Anna Rossinelli
Raus aus dem «Winterschlaf»!
Der Stillstand in der Musikbranche war schwer für die Sängerin, ermöglichte ihr aber auch ihr Schauspiel-Debüt. Es ist ein Eintauchen in eine neue Welt, das mit Nervosität verbunden ist. Und viel Spass!
«Allzu viel Zeit habe ich leider nicht», entschuldigt sich Anna Rossinelli (34), kaum ist sie in der Konditorei in Kleinbasel angekommen. «Es ist gerade gar nicht so leicht, alles unter einen Hut zu bekommen.»
Kein Wunder: Sie steckt mitten in den Dreharbeiten für die zweite Staffel der Serie «Tschugger». Die erste ist ab 28. 11. auf SRF und Sky Show zu sehen. Anna Rossinelli spielt in der Krimi-Komödie Bundespolizistin Annette, die einen Polizeiposten im Wallis durchleuchten soll und dort auf sehr eigenwillige Kollegen trifft, die sie lieber heute als morgen loswerden würden. «Annette ist eher streng, sie weiss, was sie will, muss sich in ihrer männerdominierten Polizeiwelt durchsetzen», erzählt die Sängerin. Sieht sie Ähnlichkeiten zu sich selbst? Die Musikwelt ist doch auch männlich dominiert … «Ja, da gibt es Parallelen, ich muss sicher auch manchmal ‹ellbögele›. Charakterlich bin ich ansonsten aber nicht so reserviert wie sie, wobei sie in der Serie nach und nach auch ihre weichere Seite zeigt.»
Besetzt ist «Tschugger» fast ausschliesslich mit Laien-Darstellern und -Darstellerinnen. Und auch für die Musikerin ist die Schauspielerei Neuland – abgesehen vom Einsatz «als etwa Sechsjährige als einer der sieben Zwerge». War sie nervös vor Drehbeginn? «Ja, sehr. Wenn du es nicht auf die Reihe bringst, müssen alle auf dich warten, kein tolles Gefühl», sagt sie. «Eigentlich bin ich immer noch etwas nervös, gerade wenn ich viel Text habe. Es ist für mich halt eine neue Welt.»
Gedreht wird natürlich im Wallis. Die Natur dort sei einzigartig, die Menschen sehr nett. Ansonsten habe sie sich mit dem Kanton – das gibt sie offen zu – noch nicht so richtig angefreundet. «Unsere Drehorte sind am A… der Welt, wo du denkst, die Zeit sei stehen geblieben. Das passt zum Retro-Look der Serie, aber ich bin halt ein Stadtmensch.» Nicht verwunderlich also, dass sie an drehfreien Tagen – auch wenn es nur ein einziger ist wie heute – jeweils heim nach Basel fährt. Das sei auf Dauer allerdings anstrengend. «Ich packe eigentlich gar nicht so richtig aus, wasche einfach, was es zu waschen gibt», erzählt sie. «Und dann sind da ja noch Freunde und Familie, mit denen ich gerne Zeit verbringen würde. Dazu kommen andere Verpflichtungen: Wir sitzen gerade hier, ich muss Text lernen.»
Trotz stressiger Wochen: Den Ausflug in die fremden Gefilde der Schauspielerei geniesst sie. «Ich finde es toll, dass ich das einmal im Leben machen darf. Ich stelle mir vor, wie ich mit 80 ‹Tschugger› schaue und denke: Wow, warst du da noch knackig», sagt sie und lacht. Dann wird die Schauspielerei nicht zu einem festen zweiten Standbein? «Ach, das überlege ich mir gar nicht. Wenn noch einmal so ein cooles Angebot kommt … sag niemals nie. Aber meine grosse Leidenschaft bleibt die Musik.»
Vor kurzem veröffentlichten sie und ihre Band die Single «Somebody Like You», und ein ganz besonderes Projekt mit einem Orchester haben sie im Köcher. Auch einige Konzerte können sie spielen. Wie für alle Künstlerinnen und Künstler waren die letzten 18 Monate schwierig. Existenzängste? «Absolut, und immer noch», sagt Anna Rossinelli. «Die Musikbranche hat sich noch lange nicht erholt. Es ist nach wie vor schwierig, Konzerttickets zu verkaufen, und davon leben wir nun mal.»
Zumindest etwas Gutes hatte die coronabedingte Pause: Es blieb Zeit für die Dreharbeiten, Anfang des Jahres und jetzt. «‹Tschugger› hat mich sozusagen aus dem Winterschlaf geholt!»
Schön schräg!
Drogenschmuggler, Mordversuch, ein «verlorener» Praktikant: Damit schlagen sich in «Tschugger» die Polizisten Bax (D. Constantin) und Pirmin (D. Vujic) herum – und mit Bundespolizistin Annette Brotz, gespielt von Sängerin Anna Rossinelli (aktuelle Single: «Somebody Like You». Die herrlich schräge Krimi-Komödie startet am 28. November auf SRF 1 (sonntags, 21.45 Uhr) und ist ab dann auch auf Sky Show, Play SRF und Play Suisse zu sehen.