Bo Katzman und Ronja Borer
Misstöne gibt’s bei ihnen (fast) nie
Schon oft stand das harmonische Vater-Tochter-Duo zusammen auf der Bühne. Nun haben die beiden auch ihr erstes gemeinsames Album veröffentlicht – und entdeckten eine neue Liebe.
Vorsichtig streicht Bo Katzman (68) mit dem Bogen über die Saiten seiner Bassgeige, als die GlücksPost ihn in seinem Haus in der Nähe der Stadt Basel besucht. Neben ihm sitzt Tochter Ronja Borer (29), das Akkordeon lässig auf dem Schoss. Langsam entlocken die beiden ihren Instrumenten ein paar Klänge. «Wir üben noch», erklären sie ihre unsichere Spielweise und lachen.
Denn: Der Vollblutmusiker und die Musicaldarstellerin, die schon oft zusammen auf der Bühne standen, haben ein neues Hobby entdeckt – die Volksmusik! «Ab und zu jodeln wir aus Spass zusammen an unseren Konzerten», erklärt Bo. Ronja sei nämlich eine begabte Jodlerin. Die spontanen Einlagen sorgten jeweils für viel Begeisterung. «Deshalb scherzten wir, dass wir ein Ländler-Duo gründen könnten», sagt Ronja.
Was dann geschah, überraschte die Sängerin: «An Weihnachten lag plötzlich ein Akkordeon, ein typisches Ländlerinstrument, unter dem Baum.» Ein Geschenk von ihrem Papa. Sie habe sich riesig gefreut und übe seither fleissig. Und Bo, der in seiner Jugend in Jazzbands als Bassist tätig war, kaufte sich selbst eine Bassgeige. «Ich will das Streichen mit dem Bogen lernen», sagt er. So oft es geht üben die beiden nun zusammen.
Können sie sich vorstellen, eines Tages als Ländler-Duo unterwegs zu sein? «Vorerst machen wir das nur zum Spass», meint Ronja. «Zudem haben wir derzeit unser eigentliches Hauptprojekt, auf das wir sehr stolz sind.» Die Rede ist vom ersten gemeinsamen Album «Two Of A Kind» (Zwei vom gleichen Schlag), das eben erschienen ist. Es verbindet die Musikstile von Vater und Tochter in einem Mix aus Country, Folk, Rock und Pop. «Wir wollten schon lange einmal ein gemeinsames Album mit eigenen Songs aufnehmen. Da haben wir viel Herzblut, Leidenschaft und Arbeit reingesteckt. Ein richtiges Abenteuer für uns beide», sagt Bo. Ronja ergänzt: «Für dieses Album konnten wir sogar hochkarätige Country-Musiker aus Nashville verpflichten, die schon für Stars wie Dolly Parton oder Mumford and Sons spielten.»
Mit ihrem Vater zu singen und aufzutreten, gehört für Ronja stets zu den beruflichen Highlights: «Ich bin extrem stolz auf ihn, und es ist eine Ehre, dass ich mit so einem erfahrenen Musiker arbeiten darf.» Auch Bo schwärmt: «Sie hat eine ganz spezielle Stimme, die es selten gibt.» Er freue sich, dass sie eine Band seien.
Ob es bei den Albumaufnahmen auch mal zu Unstimmigkeiten zwischen ihnen gekommen ist? Bo verneint. «Streit gibt es bei uns eigentlich nicht.» Natürlich ‹hässele› man sich auch mal an, wenn man gestresst ist, fügt Ronja hinzu. «Das ist auch normal. Grundsätzlich haben wir in der Familie aber einen schönen Umgang miteinander und können über alles offen reden.»
Offen sprechen die zwei auf dem Album auch über typische Vater-Tochter-Themen, wie etwa dem Moment, wenn Letztere langsam erwachsen wird und sich von daheim abnabelt. Was für viele Eltern nicht einfach ist, war für Bo Katzman, der seit 32 Jahren mit Gattin Marianne verheiratet ist, kein Problem. Die zwei hätten Ronja, die ein Einzelkind ist, immer viel Freiraum gelassen, damit sie lernt, ihren eigenen Weg zu gehen. «Das hat bestens geklappt, wie man sieht», sagt der Basler stolz und lächelt.
Dass seine Tochter in seine Fussstapfen treten würde, damit hätte Bo aber nicht gerechnet. Auch wenn er schmunzelnd erwähnt, dass sie «mir bereits bei den ersten gemeinsamen Auftritten die Show stahl». Denn: Bevor Ronja ein Musical- und Schauspieldiplom erwarb, studierte sie Psychologie. «Irgendwann wusste ich, dass ich doch Musik machen will», sagt die Sängerin, die zuletzt im Musical «Der Löwe, der nicht schreiben konnte» in die Hauptrolle geschlüpft ist.
Die Leidenschaft für Musicals teilt sie mit Papa Bo, der auch mit Ronja in «Heimweh – Fernweh» zu sehen war. Reizt es ihn, selber mal wieder in einem Stück mitzumachen? «Ich sage nie nein», meint dieser. «Ich mache gerne Musicaltheater. Noch lieber habe ich es aber, wenn ich auf der Bühne frei bin und mich nicht an einen Text und Rolle halten muss. Das gibt Platz für spontane Interpretationen.»
Und aufs Stichwort nimmt er den Bogen seiner Bassgeige und startet ins nächste Ständchen mit seiner Tochter Ronja.
Plattentaufe mit Live-Konzert