«Mein Beruf ist meine Leidenschaft»

Über den Sommer trifft die GlücksPost Prominente an Orten, die sie gerne haben. Die Moderatorin aus dem Tessin liebt das urbane Gefühl von Zürich, denn daheim ist die ehemalige Miss Schweiz mit Mann und Töchtern im ruhigeren Süden des Landes.

Von Aurelia Robles 

Mit dem Zug ist Christa Rigozzi (41) aus Bellinzona TI angereist. Die über zweieinhalbstündige Strecke nach Zürich kennt die Moderatorin und Miss Schweiz 2006 bestens. Obwohl die Tessinerin schweizweit tätig ist, führt ihr Beruf sie am meisten in die Limmatstadt. 

GlücksPost: Was verbindet Sie mit Zürich?

Christa Rigozzi: Ich verbringe hier wohl die meiste Zeit, vor allem beruflich. In der Stadt leben viele tolle Leute, Freunde von mir sind hier, sowie die Medienwelt und das Showbusiness spielen sich oft hier ab. In Zürich bewege ich mich vor allem geschäftlich und liebe das Urbane. 

Sie hatten sogar eine Wohnung in Zürich.

Ja, aber nur kurz. Ich war zwar viel, aber zu unregelmässig in der Stadt. Das machte es schwierig mit dem Haushalt. Ohne Kinder könnte ich mir aber vorstellen, in Zürich zu leben. Ab und zu kommen wir alle hierher. 

Sie leben seit jeher im Tessin. Brauchen Sie die zwei Orte, um Beruf und Privat­leben gut trennen zu können?

Natürlich brauche ich mein Zuhause, wo ich mit Gio und unseren Töchtern Alissa und Zoe wohne. Unser Zuhause ist das Beste. Dort kann ich meine Batterie wieder aufladen. Und natürlich brauche ich auch Ticino! Das Tessin ist klein, alle kennen mich, aber lassen mich in Ruhe. Ich bin schnell am See, in Ascona oder Locarno, in den Bergen. Meine Eltern und meine Familie sind da. Das ist natürlich schon eine andere Welt. In Zürich gehe ich zum Beispiel nicht an den See oder ein Glacé essen; das ­mache ich alles im Tessin, meiner Heimat. Genau gesagt ist Zürich mein Lieblingsplatz in der Deutschschweiz (lacht).

Vor 18 Jahren traten Sie als Miss Schweiz 2006 ins Rampenlicht.

Unglaublich, nicht? Ich habe seither so viel gelernt, erlebt, viele Menschen kennen­gelernt – und all die Reisen! Diese Jahre waren eine Bereicherung. Aber es war auch ein weiter Weg. Ich bin eine Frau geworden, selbständig, sicher und stark, weil ich oft alleine und auf der ganzen Welt unterwegs war. Ich konnte Sprachen lernen, neue Freundschaften aufbauen und Erfahrungen sammeln. Ich würde alles wieder so machen, wie ich es gemacht habe.

Wie wichtig war Ihr Mann Giovanni?

Das Wichtigste! Ohne Gio wäre ich heute nicht da. Dank ihm konnte ich von Anfang an ­meinen Job machen. Als junges Paar haben wir keine Ge­danken an Eifersucht ­verschwendet. Und jetzt, da wir eine ­Familie haben, ermöglicht er es mir, als Mutter in Ruhe zur Arbeit gehen zu ­können. Gio war immer mein erster und grösster Fan. Er pusht und unterstützt mich, ist aber auch sehr ehrlich.

Gabs nie Neid um Aufmerksamkeit?

Die ersten fünf Jahre nahm ich ihn überallhin mit. Irgendwann bekam er weniger Lust auf die Events, sagte, dass dies mein Job sei und ich es geniessen soll. Er liebt es, zu Hause zu sein, er liebt auch seinen Job. Seit drei Jahren ist er selbständig und arbeitet viel mehr, seit die Kinder in der Schule sind. Dienstags unterrichtet er selbst an der Hochschule. 

Wie findet man sich als Paar immer ­wieder neu?

Die Zeit, die wir zusammen verbringen, ist qualitativ. Ich bin phasenweise zwar oft weg, aber auch wieder viel zu Hause, da sind Qualität und Kommunikation wichtig. Wir sind über die 25 Jahre zusammengewachsen. Wir waren Freunde, dann Partner, dann Vater und Mutter. Natürlich ist auch unsere Beziehung reifer geworden. Jetzt reden wir über andere Sachen und wir streiten nicht mehr. Wir diskutieren und finden Lösungen.

Wie meistern Sie Krisen?

Eine grosse Krise hatten wir nie. Wir reden miteinander. Wir sind ehrlich. Wir sagen uns, was nicht geht oder was gut geht. Aber für die Erwachsenengespräche müssen Gio und ich warten, bis die Kinder im Bett sind, weil sie hören mit. Auch kleine Notizen können wir nicht mehr hinter­lassen, da sie alles lesen. Ich habe sogar angefangen, mit Gio manchmal auf Französisch zu sprechen. Dann fragen Alissa und Zoe natürlich, was wir vor ihnen ­verstecken (lacht).

Was sind Themen bei Ihnen als Familie?

Die Schule, die Alltagsorganisation, der Einkauf, die Ferien, eventuell ist gerade eine Baustelle zu Hause. Wer ist wann weg, wer bringt die Kinder ins Ballett und so weiter. Aber natürlich auch spezielle ­Ereignisse, wie die tragischen Überschwemmungen. 

Wie sind die Aufteilungen daheim?

Ich kümmere mich um den Einkauf, er sich um die Getränke, also die schweren Sachen, und um die Entsorgung. Ich ­wasche und putze. Ich bin so pingelig, will selber putzen.

Was ist die grösste Herausforderung beim Kindererziehen?

Die anderen Kinder (lacht). Gio und ich ­erziehen unsere Mädchen in unseren vier Wänden wie wir wollen. Aber sobald sie rausgehen, sehen sie anderes. Das ist das Problem. Wir setzen auf Respekt, Dankbarkeit und Fairness, darauf, dass man ­etwas zu Ende bringt. Und dann sehen sie bei einem Kind einmal was anderes und schwups ist ein Jahr unserer stetigen Dialoge fast verschwunden. Das ist wohl das Leben aller Eltern.

Haben Sie Beispiele?

Einige Schulkolleginnen schminken sich für die Schule – und das mit 7! Alissa und Zoe ­dürfen sich nicht für die Schule schminken, basta! Andere Sachen diskutiere ich, manches muss ich zwei- bis zehnmal ­sagen, manchmal gibt es eine Krise. Zum Glück bin ich da sehr geduldig.

Was erkennen Sie von sich in Ihren ­Mädchen wieder?

Die eine ist stur wie die Mama! (Lacht). Aber beide besitzen Grosszügigkeit und Liebe, sie geben gerne Umarmungen und Küsse. Und sie sind offen, gehen auf Menschen und Tiere zu. Aber das alles haben sie auch von Gio. Ich muss sagen, es sind tolle Mädchen. Sie helfen zu Hause mit, wenn ich darum bitte. Zoe ist aber harmonischer veranlagt und schneller bereit, zu helfen. Alissa schweigt und wartet ab. Da muss ich dann für Gerechtigkeit sorgen.  Aber seit einem Jahr machen sie sogar selbst ihr Bett, was ich in dem Alter nicht erwartet habe. Beim ersten Mal musste ich fast weinen. 

Nach Ihrem Amtsjahr wurden Sie ­Moderatorin. Wie verliebt man sich auch immer wieder neu in den Beruf?

Ich habe aus meiner Leidenschaft meinen Traumberuf gemacht. Jeder Tag ist neu und abwechslungsreich. Ich kann auch selber wählen, was ich möchte, was nicht, etwas selber entwickeln. Es ist viel mehr als ein Job und ich weiss auch, was ich noch machen möchte. 

Verschieben sich Ihre Interessen­bereiche?

Nein, ich bin stets auch Entertainerin. Egal, was ich gemacht habe – ob Swiss Award, «Die grössten Schweizer Talente», oder in der Politsendung «Arena» als ­Reporterin –, im Endeffekt war es immer Unterhaltung, was ich gemacht habe. Ich habe viele Facetten, auch moderiere ich Wirtschaftsevents, aber auch da ist es einfach Entertainment.

Sie moderieren in vier Sprachen. ­Wurden Sie für die Moderation des ­Eurovision Song Contest angefragt?

Noch nicht. Aber da gibt es zuerst Wichtigeres zu klären.