Claus Theo Gärtner
Trotz Rente kein bisschen Ruhe
Als dienstältester Detektiv im deutschen TV steht der Schauspieler immer noch vor der Kamera. Auch privat ist er ständig auf Achse, mit seiner jungen Frau – und bald auch mit seinem Urenkel!
Claus Theo Gärtner (74) spielt in «Der Schatten des Berges» (30.3., 21.15 Uhr, ZDF) zum zweiten Mal seine Paraderolle des Privatdetektivs Josef Matula in einem abendfüllenden Spielfilm. Die Figur wurde nach Gärtners Ausstieg aus der beliebten Krimiserie «Ein Fall für zwei» 2013 herausgenommen und die Spezialreihe «Matula» dafür konzipiert. Doch wie lange Matulas Fans noch neuen Abenteuern mit ihrem TV-Liebling entgegenfiebern dürfen, ist unklar.
GlücksPost: Herr Gärtner, als wir uns das letzte Mal getroffen haben, drehten Sie gerade die erste Folge von «Matula». Damals sagten Sie, es gäbe drei bis vier Folgen pro Jahr. Warum blieb es bislang bei nur einem «Matula» pro Jahr?
Claus Theo Gärtner: Ich weiss nichts über die Kalkulationen des Senders. Aber eine Folge pro Jahr reicht mir. Immerhin bin ich in Rente und möchte das geniessen. Ich habe genug anderes zu tun und will nicht wieder voll engagiert sein in einer Serie. Das habe ich mit meinem Ausstieg aus «Ein Fall für zwei» hinter mir gelassen.
Sie sagten damals auch, es seien vorerst drei «Matula»-Spielfilme geplant. Wie sieht es mit einer Weiterführung der Reihe aus?
Ich mache den nächsten Film noch, und dann sehen wir weiter. Die nächsten zehn Jahre mache ich den Matula sicher nicht mehr.
Wie war der Dreh von «Im Schatten des Berges»? Machen Sie Ihre Stunts immer noch selber?
Im neuen Film gibt es ja kaum Stunts. Und die ganz gefährlichen Sachen haben immer die Profis gemacht. Die Versicherung hätte das auch nie zugelassen, die brauchen mich auf dem Set, nicht im Krankenhaus.
Der VW-Bus, den Sie im Film fahren, gehört Ihnen.
Ja, als der Regisseur ihn sah, fand er: Das ist klar der «Matula»-Bus. Aber eigentlich gehört der Bulli meiner Frau Sarah. Ich musste sie fragen, ob wir ihn benutzen dürfen. Sie stimmte unter der Bedingung zu, dass wir gut auf ihn aufpassen. Ich habe ihr dann Fotos vom verunglückten Bus geschickt, der in den Bäumen in einem Wald hängt. Sie hatte beinahe einen Herzinfarkt! Ich klärte sie dann auf, dass das natürlich alles nur inszeniert ist für den Film und der Bus bloss aufgemalte Kratzer davongetragen hat.
Sie sagen stets, Däumchen drehen sei nichts für Sie. Was machen Sie neben «Matula»?
Theater spielen, Lesungen halten, Drehbuch-Besprechungen mit meiner Frau, die an der Theaterfalle Basel gerade eine grandiose Premiere feierte. Und dann waren wir auch noch auf Reisen.
Eigentlich planten Sie und Ihre Schweizer Ehefrau Sarah, weiter und länger zu verreisen. Sie blieben aber in Reichweite, weil es Ihrer Mutter nicht gut ging.
Ja, und dann musste ich noch merken, dass das Pflegepersonal völlig überfordert ist. Meine Mutter hatte sich die Hüfte und den Arm gebrochen. Die stellten ihr das Essen einfach hin, bemerkten gar nicht, dass sie es mit ihrem gebrochenen Arm nicht erreichen konnte! Meine Mutter wäre unter deren Augen verhungert! Deshalb ging ich dann jeden Tag ins Krankenhaus und habe nach dem Rechten geschaut.
Ihre Mutter starb letzten Sommer mit 96 Jahren. Viele empfinden es als Bereicherung, einen nahen Menschen auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Für mich war die Situation nicht gerade erfreulich. Aber ich bin froh, dass ich ihr helfen konnte. Noch froher war meine Mutter, dass jemand da war. Ich habe meine robuste Natur sicher von ihr geerbt, aber ich hoffe, dass mein Ende reibungsloser verlaufen wird.
Wie meinen Sie das?
Es ist ja vorhersehbar, dass ich vor meiner Frau gehen werde. Ich möchte weder ihr noch sonst jemandem als Pflegefall zur Last fallen. Niemandem zumuten, sich um mich kümmern zu müssen. Ich will am liebsten einfach tot umfallen oder friedlich einschlafen. Ich muss endlich meine Patientenverfügung unterschreiben. Die ist im Computer und wartet nur darauf, endlich ausgedruckt zu werden.
Apropos Familie: Die Tochter Ihres Sohnes aus Ihrer ersten Ehe macht Sie bald zum Urgrossvater!
Ja. Ich freue mich sehr darauf. Es ist faszinierend, ein neu geborenes Menschenkind in den Armen zu halten. Ich bin gerne Opa, auch wenn ich die Worte Opa – und nun Uropa – in Zusammenhang mit meiner Person komisch finde.
Sie fühlen sich immer noch jung?
Aber ja. Der Tatendrang meiner Frau hält mich fit. All die Dinge, die ich schon gemacht habe, wie Reisen, Tauchen oder sogar Rennen fahren, will sie auch machen. Nun erlebe ich dies alles nochmals mit ihr.
Sie unternehmen so viel zusammen. Ist da auch beruflich etwas Gemeinsames geplant?
In der Tat planen wir, im Schlosspark-Theater von Dieter Hallervorden in Berlin das Stück «Limelight» auf die Bühne zu bringen. Es ist dem gleichnamigen Film von Charlie Chaplin nachempfunden: Ein alternder Clown rettet einer jungen Tänzerin das Leben. Später rettet sie seines. Es existiert keine Bühnenfassung von «Limelight». Meine Frau arbeitet nun an einer.
Was haben Sie sonst noch vor?
Wir stechen noch diese Woche in See für eine Kreuzfahrt von Myanmar nach Dubai. Auf dem Schiff halte ich Lesungen aus meiner Biografie «Matula, hau mich raus». Und im September drehe ich die dritte Folge von «Matula».