Patrick Frey
Tierliebe ist bei ihm Familiensache
Auf einem Spaziergang erzählt der Schauspieler, wie er dank seiner Söhne auf den Hund gekommen ist. Und von seinem neuen Solo-Stück, in dem er heutige Ablenkungen thematisiert.
Sie sollte sich neben ihr Herrchen setzen und in die Kamera schauen. Doch Mila hat anderes im Kopf. Der Golden Retriever stupst Patrick Frey ständig mit der Pfote an. Sie möchte spazieren – nicht posieren. Der 73-Jährige zieht das Bein weg und brummt. «Ich will ihr beibringen, dass sie statt der Pfote einen Brumm-Laut von sich gibt, wenn sie etwas möchte», erklärt er. Mit dem Versprechen «Mili, wir gehen dann schon noch richtig laufen» und ein paar Leckerli setzt sich die achtjährige Hundedame dann doch richtig hin.
Wir begleiten die beiden auf ihrem täglichen Rundgang auf der Zürcher Allmend. Der Schauspieler wohnt in der Nähe. Mila läuft schön neben ihm, schaut immer wieder zu Frey auf. Sie sind ohne Halsband und Leine unterwegs. Mila war der Traum seines jüngsten Sohnes. «Alle meine vier Söhne wollten einen Hund, beim Jüngsten habe ich dann nachgegeben – im vollen Bewusstsein, dass ich mich dann um den Hund kümmern muss. Mein Sohn wollte unbedingt ein Tier, das so gross ist wie er – zum Kuscheln.» Er könne diesen Wunsch gut nachvollziehen. Spontan packt er die Hündin ziemlich fest am Hals, drückt sie zärtlich, zieht sie zu sich, schaut ihr tief in die Augen.
Patrick Frey findet die Allmend toll. Seit Kioskbesitzer Richi am Werk ist, hat sich einiges geändert. Eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft versammelt sich hier. Als er sich etwas zu trinken holt, wird er von allen Seiten begrüsst, eine Schar von rund zehn Hunden umringt ihn vor dem Kiosk. «Das ist ein solch wichtiger sozialer Treffpunkt», sagt Frey. «Die Vielfalt der Besucher ist unglaublich, ein richtiger ‹melting pot›, ein Schmelztiegel der sozialen Klassen. Das siehst du auch an den Autos vorne auf dem Parkplatz: Es hat alles, bis zum Lamborghini SUV.» Doch auf der Allmend seien alle gleich. «Du weisst nie, was der, mit dem du redest, genau macht, da es im Gespräch hauptsächlich um die Hunde geht.» Von einigen kennt Frey schon Details aus ihrer Lebensgeschichte. Etwa von dem ehemaligen Bassisten einer bekannten Schweizer Death Metal Band, mit dem er einen kurzen Schwatz hält. Frey zeigt uns Koi. Das struppige Fellknäuel zieht auf Befehl die Lefzen hoch zu einem Lachen – herrlich komisch! In «Richi’s Kiosk» haben Freys damals den 55. Geburtstag von Patricks Frau Laurence (60) gefeiert – und zugleich ihren 30. Hochzeitstag. «Richi hat alles wunderbar organisiert für rund 130 Leute. Essen, Trinken, Musik.» Sonst komme seine Frau aber nicht oft auf die Allmend. «Das hier ist schon mein persönliches Ding.»
Wir machen uns auf einen ausgiebigen Rundgang am Fuss des Uetlibergs. Ein muskelbepackter, grosser Rüde bedrängt Mila. Sie bleibt stoisch, wehrt ihn mit einem Drehen des Kopfes ab. Doch das Tier lässt nicht locker. Erst,
als Frey sich mit gestreckten Armen gross macht und streng «Geh jetzt weg!» ruft, zieht der aufdringliche Hund ab. Unterwegs sprechen wir über Kindererziehung und würdiges Altwerden. Aber auch über Patrick Freys neues
Solostück: Es handelt unter anderem von Männern, die Frauen gerne Dinge erklären, oder um das Problem der Zerstreuung, wie sehr man heute von allen Seiten abgelenkt wird, sein eigentliches Vorhaben aus den Augen verliert und vor sich hinschiebt.
Wir setzen uns auf eine Bank. Mila stupst ihr Herrchen wieder.Die Tierliebe liegt in der Familie. Freys Mutter Veronika hat bis zu ihrem Tod eine Pflegestation für verletzte Raubvögel geführt. «Sie hat sich das alles selbst beigebracht. Sie baute die Käfige, sammelte stets Federn, damit sie einem Vogel verlorene Flugfedern wieder ankleben konnte.» Sie hat für ihr Lebenswerk sogar den Ehrendoktor der Universität Zürich erhalten. «In unserer Familie kannte man alle Bäume und deren Blätter», erinnert er sich lächelnd. Eigentlich habe er Zoologie studieren wollen. «Das hat dann meine Schwester getan.» Regina Frey (73) führt heute auf Sumatra mit ihrer Stiftung PanEco eine Auffangstation für Orang Utans und setzt sich für die Erhaltung des Regenwaldes ein. Patricks Leben verlief dann ganz anders als vorgesehen. Seit 40 Jahren ist er als Schauspieler, Autor und auch Verleger erfolgreich. Nächste Gelegenheit, ihn auf der Bühne zu sehen: im Jubiläumsstück «Charity» im Casinotheater Winterthur.