Mona Vetsch
«Das Gute liegt doch oft ganz nah»
Ab in die Ferne! Nach vielen Jahren reiste die Moderatorin beruflich wieder um die Welt. Privat braucht sie keine weiten Sprünge zu machen, denn sie erlebt auch hier in der Schweiz ihre Abenteuer – gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Buben.
Morgens kurz vor neun auf dem Üetliberg: Es ist noch etwas diesig, der Blick über Zürich, den See und die Berge leicht vernebelt. Aber dennoch grossartig – findet auch Mona Vetsch (40), die wir oben treffen. Die Radio- und TV-Moderatorin bewundert die Aussicht, erzählt munter von ihrer neuen Sendung «Auf und davon Spezial» (siehe Box) und zeigt uns nebenbei, wo sie mit Ehemann Stephan und ihren Söhnen Dimitri (6) und Antonin (4) wohnt. «Gleich da unten, wo der Wald aufhört und die Stadt anfängt!»
GlücksPost: Ein grünes Fleckchen direkt neben der Stadt – praktisch!
Mona Vetsch: Ja, es ist mein persönliches Naherholungsgebiet. Und übrigens im wahrsten Sinne des Wortes ein Ort mit Ausstrahlung (lacht)! Dort drüben ist «meine» grosse Antenne, dank der wir mit SRF 3 und dem Fernsehen ein riesiges Publikum erreichen.
Und Sie sind oft hier anzutreffen?
Ja, seit ich Kinder habe, bin ich extrem viel draussen. Meine Erkenntnis ist: Man muss mit ihnen nicht weit weg gehen, aber man muss gehen. Hier können sich die Jungs austoben, es hat viele kleine Wege, eine alte Ruine. Ich klettere gerne mit ihnen im Wald herum.
Bedeutet der Üetliberg für Sie auch Abschalten, zur Ruhe kommen?
Nicht unbedingt. Ich glaube einfach, der Mensch ist nicht dafür gemacht, zehn Stunden im Büro zu sitzen und danach auf dem Sofa zu liegen. Früher sagten unsere Eltern: «Chind, du bruchsch frischi Luft!» Ab einem gewissen Alter merkt man, dass es wirklich gut ist, ein bisschen Himmel über sich zu haben.
Ganz unterschiedliche Luft durfte Mona Vetsch in den letzten Monaten beruflich schnuppern. Für «Auf und davon Spezial» besuchte sie Schweizer, die in den vergangenen Staffeln der DOK-Auswanderer-Serie in ganz unterschiedlichen Ecken der Welt ihr Glück gesucht haben, findet heraus, was aus ihnen geworden ist. In Sachen Reisen ist die Thurgauerin ein alter Hase, stand einst für «einfach/luxuriös» vor der Kamera und war vor allem bis 2010 sieben Jahre lang dank «Fernweh» die Reiseführerin der Nation.
Was war bei «Auf und davon Spezial» besonders spannend?
Es geht immer um die Begegnungen. Was bringt Menschen dazu, auszuwandern? Welche Kompromisse nimmt man in Kauf, wenn man gute Gründe hat? Und diese sind so unterschiedlich wie die Länder: Ali Wettstein ist der Liebe wegen nach Lima, Schönbächlers spürten, dass sie nach Kanada gehören, Reto Maccioni zog wegen seines Berufes nach Dubai.
Was ist Ihr Fazit? Haben die Auswanderer ihr Glück gefunden?
Ihre Art von Glück, denn das sieht für jeden Menschen anders aus. Für den einen ist es, mitten in Kanada Elche zu sehen, für den anderen sind riesige Staus in Lima erträglich, weil sein Glück ist, nach Hause zu Frau und Kindern zu kommen. Ich glaube, alle sind auf ihre Art zufrieden – auch wenn sie teilweise strampeln und wieder ganz neu anfangen mussten. Bewundernswert.
Haben Sie die Reisesendungen vermisst und explizit danach gesucht?
Ich glaube, man kann nur etwas vermissen, wenn einem im Leben etwas fehlt – mir fehlte nichts. Ich bin zwar sehr sesshaft geworden, habe aber andere spannende Sachen gemacht, erst den «Club», die letzten Jahre «DOK». Deshalb: Nein, die Reisesendungen finden eher mich – aber ich wehre mich natürlich nicht dagegen. (lacht)
Die «sesshaften Jahre» passten vom Zeitpunkt her perfekt, schliesslich brachte Vetsch in dieser Phase ihre Söhne Dimitri, der dieses Jahr bereits in die Schule kommt, und Antonin zur Welt. TV-, Radio- und Mama-Job bringt sie mit viel Organisationsgeschick gut unter einen Hut. Jahrelange Übung, wie sie einmal erklärte. Sie habe seit der Matura immer mehrere Jobs gehabt, sei deshalb quasi seit damals auf das Multitasking vorbereitet worden, das das Muttersein verlange. Zudem packen Mona Vetsch und ihr Mann, der Radio-Journalist beim SRF ist, gemeinsam mit an.
Für die Sendung waren Sie fünf Wochen unterwegs. Wie haben Sie das mit den Kindern geregelt?
Wir teilen uns Familie und Erwerbsarbeit, wie man so schön sagt, ja ohnehin zu gleichen Teilen auf. Da wir relativ weit im Voraus planen konnten, war es kein Problem. Natürlich ist es immer eine Herausforderung, alles in Balance zu halten, aber meine Erfahrung ist: Es funktioniert immer, und eigentlich auch immer gut.
Und wenn Sie beide frei haben? Wie verbringen Sie als «Reise-Profi» die Ferien?
Derzeit wegen der Kinder in den Hauptferienzeiten – da vergeht einem die Lust auf weite Reisen etwas. Aber ich war sowieso nie jemand, den es in die Ferne gezogen hat. Wir gehen gerne ins Val Müstair – wandern, draussen sein, Feuer machen, «brötle». Es ist wunderschön dort, wild und ursprünglich. Ohnehin finde ich, dass das Gute doch oft ganz nah liegt: Um Neues zu entdecken, muss man nur die Augen offen halten, auch mal eine Tramstation früher aussteigen oder eine Autobahnausfahrt später abfahren.
Hatten Sie folglich auch niemals den Wunsch, Ihre Zelte in der Schweiz abzubrechen?
Nein. Ich habe zwar viele wunderschöne Orte gesehen, aber bin auch immer wieder gerne nach Hause gekommen. Ich hatte nie das Bedürfnis, ein neues Leben anzufangen und eine neue Heimat zu finden, ich habe mich hier immer wohlgefühlt.
Obwohl man Sie in der Schweiz überall kennt, Sie ständig angesprochen werden?
Das stört mich nicht. Die Begegnungen sind meist positiv. Wenn ich zum Beispiel in der Schlange an der Kasse mit Leuten ins Gespräch komme, vergeht die Wartezeit wie im Flug. Aber klar, zwischendurch mal abtauchen, zum Beispiel in meiner Lieblingsstadt Paris, ist ein schönes Gefühl. Aber vor allem, weil man an einem anderen Ort auch ein anderes «Ich» entdeckt.
Wo ist Ihr «Ich» typisch schweizerisch?
In meinem Pflichtbewusstsein, denke ich. Wenn jemand etwas von mir braucht, liefere ich pünktlich – oder ich fühle mich schlecht. Auch Zuspätkommen macht mich nervös. Einfach alles, was eine Regelverletzung wäre. Ausser Falschparken, da bin ich erstaunlich schmerzfrei!