Eliane Müller
Nach Zweifeln zurück mit neuer Energie
Nach drei Jahren Pause meldet sich die Sängerin mit einem neuen Album zurück. Zum Glück für ihre Fans: Sie wollte die Musik eine Zeitlang ernsthaft aufgeben.
Wir fahren Eliane nach zu einem wunderschönen, grossen Grundstück mit Seeanstoss. Die Sängerin kennt die Bewohnerin des Hauses am Sempachersee. «Es ist super, wir dürfen den Garten hier nutzen oder beim Gartenhäuschen grillen, so oft wir wollen.» Hinter dem kleinen Holzgebäude sind die Stand-up-Paddles untergebracht, mit denen sie und ihr Freund, SRF-Sportmoderator Sascha Ruefer (50), gerne den See erkunden. Auch für eine Yoga-Session kommt Eliane an diesen idyllischen Ort. Oder joggt um den See.
Heuer kann die 32-Jährige ein Jubiläum feiern, von dem sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte: 2012 gewann die Luzernerin die Castingshow «Die grössten Schweizer Talente». «Es ist so speziell», sagt sie zur GlücksPost, «weil ich nie damit gerechnet hätte. Ich bin unendlich dankbar, dass das wahr geworden ist.» Um ein Haar hätte es nicht geklappt mit dem Zehnjährigen: «Bis vor drei Jahren habe ich voll von der Musik gelebt.» Kurz vor der Pandemie liess sich die Kommunikationswissenschaftlerin anstellen. «Man wusste ja nicht, wie lange das gehen wird. Ich stand kurz davor, die Musik aufzugeben. Ich dachte: ‹Eine Ausbildung und einen Job habe ich ja.›» Ihre Familie hätte sie in dem Entscheid unterstützt. «Im Nachhinein glaube ich aber, sie haben gespürt, dass es eine vorübergehende Phase ist. Meinem Vater hätte es das Herz gebrochen – er ist mein grösster Fan!» Eliane hat sich umentschieden und setzt nun doch wieder voll auf die Karte Musik: «Ich glaube, ich brauchte diese Phase, in der ich sehr demotiviert war, um wieder Stoff für neue Songs zu erlangen.» Entmutigt war die Sängerin nicht nur wegen Corona, sondern wegen all der Konstanten, von denen sie sich in diesen letzten zwei Jahren verabschieden musste: Die sechsjährige Beziehung zu ihrem Ex-Freund ging zu Bruch, sie wechselte ihren Job und ihre Wohnung. «Ich wusste nicht wie weiter. Es ist schwierig, wenn so wichtige Bestandteile deines Lebens wegfallen.» Sie war sich allerdings bewusst, dass sie es selbst in den Händen hatte, die Situation zu ändern und etwas daraus zu machen.
Das Erlebte gab genug Stoff für Herz-Schmerz-Lieder, wie sie Elianes Spezialität sind. «Zum Glück hatte mein Chef sehr viel Verständnis und liess mir die Zeit, die ich brauchte, um dieses neue Album fertigzustellen.» Es war ein harter Endspurt. Eigentlich wollte Eliane ihr fünftes Album «Eliane» aus dem Jahr 2019 erneut am 30. September veröffentlichen. «Ich habe es meinen Fans ja gar nie live vorstellen können!» Fünf neue Titel wären zwar schon auf «Reset» gewesen, wie das neue alte Werk heisst. Doch dann brachte ihr Liebster sie auf eine neue Idee: «Sascha sagte: ‹Hey, wenn du nach drei Jahren mit dem gleichen Album wieder kämst, wäre ich als Fan enttäuscht, selbst wenn es ein paar neue Songs drauf hat.›»
Zweieinhalb Monate blieben Eliane, um neben den fünf bereits fertigen Songs, die als Zusatz auf den neu aufgelegten 2019er-Tonträger gekommen wären, genug weitere Lieder für ein ganzes Album zu schreiben. «Ich dachte nicht, dass ich das schaffe. Ich finde oft: ‹Das geht nicht.› Sascha sagt dann immer: ‹Wir fliegen auf den Mond, also sollte das auch möglich sein.›» Eliane fasste sich ein Herz und fragte diverse Leute an, ob sie einen der neuen Songs produzieren würden. Die Titel hat sie alle selbst komponiert. «Ich will mir keine Musik mehr von anderen schreiben lassen.»
Auch privat ist ihr Leben wieder im Lot: Vor einem Jahr lernte sie Sascha Ruefer kennen und lieben, seit einem halben Jahr wohnen sie zusammen. «Wir wissen beide gut genug, was wir im Leben wollen und was nicht», erklärt sie das schnelle Zusammenziehen.
Ihr Bühnenjubiläum hat sie mit der Band und der Familie schon gefeiert, mit den Fans wird sie dies auf ihrer bevorstehenden «Reset»-Tour tun (Daten: www.elianemusic.com). Umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Eliane heute nur ab und zu an einer Hochzeit singen würde, hätte sie ihre Schwester nicht bei «Die grössten Schweizer Talente» angemeldet. «Ich hätte dieses Level nie versucht zu erreichen und wollte es auch gar nicht. Ich dachte, ich würde die Freude an der Musik verlieren.» Doch sie habe realisiert, dass das Gegenteil der Fall sei. «Dass die Musik heute mein Beruf ist, ist ein unglaubliches Privileg. Es gibt so viele Leute, die ihren Job ohne Leidenschaft ausüben.»