«Mit dem zweiten Kind ein bisschen mehr Hoffnung»

Als Kommissar ermittelt der «Zwingli»-Schauspieler zum vierten Mal. Und beim nächsten Fall mischt auch seine Frau mit, die ihm vor ein paar Monaten nach einer Tochter noch einen Sohn geschenkt hat.

Prägende Umwälzungen brachte das letzte Jahr für Max Simonischek mit sich – und das betraf nicht nur die Coronakrise, sondern vor allem auch die Geburt seines Sohnes. Dabei kann der 38-Jährige, der jetzt wieder in seiner Krimi-Reihe «Laim» (ZDF, 19. 4., 20.15 Uhr) zu sehen ist, ganz besonders auf die Unterstützung seiner Frau zurückgreifen, die inzwischen auch zur kreativen Mitstreiterin geworden ist.

 

GlücksPost: Ihr vierter Einsatz als Münchner Kommissar steht an. Hat Sie inzwischen das Krimi-Fieber gepackt?

Max Simonischek: Ich habe keine Affinität zum Genre, sondern zur Figur. Dass das ein Krimi ist, ist für mich nicht so wichtig. Diese Einteilung in Gut und Böse finde ich als Schauspieler ein bisschen reizlos. Aber ich habe eine Affinität zu Laim, weil der nicht in ein Lager einzuordnen ist. Ausserdem mag ich die Arbeit mit meinem Team. Allerdings will ich nicht mehr als eine Episode pro Jahr drehen. Nur das gewährleistet eine ausreichende Qualität.

Inwieweit können Sie auf diese Arbeit Einfluss nehmen?

Die Zusammenarbeit mit Regie, Produktion und Kamera ist sehr offen. Ich weiss, es ist eine Schauspielerkrankheit, sich überall einmischen zu wollen, aber in unserem Fall ist das ein gutes Miteinander. Eine wichtige Säule, weshalb ich diesen Beruf mache, ist der Austausch mit Kollegen. Das ist hier gegeben. Und ich bin nicht zuletzt deshalb mit dieser Figur verschmolzen, weil ich da auch mitschreiben konnte. Meine Frau wiederum hat das Buch zur nächsten Folge verfasst. Je mehr Verantwortung man trägt, desto mehr wird das zum eigenen Baby.

Nun kennen Sie die Figur besser als Ihre Frau. Gibt es da bei der gemeinsamen Entwicklung nicht auch kreative Differenzen?

Ja, unbedingt. Das ist auch wichtig in diesem Job.

Aber können Sie nach solchen Differenzen noch gemütlich nebeneinander auf der Wohnzimmercouch sitzen?

Wir können das schon gut trennen. Wir diskutieren sachlich über das Produkt Drehbuch, und dabei geht es schon mal ans Eingemachte. Aber meine Frau ist die Kapitänin, das ist ihr Ding. Und diese Diskussionen sind rein inhaltlicher Natur. Ich greife auch nur ein, wenn sie mich um Hilfe bittet. Deshalb können wir danach ganz entspannt auf der Couch sitzen.

Wobei Sie sich beide wortwörtlich noch um ein anderes Baby kümmern müssen. Ihre knapp dreijährige Tochter hat Ende September ein Brüderchen bekommen. Gibt’s da überhaupt Entspannung zu Hause?

Doch, wir haben zwei sogenannte Einsteiger-Kinder, die machen uns das Leben leicht. Unsere Tochter schläft zwar noch nicht durch, aber das passt. Es geht auch, weil ich viele Monate nicht gearbeitet habe. Coronabedingt sind meine ganzen Theaterprojekte abgesagt worden.

Könnten Sie theoretisch Hausmann werden und Ihre Frau zur Alleinverdienerin?

Das haben wir letztes Jahr auch so gemacht. Ich hatte im April 2020 den letzten Drehtag, und danach habe ich mich um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Das ist völlig in Ordnung so, aber ich habe gemerkt, dass ich meine Arbeit brauche und mich auch mehr damit identifiziere, als ich mir vorher eingestanden hatte.

Fühlt sich das Leben eigentlich beim zweiten Kind anders als beim ersten an?

Das erste Kind ist die grössere Umstellung, auch in Form von Organisation und Verzicht. Vielleicht kommt mit dem zweiten ein bisschen mehr Hoffnung. Man hat das Gefühl, man kann was Positives für die Welt und die Gesellschaft beitragen, weil man zwei Komponenten heranzieht, die deine Vorstellung von Liebe und Nächstenliebe teilen.

Und Sie und Ihre Frau können auch die Mehrfachbelastung problemlos meistern, wenn es beruflich wieder auf Volltouren läuft?

Es ist einfach die Frage, wie entspannt man selbst damit umgeht. Meine Schwiegereltern unterstützen uns sehr. Meine Mutter, die in München lebt, ist eine gewissenhafte Grossmutter und kommt uns besuchen. Man schläft halt ein bisschen weniger und muss besser organisieren.

Wenn Sie aktuell einen beruflichen Wunsch frei hätten, wie würde der aussehen?

Mit meinem Kollegen Anatole Taubman und einem Schweizer Anwalt entwickle ich gerade eine Miniserie, die in der Schweizer Banken- und Finanzwelt spielt. Da lassen Anatole und ich unsere Erfahrungen aus unserer Zeit im Internat einfliessen, während der Anwalt seine abgefahrensten Fälle beisteuert. Das ist ein Wunschtraum, aber leichter gesagt als getan.

Wenn Sie eines Tages vor der Wahl stehen, Ihre Kinder aufs Internat zu schicken, so wie Sie das selbst erlebt haben, wie würden Sie sich entscheiden?

Meine Frau ist strikt dagegen. Und wenn ich mir die Kleinen angucke, bin ich weit davon entfernt, sie weggeben zu wollen. Aber fragen Sie mich noch mal, wenn sie in der Pubertät sind.