Seine zwölf letzten Tage als Profi

Jetzt wird es noch einmal richtig emotional aufwühlend. Der allerletzte Abschnitt in der eindrücklichen Karriere des Schweizer Tennisstars ist verfilmt worden – von einem Oscar-Gewinner! Und soll noch im nächsten Monat ausgestrahlt werden.

Von Dominik Hug

Er ist einer der grössten Sportler aller Zeiten. Und dürfte sich nun ein ­weiteres Mal unsterblich machen. Denn ausgerechnet Oscar-Preisträger Asif Kapadia (52), der bereits das Leben von Fussball-Idol Diego Maradona (1960–2020) und Formel-1-Legende Ayrton ­Senna (1960–1994) verfilmt hat, drehte ­einen Film über ihn: Tennis-Superstar ­Roger Federer (42).

«Die zwölf letzten Tage» heisst der Dokumentar­film, der bereits ab Mitte Juni vom Streaming-Anbieter Prime Video des US-Onlineversandhandels Amazon ausgestrahlt wird. Er handelt von der Zeit kurz vor dem Rücktritt des Tennis-Asses im September 2022. Federer hatte damals mit langwierigen Knie-Problemen zu kämpfen und kehrte noch einmal auf den Court zurück, um am Laver Cup einen letzten grossen Match zu spielen. Es sei ein «bitter­süsser Moment» gewesen, umschrieb er tags darauf seinen Entscheid, dem Spitzen­sport den Rücken zu kehren. 

«Die ursprüngliche Idee war, die letzten Momente meiner professionellen Tennis-Karriere festzuhalten, sodass ich sie später meiner Familie und meinen Freunden zeigen kann», erklärte der Baselbieter Anfang des Jahres, als noch nicht klar war, ob das Filmprojekt eines Tages tatsächlich auch ausgestrahlt wird. Während seiner Kar­riere habe er dazu tendiert, Kameras um sich und seine Familie zu meiden. «Aber ich dachte, es könnte nicht schaden, das zu drehen, da es nie für die Öffentlichkeit bestimmt war.» Das gefilmte Material war also ursprünglich als privates Andenken geplant.

Doch dann kam es offensichtlich zum Meinungsumschwung bei Federer. Denn der aus privatem und öffentlich zugänglichem Material zu­sammengestellte Dokfilm wird diesen Sommer in mehr als 240 Ländern und Territorien zu sehen sein. Zu Wort kommen darin auch Federers grösste Rivalen während seiner Aktivzeit, Novak Djokovic (36), Rafael Nadal (37) und Andy Murray (37). Sie erzählen von ihren Begegnungen mit dem Schweizer und offenbaren, was sie mit ihm verbindet und welche Eigenschaften sie an ihm schätzen. «Es ist ein sehr persönlicher Film», sagt Federer. Er solle zeigen, wie gut die Kameradschaft unter Tennisspielern sei. «Ja, es gibt Rivalitäten. Aber neben dem Platz auch Freundschaften und Respekt.»

Federer stand insgesamt 310 Wochen an der Spitze der Weltrangliste, die er mit 237 Wochen in Serie am längsten durchgehend anführte. Während seiner 25 Jahre langen Karriere gewann er 103 Einzel- und acht Doppeltitel. Und er ist der erste Spieler, der dreimal drei Grand-Slam-Titel in einer Saison gewann (2004, 2006 und 2007). Seit 2009 ist er mit Mirka (46) verheiratet, das Paar hat die Zwillingstöchter Charlene Riva und Myla Rose (14) und die Zwillingssöhne Leo und Lennart (10)