Roman Kilchsperger
«Schade, dass es so endet»
Sein neuer Job als Sportmoderator ist für ihn die Erfüllung eines Traums. Trotzdem schmerzt es den TV-Mann, dass das SRF ihm seinen geliebten «DonnschtigJass» wegnimmt.
Seit März weiss man, dass Roman Kilchsperger (48) Moderator der Champions League bei Teleclub wird. Jetzt ist auch bekannt, dass der Zürcher Ende August seinen letzten «Donnschtig-Jass» moderiert hat – und SRF ein weiteres Aushängeschild verliert. Oder vielmehr: sich von ihm trennt.
GlücksPost: Nun ist es offiziell, nach 15 Jahren endet die Ära Kilchsperger beim SRF.
Roman Kilchsperger: Ich wusste, dass diese Zeit mal endet. Man hat ja die Wunschvorstellung, dass eine Beziehung friedlich zu Ende geht. Aber offensichtlich geht das nicht in einer Ehe und auch nicht bei einem Moderator … Es war eine so lässige Zeit, und ich bin SRF wirklich dankbar dafür. Man hat mir so viel ermöglicht. Das geht nun im Streit unter, das tut mir auch weh. Aber Langzeitbeziehungen müssen am Schluss offenbar schmerzen, sonst gehen sie nicht auseinander.
Sie hätten den «Donnschtig-Jass» also weitermoderiert?
Ja, ich hätte wirklich gerne weitergemacht. Jetzt habe ich halt diesen Fehler gemacht und im Interview mit der «Weltwoche» gesagt, dass ich eingeschläfert und ein braver Bub geworden bin. Ich habe einfach die Wahrheit gesagt. Sie hätten wirklich rausspüren können, dass ich das nicht so böse gemeint habe, die kennen mich ja auch ein bisschen. Schade, dass es so endet! In meinen Augen hätte die Gelbe Karte auch genügt. Aber jetzt gab es halt glatt Rot.
Dafür beginnt nun eine neue Ära bei Teleclub, mit der Uefa Champions League.
Ja, das ist super! Fussball war schon immer meine grosse Leidenschaft. Als ich 2003 bei SRF mit «MusicStar» begann, dachte ich, dass ich irgendwann sicher mal in den Sport wechseln könne. Dazu ist es leider nicht gekommen.
Haben Sie sich aktiv bemüht?
Immer! Ich wollte ja schon als Kind Sportmoderator werden. Am Anfang war ich schon fast stalkingmässig drauf. Irgendwann habe ich dann gecheckt, dass ich nun mal in der Unterhaltung bin und dass mich die anderen nicht wollen.
Als Teleclub anklopfte, überlegten Sie also nicht lange …
Ich weiss nicht, ob ich den Schritt auch für die Super League gemacht hätte. Aber die Champions League war natürlich schon sehr reizvoll. Daheim schaue ich eh jeden Match – und dann fragte mich Teleclub-Experte Marcel Reif an, ob ich nicht einfach das Ganze zusammen mit ihm schauen und noch etwas drüber reden möchte. Das tönte schon ziemlich easy. Inzwischen merkte ich natürlich, dass es doch nicht ganz so easy ist. Aber grundsätzlich hatte er recht (schmunzelt).
In den CL-Qualifikationsspielen standen Sie nun schon im Einsatz. Zufrieden?
Ich bin längst nicht so entspannt wie vor einem «Donnschtig-Jass». Aber es ist für alle neu. Die Ex-perten fühlen sich am ehesten schon daheim. Alles Top-Leute! Die bekommen nichts von den teils technischen Problemchen mit. Das sind meine Sorgen. Aber unsere Reise hat toll begonnen. Ich bin happy!
Gibt es Zielvorgaben für Sie?
Das Gute ist, dass Claudia Lässer wusste, wen sie holt. In einigen Monaten weiss die Chefin, ob es ein Fehleinkauf war oder nicht (lacht).
Sie haben schon YB-Fans zu einer Ehrenrunde im Studio aufgefordert. Ganz spontan?
Ja, solche Dinge wollen wir noch mehr machen. Mein Ziel ist, etwas mehr Unterhaltung reinzubringen. Es ist schon mal gut, dass
wir genug Kompetenz am Tisch haben, um in einem schönen Studio über Fussball zu sprechen. Aber es gibt ja auch solche, die hin und wieder schmunzeln möchten.
Sport verschwindet immer mehr im Pay-TV. Wie sehen Sie allgemein diese Tendenz?
Das ist der Lauf der Dinge. Einen solchen Aufwand können sich die Öffentlich-Rechtlichen gar nicht mehr leisten. Bei Teleclub stehen in den acht Spielen pro CL-Abend in der Gruppenphase 14 Reporter, sechs Experten und ich im Einsatz. Das gab es in der Schweiz noch nie. Auch bei den Spielersalären wird es in noch luftigere Höhen gehen. Aber die Besten sind jeden Franken wert, die ziehen die ganze Welt in ihren Bann. Und es wird noch mehr Kohle ins Geschäft fliessen, und die Stars werden entsprechend kassieren. Ich warte auf den ersten Milliarden-Transfer.
Wann waren Sie eigentlich letztmals im Fussballstadion?
Gerade in der letzten Runde bei Luzern gegen GC. Ich gehe viel ins Stadion, häufig mit meinen zwei Buben und meistens an einen GC-Match. Wir haben das Saison-Abo für den Letzigrund, gehen aber lieber an Auswärtsspiele nach St. Gallen, Luzern und so.
Ihre Frau Viola Tami kommt auch manchmal mit?
Ja, wenn sie da ist. Aber sie nimmt sich auch gerne eine Auszeit. Jetzt steht sie dann wieder fast jeden Abend auf der Bühne des Bernhard-Theaters. Und im Dezember singt sie mit ihrer Freundin Maja Brunner am «Lachner Wiehnachtszauber». Mami singt, wir Jungs gucken Fussball. Und an unserer Laune merkt sie schnell, wie das Spiel ausgegangen ist …
Was erwarten Sie von der diesjährigen Champions League?
Ich sehe die englischen Teams vorne. Liverpool und Manchester City bis hinein in den späten Frühling. Juventus ist heiss. Dafür gibt es für Real Madrid wohl mal eine Pokal-Pause.
Und Bayern?
Denen traue ich wenig zu. Das ist ja immer noch dieselbe Mannschaft. Die hat die letzten Jahre nicht gereicht. Warum sollte sie es jetzt tun? Aber schlussendlich spielt der Fussball seine eigenen Melodien – das ist ja das Geile!