Fritz Künzli (†)
Sein strahlendes Lachen begleitet die Trauernden
Rührend und intim war der Abschied von der Fussball-Legende. Jeder Anwesende sollte sich als Teil der Familie fühlen. Dafür sorgte seine tieftraurige Partnerin Monika Kaelin.
Die Sonne scheint hell und wärmend am vergangenen Samstagmorgen über Schwyz. Als würde Fritz Künzli (†) den Menschen an seiner Beerdigung sein berühmtes Lächeln zur Erde schicken. Drei Tage vorher wäre er 74 geworden. Doch am 22. Dezember erlag er seinen Erkrankungen – er hatte seit Jahren Demenz und erlitt im Sommer 2018 eine schwere Hirnblutung.
Seine Lebenspartnerin Monika Kaelin (65) steht noch allein vor dem Grab. Sie rückt leicht fahrig Blumen, Weihwasser und Bilder rund um die Urne zurecht, damit das Grab schön aussieht für den Abschied von ihrem «Schätzeli». Sie streicht mit ihrem Finger liebevoll die Tautropfen, die sich über Nacht gebildet haben, von Fritz’ Bild am hölzernen Kreuz. Es bereitet ihr Kummer, dass die gerahmte Collage mit Fotos aus den gloriosen Fussball-Tagen des Glarner Torschützen-Königs auf der Kiesunterlage des Kaelin-Familiengrabs nicht gerade stehen will.
Die Gäste treffen auf dem Friedhof ein. Monika herzt und wird geherzt. Als sie mit den Ankommenden spricht, kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten: «Jeden Tag habe ich ihm im Spital das ‹Glarner Zigerlied› vorgesungen», erzählt sie schluchzend. Das Stück wird die Formation Glarner Oberkrainer später in der Kirche zum Besten geben. «Jetzt kann er nicht dabei sein, obwohl er doch sonst immer dabei war.» Sie entschuldigt sich dafür, dass ihr Namen nicht einfallen. «Ich bin durcheinander.» Wer würde das nicht verstehen!
45 Jahre verbrachten Monika und Fritz zusammen. In der Kirche, in der die Abdankung stattfindet, haben sie 1985 geheiratet. Während der katholische Pfarrer Peter Camenzind und der evangelische Pfarrer Hartmut Schüssler sich bei Worten und Gebeten abwechseln, hält sich Monika wie eine Ertrinkende an Fritz’ älterer Schwester Trudy fest. Wie um sich selbst zu stärken, sagt sie: «Ich merke wahnsinnig, wie er hier ist. Er sagt mir stets: ‹Hör auf zu weinen, mach weiter.›» So, wie er sie schon zu Lebzeiten immer vorwärts getrieben hatte. «Er war meine Stütze und mein Steuer.»
Der Gottesdienst beginnt mit der Schweizer Nationalhymne. Camenzind begrüsst die Anwesenden namentlich. Es sind nicht ganz so viele gekommen, wie zu Köbi Kuhns († 76) Abdankung vor rund einem Monat. Dafür sind die musikalischen und gesprochenen Beiträge voller Hingabe – intim und berührend!
Marie Louise Werth bewegt mit ihrer Interpretation des rätoromanischen Stücks «Viver senza tei» («Leben ohne dich»). Pierre Benoit, ehemaliger Kommunikations-Chef des Schweizerischen Fussballverbands SFV, erzählt aus Künzlis Lebenslauf. Dessen FCZ-Mitstreiter Kurt Grünig gibt Anekdoten zum Besten. Auf Wunsch von Monika spricht auch der ehemalige Zirkuspfarrer Ernst Heller: «Ich bin sicher, falls dort oben getschuttet wird, hat Fritz seinen ersten Hattrick längst geschossen.»
Ex-FCZ-Spieler Urs «Longo» Schönenberger (60) erzählt später beim Imbiss auf offener Strasse mit Bratwurst und Wein: «Als Zehnjähriger ging ich immer zu den Trainings des FCZ auf dem Letzigrund. Fritz war der Einzige, der mit uns sprach. Einmal hat er mich sogar mit dem Auto nach Hause gefahren. Er war einfach ein lieber Mensch.» Damit spricht er allen Anwesenden aus der Seele.