Eine unruhige Seele kehrt zurück

Der Ex-«Arena»- und «Quer»-Moderator kommt zurück zum Schweizer Fern­sehen – aber nur für eine Sendung. Sein Leben hat sich längst weiterentwickelt. Und umkehren ist nicht sein Ding.

Patrick Rohr (48) sitzt im Garten seiner Zürcher Wohnung, er kam eben von Amsterdam zurück, wo er rund die Hälfte des Jahres lebt. Der … ja was ist er jetzt eigentlich von Beruf? So viel hat er seit dem Weggang vom Schweizer Fernsehen gemacht: Er moderiert Anlässe, macht Kommunikationstrainings, schreibt Bücher (neu beim Beobachter-Verlag erhältlich: «Reden wie ein Profi» in überarbeiteter Version). Zuletzt absolvierte er eine vierjährige Ausbildung zum Fotografen.   

«Ich habe das mit der Fotografie völlig unterschätzt», gesteht er. «Es hat mir den Ärmel reingenommen. Die Abschlussarbeiten der holländischen «Fotoacademie» begutachten wichtige Leute aus der einheimischen Kunst- und Medienbranche. So kam ich zum ersten Auftrag in einer holländischen Zeitung. Seither ergab eins das andere. Ich habe Aufträge von Helvetas und anderen Hilfswerken, was mich in die entlegensten Gebiete der Welt bringt.»

Seine gut gehende Kommunikationsagentur hat er massiv verkleinert – weil er so viel Zeit in die Fotografie steckt. Wie schon beim Schweizer Fernsehen ging Patrick weiter, als es am besten lief. «So funktioniere ich: Wenn ich etwas gut kann, muss ich Neues in Angriff nehmen. Sonst werde ich bequem und verfalle in Routine.»

Im Unterschied zu seiner Zeit beim TV reist Patrick jetzt in fremde, ferne und meist arme Länder. «Ich gehe zu den Menschen nach Hause, filme und fotografiere sie, höre ihnen zu.» Seine aufwändigen Reportagen führen ihn für mehrere Wochen etwa ins erdbebenversehrte Nepal, in ein Aidsspital in Simbabwe, in die umkämpften Zonen der Ukraine oder den Todesgürtel um Tschernobyl. «Ich komme den Menschen sehr nahe. In dieser Intensität war das am Fernsehen nicht möglich. Es ist verrückt, wie offen sie mir als Fremdem ihre unfassbaren und traurigen Geschichten erzählen. Ich bin total fasziniert, dass ich das erleben darf und fühle mich mit einem Reichtum gesegnet, der nichts mit Geld zu tun hat.»

Sein Ehemann Simon Ming (34) unterstützt Patrick in seinem nicht immer ungefährlichen Tun. «Er sagte mir kürzlich, er sei stolz auf mich. Dass ich etwas Neues gewagt habe, aber auch, dass ich mit meinen Reportagen dazu beitrage, dass Ereignisse nicht vergessen gehen. Wir wollen beide dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen besser wird.» Ming ist bei einer Organisation für Entwicklungszusammenarbeit tätig.

Jetzt kehrt Patrick Rohr für die Sendung «Die Schweiz privat» zum Schweizer Fernsehen zurück. Aber es bleibt wohl bei dem einen Mal. «Als ich 2007 ging, fiel mir eine Last von den Schultern», so Patrick. «Ich war gerne dort, habe viel gelernt. Aber ich empfand es als riesige Verantwortung, jede Woche live über heikelste Themen zu reden. Ich musste stets in Höchstform sein. Jetzt ist es egal, was ich anziehe, ob ich müde bin oder ein Gespräch nicht auf Anhieb klappt. Das ist sehr viel entspannter.»


«Die Schweiz privat»

2016-33-Die-Schweiz-privat

In einer zwölfstündigen Sendung bot SRF 1996 Einblick in den Alltag von Herrn und Frau Schweizer. Patrick Rohr und Röbi Koller besuchen die Protagonisten von damals und schauen, wie es ihnen heute geht (SRF 1, 17.8., 20.05 Uhr und 18.8., 11.30 Uhr; SF info, 19.8., 7.50, 9.00, 10.10 Uhr).