Salvo und Stefanie
So kämpfen die beiden um ihre Liebe
Die Ehefrau des Sängers leidet an Depressionen und ist am Borderline-Syndrom erkrankt. Das ist nicht immer leicht an der Seite einer Stimmungskanone – und gefährdet die Beziehung.
Sie sind verzweifelt und fragen sich: «Was nun?» Hit-Sänger Salvo (65, «Losed Si, Frau Küenzi») und seine Frau Stefanie Bähler (45) kämpfen um ihre Ehe, denn eine tiefe Depression bei Stefanie lässt ein normales Zusammenleben nicht zu. Freude und Trauer wechseln sich ab – und Therapien bringen das Glück nicht zurück.
«Ich liebe Salvo noch, klar!», sagt Stefanie, die den lustigen Entertainer erst vor zwei Jahren nach buddhistischem Ritual geheiratet hat (die GlücksPost berichtete). Dabei schaut sie ihren Schatz zwar lächelnd an, aber der Ausdruck in ihren Augen wirkt traurig und merkwürdig leer. Dann schränkt sie ein: «Manchmal liebe ich ihn etwas weniger, wenn er ab und zu über alles motzt.»
Das hat zuweilen mit Salvos Ungeduld zu tun, so etwa, wenn er sie beim gemeinsamen Songschreiben stresst. «Manchmal drängt er mich: ‹Mach vorwärts, ist ja nur ein Drei-Minuten-Lied.› Ich hingegen suche immer zuerst den Sinn dahinter.» Trotzdem sei dies immer die beste Phase des Paares. Stefanie: «Da sind nur wir zwei zusammen, und das ist dann auch das Schönste für mich.»
Stefanie und Salvo sind nicht zwei wie Pech und Schwefel. Er, der Stimmungsmensch, der die Leute mit seiner Musik und seiner bodenständigen Art mit glarnerischem Italo-Charme begeistert. Und sie, Mutter mit vier Kindern aus erster Ehe und seit Jahren mit schweren Depressionen kämpfend. «Wie soll er mich verstehen, wenn ich mich selber nicht mal verstehe? Davonlaufen, eine Trennung – all das bringt nichts. Ich muss mich dem stellen», erklärt Stefanie verzweifelt. Salvo: «Ich bleibe nicht aus Mitleid bei ihr, sondern weil ich ihre wundersame Art mag, ihre bedingungslose Liebe zu Tier und Mensch, ihre Fantasie, ihre himmelhochjauchzende Stimmung und ihre tiefe Melancholie.» Und da sei noch ihre gemeinsame Arbeit – die Musik. «Ich möchte noch lange mit ihr arbeiten. Das braucht oft viel Kraft.»
Nein, Eheprobleme im üblichen Sinn hätten sie nicht. «Unser Problem ist meines, unser Problem bin ich», gesteht Stefanie. «Ich habe eine Persönlichkeitsstörung Typus Borderline mit tiefer Depression. Das ist natürlich eine grosse Belastung für Job und Beziehung.» Seit zwei Jahren sei sie arbeitsunfähig. «Job heisst bei mir ‹meine Therapie›, und das kann auch mal die Musik sein.» In ihrer regelmässigen Therapie kam Stefanie zur Erkenntnis, dass sie schon in der Pubertät sehr auffällig war. «Ich kitzelte immer das Leben, machte viel Gefährliches – mit 14 eine Alkoholvergiftung, Töffli frisiert. Ich war ein Wildfang. Man versuchte mich vergebens zu zähmen.» Heute ist sie nur noch verzweifelt. «Warum nimmt man mich nicht so, wie ich bin? Warum kann ich nicht so funktionieren, wie ich es möchte? Ich weiss bis heute nicht, wer ich bin. Ich habe nicht mal eine Ahnung, was mir Freude bereitet.» Das versuche sie immer noch in der Therapie herauszufinden.
In der Kindheit habe man sie Chamäleon genannt. «Mal stylte ich mich wie Madonna, dann wieder als Rockerbraut, mit roten Haaren, mit blonden Haaren, ich war wie ein Chamäleon in meinem Umfeld. Anders gesagt: Ich passte mich automatisch an.»
Zurück zur Gegenwart. «Jetzt bin ich seit zwei Jahren schon in einer längeren depressiven Phase, aus der ich einfach nicht heraus finde», jammert Stefanie. «Dabei ist das ein Problem der Gesellschaft. Viele Leute haben Probleme mit der Psyche. Aber es wird in der Gesellschaft immer noch nicht akzeptiert.» Sie sei früher der grösste Gölä-Fan der Welt gewesen. «Doch als er in einem Interview und in einem Lied die Penner und Depressiven niedermachte, war er für mich ab sofort tabu. Jeder Penner und jeder Süchtige hat eine Geschichte.» Sicher gebe es faule Hunde, aber verallgemeinern dürfe man das nicht. Psychisch Kranke würden nicht einfach aufstehen können und alles besser machen. «Auch auf dem Psychiaterstuhl frage ich mich manchmal, wie ich da wieder herauskomme.»
Sie müsse den Haushalt mit ihren Kindern – zwei Buben (21 und 12) leben noch zu Hause – auch noch auf die Reihe bekommen. Zwei Therapie-Termine pro Woche seien für sie Stress hoch zehn. «Bei unangenehmen Terminen bin ich dann einfach krank.» Sie merke schon beim Aufstehen, dass es ein schlechter Tag werde, wenn sie schlecht geschlafen und grauenvoll geträumt habe.
Stefanie und Salvo wohnen nicht zusammen. «Wir haben es versucht, zwei Jahre im Aargau, dann ein Jahr in Reichenburg SZ. Hierher in den Thurgau bin ich nur wegen Stefanie gezogen, weil es näher bei St. Gallen liegt, wo sie mit ihren Kindern lebt», erzählt Salvo. Stefanie: «Mit den Kindern hatte ich weniger Probleme, die Mutterrolle hat mich eher ausgefüllt. Ich bin gerne Mutter, auch wenn ich keine gute bin. Ich kann nicht Nein sagen, nicht einmal zu mir selber.» Sie müsse immer mal wieder ihre Maske fallen lassen können. «Daheim bei mir kann ich sie ablegen, ich kann heulen, wenn mir danach ist. Bei Salvo würde ich mich dafür schämen.»