Thomas Bucheli
«Meine Partnerin will jeden Morgen wissen, wie das Wetter wird»
Jubiläum! Seit 25 Jahren moderiert er «Meteo» mit grossem Engagement – was ihm viele Hochs, im Privatleben aber auch Tiefs bescherte. Dort sieht es mittlerweile aber wieder rosig aus.
Im Büro von Thomas Bucheli (56) hängt hinter dem leicht überladenen Schreibtisch ein Holzbild mit vier riesigen roten Knöpfen – es ist dem berühmten Schaltpult aus den ersten Jahren auf dem «Meteo»-Dach nachempfunden. In der Ecke steht eine Kleiderstange mit frischen Hemden und Blazern zum Wechseln für den Auftritt vor der Kamera. Gut gelaunt empfängt der «Meteo»-Chef die GlücksPost. Zwischendurch macht er die Tür zu, das Fenster auf und zündet sich eine Zigarette an. Er erlaubt sich das ab und zu in seinem eigenen, kleinen Büro.
GlücksPost: Haben Sie nach 25 Jahren herausgefunden, warum das Wetter so ein wichtiges Thema ist für uns Menschen? «Meteo» ist seit Jahren konstant die am meisten gesehene Sendung in der Schweiz.
Thomas Bucheli: Unser generelles Wohlbefinden hängt halt direkt mit dem Wetter zusammen. Es hat Auswirkungen auf unsere Freizeit- und Ferienorganisation. Viele Branchen sind abhängig vom Wetter, können mit einer guten Prognose richtig planen und damit Geld sparen. Nicht zuletzt habe ich gemerkt, dass sich viele Leute morgens via Wetter-App informieren und sich entsprechend kleiden. Bei meiner Partnerin
Kathrin ist das etwa der Fall. So weiss sie auch, was ihre Tochter Charlotta anziehen soll. Für mich spielt das nicht so eine Rolle, ich gehe immer mit langen Hosen und Hemd ins Büro.
Sie gehörten zu den drei ersten Wettermoderatoren überhaupt, als Sie im August 1992 beim Schweizer Fernsehen anfingen. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?
Ich habe ja vorher sechs Jahre beim Bundesamt für Meteorologie gearbeitet und Prognosen erstellt. Für einen Meteorologen gab es damals gar nichts anderes. Ich merkte dann aber, dass ich das nicht für den Rest meines Lebens machen wollte, und nahm das Angebot des Fernsehens an.
Da mussten Sie Ihren Umgang mit dem Wetter ändern.
Ja. 1992 ging die Wettervorhersage erstmals als von der «Tagesschau» abgekoppeltes Format auf Sendung. Vorher wurde der Wetterbericht vom «Tagesschau»-Sprecher verlesen, später kamen dann am Freitag Meteorologen von der Meteorologischen Anstalt ins Studio und erklärten relativ nüchtern die Wettergrafiken. Von da her war auch ich gewohnt, wissenschaftlich und wahrscheinlich auch etwas trocken mit den korrekten meteorologischen Begriffen über das Wetter zu reden. Jörg Kachelmann erhielt dann vom Fernsehen den Auftrag, mich sprachlich umzupolen. Das aber hat mir überhaupt nicht gepasst…
Drei Jahre später waren Sie der Chef, der sagen konnte, wo es langgeht beim Wetter.
Nachdem das Schweizer Fernsehen und Jörg Kachelmann sich getrennt hatten, sagte man mir: «Bau etwas auf.» Dabei hatte ich so wenig Erfahrung im Fernsehgeschäft! Ich bin Kurt Schaad – er war vorher Projektleiter der neuen «Meteo»-Sendung – heute noch dankbar für seine kollegiale Unterstützung und Hilfe. Ohne ihn wäre das nicht so gekommen.
Wie sind Sie diesen Auftrag angegangen?
Mein Ziel war der Aufbau eines Teams, das die Prognosen machen und sie auch grad selber moderieren konnte. Ich sah nicht ein, warum wir das Personal und das Know-how für viel Geld extern einkaufen sollten. Also schaute ich bei der Einstellung meiner Leute darauf, dass sie sowohl die fachliche Kompetenz eines Meteorologen mitbrachten als auch die Fähigkeit, das Wetter medial zu präsentieren. Solche Leute sind nicht einfach zu finden. Aber bisher war es so, dass sie blieben, wenn sie einmal hier waren.
Ein schönes Kompliment an Sie. Ihr Team erstellt und moderiert inzwischen nicht nur alle TV-, Radio- und Online-Wettergefässe von SRF, es liefert auch Prognosen an Dritte.
Wir sind wie ein kleines Unternehmen im Unternehmen mit maximaler Freiheit. Ich konnte so viele meiner Ideen umsetzen – das macht Spass. Dass wir live senden, war von Anfang an mein Wunsch, wir wussten zuerst nur noch nicht wie, versuchten es mit dem «Meteo»-Mobil, das in der Schweiz unterwegs war. Anfang 2000 kam Filippo Leutenegger und meinte, wir könnten doch vom SRF-Dach aus moderieren. Das ist weltweit einzigartig und bewährt sich seit 15 Jahren.
Sie sind nicht mehr so oft vor der Kamera zu sehen.
Ich bin sehr ausgelastet mit der Arbeit für unsere Kunden mit Administrativem, mit Projekten. Mein Team arbeitet täglich von
3 bis 22 Uhr in fünf Schichten. Allein mit der Abend-«Meteo»-Schicht ist man von 13 bis 22 Uhr ausgelastet mit dem Interpretieren von Grafiken, Recherche, Prognose erstellen. Ich bin dankbar, dass sich mein 13-köpfiges Team flexibel einsetzen lässt, so kann ich mich etwas zurückziehen.
Apropos zurückziehen: Früher waren Sie häufig Gast an Prominenten-Anlässen. Heute nicht mehr.
Es ist halt so: Man kommt in diese Welt des Showbusiness hinein, wird hinaufgespült. Und man fühlt sich ja auch geehrt, wenn man mit Bernhard Russi anstossen darf. Es gibt viele Verlockungen, und die eigene Entwicklung hinkt etwas hinterher. Irgendwann realisierte ich, dass ich meine Zeit mit wichtigeren Dingen ausfüllen möchte.
Beruflich ging es immer weiter nach oben. 2012 zerbrach jedoch Ihre Ehe nach 16 Jahren.
In der Aufbauphase von «Meteo» war ich enorm eingespannt, da konnte ich noch nicht auf ein so grosses Team zurückgreifen. Das hatte sicher negative Auswirkungen auf die Beziehung. Pionierarbeit bedingt nun mal viel Einsatz. Ich brauche dieses Engagement jedoch auch für mich selber. Ich finde, es gibt nichts Besseres, als einen Partner, der ausgefüllt ist und Freude an seinem Job hat.
Ihrem Beruf haben Sie handkehrum zu verdanken, dass Sie 2013 eine Partnervermittlerin kennen- und lieben lernten, die Sie ursprünglich in ihre Kartei aufnehmen wollte. Seit zweieinhalb Jahren leben Sie mit Kathrin und deren Tochter Charlotta zusammen und scheinen glücklich.
Das bin ich. Kathrin nimmt grossen Anteil an meinen Projekten, begleitet mich etwa auf meinen Studienreisen, bei denen ich als Wetter- und Klimaexperte den Reisenden Klimaphänomene vor Ort nahebringe. Sie weiss genau, wann ich den Fernsehmann und Experten geben muss und wann Zeit für uns ist. Im Juli und August bin ich jedoch drei Wochen ohne sie in Spitzbergen, Island und Grönland unterwegs. Wir möchten Charlotta nicht so lange in andere Obhut geben. Kathrin begleitet mich deshalb tendenziell eher auf kürzeren Touren.
Sie bevorzugen kaltes Wetter. Ihre Ziele als Reiseleiter sind die Antarktis oder das Nordpolarmeer.
Das stimmt. Spitzbergen zu besuchen ist beispielsweise ein Kindertraum von mir, ich hatte in einem Buch darüber gelesen. Das ist doch unglaublich, nicht? Ich kann jetzt verwirklichen, wovon ich als Bub geträumt habe!
Haben Sie weitere Träume?
Ich bin unglaublich zufrieden. Beruflich hatte ich schon mehrmals tolle Angebote auf dem Tisch. Doch diese Freiheit und Vielfalt, den vollen Rückhalt des Arbeitgebers, die ich jetzt habe, kann mir sonst kaum jemand bieten.