Joris Gratwohl
Nun geht er seinen eigenen Weg
Nach 20 Jahren «Lindenstrasse» will der Schweizer eigene Ideen umsetzen – im Theater, als Musiker oder bei Kino- und TV-Projekten.
Das Ende des Jahres 2019 bedeutete das Ende einer der erfolgreichsten deutschen TV-Serien, der «Lindenstrasse». Damit verlor der Schweizer Joris Gratwohl, der seit 2001 die Rolle des Alex Behrend gespielt hatte, seine Festanstellung – für einen Schauspieler eine Seltenheit.
Der Luxus eines fixen Engagements ist für viele Darsteller ein Traum. Doch Joris hat genug davon: «Ich erhielt nach dem Ende der ‹Lindenstrasse› wieder Anfragen für Serienrollen. Aber ich wollte das nicht mehr.» Gratwohl bevorzugt es, selbst etwas auf die Beine zu stellen und schrieb das Theaterstück «In der Mitte», das er seit 2019 jeweils in einer Kölner Bar aufführt. «Schon nach zwei Aufführungen waren die folgenden Abende ausverkauft», freut er sich. Nach Corona führte er das Stück erneut auf und wieder war die Nachfrage gross. Nun möchte der Oltener «In der Mitte» fest etablieren: «Ab Oktober will ich das Stück regelmässig spielen, damit die Leute einen Fixpunkt haben.» Er stellt sich vor, jeden 1. Sonntag im Monat damit aufzutreten. Aus finanziellen Gründen tut er das nicht. «Es macht einfach sehr viel Spass.»
Neben Serienrollen erhielt Gratwohl auch Angebote, wieder vor der Kamera zu stehen: So ist er aktuell mit Martina Hill in «Hillarious» auf Amazon prime zu sehen. Und ab August in «Liebes Kind» auf Netflix.
Er hat eine weitere Passion aufleben lassen: die Musik. Er ist dran, Songs aufzunehmen, die er geschrieben hat. «Ich singe auf Deutsch und Englisch, den Stil könnte man als Singer/Songwriter bezeichnen.» Noch gibt es nichts zu hören: «Ich bin da erst am Ankommen. Sobald die Songs fertig sind, stelle ich sie auf Spotify.»
Eigene Ideen verwirklichen, statt die von anderen auszuführen, ist Gratwohl wichtig. Nachdem er zwei Theaterstücke sowie einen Roman geschrieben hat und nun Lieder komponiert, möchte er auch in der Schauspielszene am Regler stehen – neben dem Spielen vor der Kamera, eigene Sachen für Film und Fernsehen konzipieren. «Und natürlich wär es auch spannend, wieder etwas Interessantes in meiner Heimat auf Schwiizertüütsch zu drehen.»