Hausi Leutenegger
Seine Flucht aus dem Paradies
Das hatte sich der Multimillionär ganz anders vorgestellt: Statt eines geruhsamen Frühlings in seiner Villa auf den Kanaren gab es Stress – Panikattacken bei der Ehefrau und eine überstürzte Rückkehr in die Schweiz!
Vergangene Woche ist Hausi Leutenegger (80) an seinem Zweitwohnsitz in Freienbach SZ am oberen Zürichsee angekommen. «Die Autofahrt von Genf hierher war ein Traum, und zwar nicht nur wegen des wunderschönen Frühlingswetters», schwärmt er. «Die Strassen waren leer. Es fühlte sich für mich wie eine Art Befreiung an. Was man vorher als selbstverständlich angesehen hat, ist jetzt ein Highlight.»
Denn wenige Tage zuvor war Hausi Leutenegger weit weniger entspannt. Auf Gran Canaria, wo er eine grosse Villa mit viel Umschwung besitzt und mit seiner Frau Anita die ersten Monate des Jahres geniessen wollte, wurde von einem Tag auf den anderen wegen des Corona-Virus alles abgeriegelt. Leutenegger: «Wir durften die Mauern unserer Villa nur noch einmal pro Woche zum Einkaufen verlassen. Spazieren am Strand, Velo fahren und Golf spielen, alles war verboten.»
Das Schlimmste für den pensionierten Unternehmer: Seine Frau Anita bekam Panikzustände. «Das Eingesperrtsein hat ihr trotz grosser Villa mit reichlich Aussenfläche sehr zugesetzt. Ihre Panikattacken waren happig. Bei einer Krankheit wäre es auch mit den Ärzten sehr schwierig geworden. Deshalb wollten wir schnellstmöglich nach Hause.» Doch zurück in die Schweiz zu fliegen, war nicht einfach: Viele Urlauber wollten heim, die Flugzeuge waren ausgebucht, freie Plätze nicht zu bekommen.
Leutenegger: «Zum Glück habe ich vor Jahren mal eine Versicherung abgeschlossen für solche Fälle. Es gelang mir, einen Privatjet zu mieten. Die Versicherung übernahm einen Teil der Kosten. So konnte ich auch meine auf Gran Canaria lebenden Freunde und Velo-Kollegen Heinz Taufer und Walter Fleisch mit zurücknehmen. Die waren sehr dankbar.»
Am Sonntag, den 15. März, war Leutenegger mit den beiden noch auf einer ausgedehnten Velotour gewesen. Bei der Rückkehr standen Polizisten vor dem Haus: «Señor, heute gibt es noch keine Busse», sagten sie zu uns. «Aber morgen kostet es 600 Euro pro Person.»
Auch Leuteneggers Angestellte durften nicht mehr vorbeikommen, beide Gärtner mussten zu Hause bleiben. Am Strand von Maspalomas durfte niemand mehr spazieren, auch nicht joggen. «Die Polizei war überall, es ging echt nichts mehr. Und mit der Polizei dort ist nicht zu spassen. Die Party-Insel Gran Canaria plötzlich menschenleer – es war gespenstisch.»
Zurück in der Schweiz, ist Leutenegger stolz auf seine Heimat, sein Land. «Die Schweiz ist ein positives Beispiel für die ganze Welt. Was Gesundheitsminister Berset, überhaupt der ganze Bundesrat, leistet, ist unglaublich und verdient ein grosses Kompliment. Ohne langes Theater wurden Kredite an jene vergeben, die sonst wohl nicht überleben würden. Ein grosses ‹Kränzli› winde ich auch der Schweizer Armee. Die Militärkritiker müssen sich umbesinnen. Jetzt sieht man wieder, wie wichtig unsere Armee ist.»
Ende letzten Jahres hat sich Leutenegger aus seiner Firma Hans Leutenegger SA in Genf zurückgezogen. «Eigentlich wollte ich mich ganz aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit nehmen», sagt er. «Aber es geht einfach nicht. Und ich kann nicht Nein sagen. Deshalb wird man mich auch in Zukunft sicher immer mal wieder irgendwo sehen und hören.»