Dominic Deville
Über den Tellerrand schauen
Früher spielte er Otto- und Loriot-Nummern nach. Heute überzeugt er als Late-Night- Talker beim SRF. In all den Jahren hat sich eines kein bisschen geändert: Er unterhält gerne ausserhalb des Gewohnten.
Er hat sich unter vielen Kandidaten für die Nachfolge des scheinbar unschlagbaren Satire-Duos Giacobbo/Müller behauptet und die Zuschauer mit seiner Late-Night-Show «Deville» sogar so weit überzeugt, dass sie seine Vorgänger kaum noch vermissen. Laut Dominic Deville (45) eignen sich seine Charaktereigenschaften für unterschiedlichste Berufe – wie Kindergärtner, Punkmusiker und TV-Moderator. Er hat alles stets mit Leidenschaft getan – und deshalb mit Erfolg. Neben seiner Fernsehtätigkeit ist er in verschiedenen Bühnenstücken und Kinofilmen zu sehen. All das bringt der zweifache Vater scheinbar locker unter einen Hut.
GlücksPost: Sie haben in Ihrem Leben sehr viel ausprobiert, vom Kindergärtner bis zum Punkmusiker. Fühlen Sie sich jetzt angekommen mit Ihrer Late-Night-Show?
Dominic Deville: Ich denke nicht, dass ich diese Dinge «ausprobiert» habe. Ich habe sie gelebt. Habe alles mit Leidenschaft und Überzeugung gemacht und immer so, als wäre es das Letzte, was ich je tun würde. Jetzt ist es eben Fernsehmoderator. Morgen vielleicht Bäcker. Ich liebe Croissants!
Wieso sind Sie eigentlich Kindergärtner geworden? Es passt so gar nicht zu dem Bild, das seit Ihrem Bekanntwerden transportiert wird.
Ich stelle mich gerne vor Menschen hin und bin laut, überzeugend, manchmal albern, manchmal chaotisch, vielleicht hin und wieder etwas belehrend und der absoluten Kreativität verpflichtet. Das ist doch perfekt für einen Kindergärtner – und für einen LateNight-Moderator. Finden Sie nicht?
Waren Sie schon immer jemand, der sich gerne zeigt? Wie hat sich das geäussert, als Sie ein Kind waren?
In der Tat habe ich mein erstes Taschengeld mit Loriot-, Otto- und Marco-Rima-Nummern gemacht, die ich als Kind im Verwandtenkreis aufgeführt habe.
Sie haben unter den getesteten, potenziellen Nachfolgern für Giacobbo/Müller das Rennen gemacht und die Late-Night-Nachfolge-Schlacht «überlebt». Stolz?
Stolz ist das falsche Wort. Aber hat nicht jeder «Überlebende» die Pflicht, die Fackel, die Botschaft weiterzutragen? Ich mache diesen Job für alle, die auf der Strecke blieben und im Giftschrank des SRF teils zu Unrecht verschwanden. Müslüm, Michel Gammenthaler und Michael Elsener: Ich tu es für euch! Und für meine Mama.
Gibt es Auflagen für die Show? Oder haben Sie sich wie Giacobbo/ Müller das Recht zur zensurfreien Unterhaltung ausbedungen?
Da ich die Show gemeinsam mit meinem eigenen Team schreibe, produziere und auch schneide, habe ich keinerlei Auflagen ausser zu unterhalten und hin und wieder den Ombudsmann (Anlaufstelle für Reklamationen das SRF betreffend, Anm. d. Red.) zu beschäftigen. Also: maximale Freiheit.
Ich habe Ihr Autorenteam kennenlernen dürfen. Alles tolle Leute mit tabulosem Humor – genau das, was Sie brauchen. Wie haben Sie sich gefunden?
Ja. Noch immer denken viele Zuschauer, dass ich mir das alles alleine ausdenke. Aber ohne mein Autorenteam wäre «Deville» nur halb so lustig und nur gut aussehend (lacht). Karpi, meinen Sidekick und Mitautoren, habe ich auf einer Theaterbühne entdeckt. Oder er mich. Wir streiten noch heute darüber.
In Ihrer Show provozieren Sie gerne, laden auch unkonventionelle Gäste ein. Waren Sie schon immer einer, der gerne polarisiert?
Es geht mir selten um das Provozieren. Eher um das «Über-den- Tellerrand-Hinwegschauen». Ich mochte es einfach schon immer, Dinge etwas anders anzugehen, als man es sich gewohnt ist. Auch als Kindergärtner.
Sie scheinen über Unmengen an Energie zu verfügen – TV-Show, Kino, Lesungen, Theaterabende – hat sich Ihre Frau noch nie beschwert, dass Sie ständig unterwegs sind?
Meine Frau ist als Schauspielerin, Kritikerin, Kostümbildnerin und moralischer Kompass bei all meinen Projekten stark eingebunden. Sie beschwert sich eher, wenn ich mal eine ganze Woche zu Hause hocke!
Was sagen Ihre Kinder dazu, dass ihr Vater am TV zu sehen ist? Stört sie das oder sind sie stolz auf Sie?
Für meine Kinder ist meine Arbeit ein ganz normaler, langweiliger Job, den sie selber nie ergreifen möchten, wie sie mir immer wieder versichern. Da finden sie Berufe wie Tierpfleger, Bestatter oder Bäcker viel spannender. Recht haben sie!
Wir wollten uns eigentlich in einem Spielwaren-Laden treffen, was leider wegen der Corona- Krise nicht möglich war. Grund war, dass Sie ein passionierter Spiele-Entwickler sind.
Ich habe schon als Kind selber Karten und Brettspiele entwickelt, weil es dazumal ausser «Monopoly» und «Risiko» einfach noch nichts anderes gab.
Tun Sie das immer noch?
Ja, gerade habe ich ein Kartenspiel entwickelt, designt und selber in meinem Verlag herausgegeben. Es geht darum herauszufinden, wie sehr man selber ein «Punk» ist. Ein kleines, albernes Besserwisser-Spiel. Trotzdem bereits ausverkauft!
Gratuliere! Was fasziniert Sie an (Brett-)Spielen?
Bei Brett- und Kartenspielen findest du etwas, das in unserer Gesellschaft gänzlich verlorengegangen ist: Alle müssen nach denselben Regeln spielen!
Deville am TV und auf der Bühne
Die neue Staffel
«Deville» startet am 29. März (sonntags, 21.40 Uhr, SRF 1). Dominic Deville ist nebenbei auch mit der Lesung seines Buchs «Pogo im
Kindergarten» und anderen Bühnenprogrammen unterwegs. Wegen der
aktuellen Gesundheitskrise fallen
Veranstaltungen aus.
Infos/Tickets: www.dominicdeville.ch