und ergänzt selbstbewusst: «Ich würde behaupten, dass wir es als Paar und frisch gebackene Eltern nicht schlecht machen.»

Vergangenen Juni hat ihre Tochter das Licht der Welt erblickt. Während des Sommers pausierte das Paar bewusst. «Das war für uns eine gute Entscheidung.» Mit Gattin Christina, die er 2020 als seine Tanzpartnerin in der deutschen TV-Show «Let’s Dance» kennengelernt hatte, arbeitet er öfter zusammen, gemeinsam moderieren sie «Young Artists» von Das Zelt. «Wir beide ­arbeiten gerne und sind noch am ­Herausfinden, wie wir alles am besten ­machen können. Mal schaut sie, mal ich zur Kleinen. Zudem haben wir familiäre Unterstützung.» 

Mehr Gedanken

Die Tochter ist jetzt wieder wach, und Luca Hänni hebt sie sanft aus dem Kinderwagen in ihr Bettchen. «Heute hat sie ihren ersten Babytrainer an und ein Käppi, so herzig. Sie ist ein cooler Wurm.» Seine Vaterrolle lebt er nach reiner Intuition. «Christina legte mir während ihrer Schwangerschaft immer das gleiche Lernbuch vor. Doch ich habe kaum eine halbe Seite gelesen», sagt er. «Dafür, dass ich auf diese Rolle nicht so gut vorbereitet war, funktioniert bisher alles ganz gut.» Auf einer App namens «Oje, ich wachse!» macht er sich dennoch schlau ­darüber, welche Phase sein Baby gerade durchlebt. «Seit Beginn ist schon sehr viel passiert. Sie kann jetzt den Kopf heben und halten. Sie greift, schaut wie verrückt um sich, lacht – manchmal auch mit Ton», ­erzählt er begeistert. «Gerade finde ich es sehr toll. Sie ist etwas mehr da, viel aufmerksamer.»  

Die Geburt der Tochter hat im Leben von Luca Hänni die Prioritäten neu geordnet. «Lange stand der Job an erster Stelle. Doch nun ist es ein ganz anderes Heimkommen mit der Kleinen. Es ist mein Tages-Highlight.»  Auch macht er sich als Vater mehr Gedanken über den Zustand der Welt und vor allem der Umwelt. «Ich bin ­sicher reflektierter geworden.» Für ihn sei es immer selbstverständlich gewesen, dass mit der Aare und dem Thunersee Wasser vorhanden ist. «Doch wenn ich die Gedanken weiterspinne, woher das Wasser kommt, habe ich schon mehr Sorgen», sagt er. «Gleichzeitig empfinde ich aber auch eine grosse Wertschätzung für die Familie, die wir haben, und für das privilegierte Leben, das wir führen dürfen.» Und obwohl erst 30-jährig, ist er einfach froh, «wenn der ganze Apparat Mensch, sprich mein Körper, funktioniert und wir alle gesund sind.» 

Voller Dankbarkeit

Einen Tiefpunkt hat Luca Hänni aber auch durchlebt. 2014 und 2015 geriet seine Karriere ins Stocken. Der Erfolg blieb aus, und das Schicksal vieler Castings-Stars drohte ihm: In der Versenkung unterzugehen. Dann gewann er 2017 die Tanzshow «Dance, Dance, Dance». «Das hat mir gutgetan und wörtlich Bewegung in die Sache gebracht. Ich bin aus mir rausgekommen.» Er lacht. «Alle waren überrascht, insbesondere meine Mutter, dass ich tanzen kann.» Es folgten sein vierter Platz beim Eurovi­sion Song Contest 2019 mit «She Got Me», TV-Juroren-Jobs bei «The Masked Singer» und bei «Stadt, Land, Talent», die grosse Liebe mit Christina und schliesslich das erste Kind. «Ich habe bisher schon sehr Glück gehabt und denke manchmal, dass es schon fast zu schön ist. Ich müsste auf jedes Holz klopfen.» Aktuell träumt er von «einer tollen eigenen Entertainment-Show mit Tanz und Gesang. Eine Show, in der verschiedene Welten zusammenkommen und ich der Gastgeber bin.» Zudem liebäugelt er mit der Schauspielerei, kann jedoch noch nicht mehr erzählen.  

Der grösste private Meilenstein, an dem Luca Hänni persönlich am meisten gewachsen ist, sei der Erwerb des Eigenheims gewesen. «Das hat viel ausgemacht, dass ich mich angekommen fühlte. Es ist etwas, das wir uns erschaffen haben und das uns niemand mehr nehmen kann.» So wünscht er sich zu seinem 30. Geburtstag nichts mehr, als dass alles so weitergeht. Denn ­allein durch all seine Rollen gibt es täglich genügend Verpflichtungen zu erledigen. «Vor allem rund um das Haus. Gerade spinnt der automatische Rasenmäher und bleibt immer irgendwo hängen. Da muss Vater wieder mal flicken», erzählt Hänni ­lachend. Der Sonnyboy steckt auch mit 30 noch in ihm. «Die Leichtigkeit, das ist mein Wesen. Und ich lebe sehr stark im Hier und Jetzt, bin kein verkopfter Mensch.» Dennoch weiss er, was als Nächstes ansteht: «Ich muss den Karton entsorgen und noch zwei Päckli auf die Post bringen.» Ein ganz normaler Mittwoch eben.