Maximilian Schell
Maximilian Schell: «Ich denke immer noch viel an Maria»
Der Schmerz über den Verlust seiner verstorbenen Schwester Maria Schell sitzt immer noch tief. Darüber kann ihn auch die neue, junge Frau an seiner Seite, die Sängerin Iva, nicht hinwegtrösten. Obwohl die beiden der Beruf und eine grosse, tiefe Liebe verbindet.
Er ist noch voller Pläne. Von weniger arbeiten keine Spur. Maximilian Schell lebt auf dem Familiensitz in Kärnten, wo er abseits vom Rummel ruhig und zurückgezogen arbeitet. Und der Schweizer ist hoch dekoriert. Nebst einem «Oscar» für «Das Urteil von Nürnberg», gab es für ihn sechs Oscar-Nominierungen, diverse deutsche Filmpreise, einige «Golden Globe»-Auszeichnungen und einen «Bambi» für sein Lebenswerk. Schell ist Schauspieler, Regisseur, Produzent, Schriftsteller und Maler. Seine Tochter Nastassja, genannt Nasti, lebt mit der Enkelin bei ihm auf der Alm.
GlücksPost: Erst mal herzliche Gratulation zum 80.Geburtstag! Wie werden Sie denn am 8.Dezember feiern?
Maximilian Schell: Ich habe in meinem Leben noch nie einen Geburtstag gefeiert. Eigentlich müsste man meine Mutter feiern, schliesslich hat sie mich zur Welt gebracht. Aber ich denke, dieses Jahr lässt es sich nicht vermeiden. Es ist eine Feier in unserem Dorf und in der «Albertina» in Wien geplant.
Sie sind schon weit über das Pensionsalter und arbeiten unermüdlich weiter. Wie schaffen Sie das?
Das kann ich nicht sagen. Es macht mir Spass, ist aber auch mit viel Mühe verbunden.
Es war geplant, dass Ihre Biografie im Herbst auf den Markt kommt. Viele Fans warten ungeduldig darauf.Was ist passiert?
Der Verlag hat das Erscheinen viel zu früh verkündet, so wurde es schon zur Frankfurter Buchmesse propagiert, und ich selbst habe es leider erst in der Zeitung gelesen. Das Buch ist noch gar nicht fertig. Ich gehe davon aus, dass es erst nächstes Jahr unter dem Titel «Ich fliege über dunkle Täler» publiziert wird.
Haben Sie den Text selbst geschrieben? War es schwierig für Sie über Ihr Leben zu berichten?
Ja. Natürlich! Es sind Nachrichten aus meinem Leben. Anhand von Briefen von Autografen, wie zum Beispiel John Osborne, Igor Strawinsky, Vittorio de Sica, Hermann Hesse, meinem Vater oder auch von Freunden, wie Marlon Brando, Spencer Tracy und Friedrich Dürrenmatt. Ich habe alle gesammelt, die mich in einer besonderen Weise berührt haben. Diese Fragmente dienen mir als Vorlage zu meinem Buch.
Sie sind seit bald zwei Jahren mit einer neuen Partnerin, Iva Mihanovic, zusammen. Sie haben offenbar das grosse Glück gefunden?
Gibt es das? Sie ist eine grossartige Frau. Eine der wenigen Frauen, die sich liebevoll um mich kümmert.
Was verbindet Sie miteinander?
Dreimal dürfen Sie raten: die Liebe. Ausserdem haben wir einen ähnlichen Beruf, das verbindet. Zudem ist sie schön, warmherzig und gescheit.
Sie leben nicht zusammen und sind oft voneinander getrennt. Wie organisieren Sie sich?
Iva kommt mich oft besuchen, oder ich fahre zu ihr. Manchmal reise ich auch zu einer ihrer Aufführungen.
Iva ist eine begabte Sopranistin. Wie haben Sie sie auf der Bühne erlebt?
Im Stück «Eine Nacht in Venedig» hat sie mir besonders gut gefallen. Sie war fabelhaft! Ich habe sie kennengelernt, als ich «Wienerblut» inszeniert habe. Mit der Zeit sind wir uns immer näher gekommen. Ich bin immer noch verliebt.
Fällt der grosse Altersunterschied nicht ins Gewicht?
Nein, überhaupt nicht. Alle wundern sich darüber. Ich habe noch nie ein solch positives Echo in meiner Umgebung wie bei dieser Frau erlebt.
Wie gehen Sie mit dem Schmerz um den Verlust Ihrer Schwester Maria um?
Man sagt, die Zeit heile alle Wunden. Ich denke immer noch oft an Maria. Sie ist mir sehr nah. Der Verlust ist immer noch gross. Merkwürdig, wie wichtig und stark Familienbande sind.
Sie sind nun Grossvater. Was bedeutet Ihnen Ihre Enkelin?
Sie ist sehr lieb, die kleine Lea Magdalena. Sie wurde gerade zweijährig.
Wie geht es Ihrer Tochter Nastassja?
Nasti geht es gut. Sie ist in erster Linie Mutter. Daneben schreibt sie Gedichte. Schon zweimal wurden ihre Werke ausgezeichnet – das freut mich natürlich sehr. Nasti lebt zurzeit mit ihrer Tochter hier bei uns auf der Alm.
Sie haben die Schulden Ihrer Schwester in Millionenhöhe beglichen und mussten sich von vielen Bildern trennen. Konnten Sie inzwischen neue Bilder erwerben?
Ja, doch. Ich habe inzwischen einige Bilder erworben, die mir besonders gut gefallen. Darunter sind zwei österreichische Künstler.
Sie haben ein Drehbuch zu einem Beethoven-Film verfasst. Wie geht es mit diesem Projekt vorwärts?
Es ist schwierig, die Finanzierung zu regeln, aber auch die geeigneten Darsteller zu verpflichten. Aber dieser Film ist wohl das Beste, was ich je geschrieben habe.
Gibt es weitere Projekte?
Erst kürzlich erhielt ich ein Angebot, in einem Spielfilm Karl Marx zu spielen. Ich habe zugesagt. Die Dreharbeiten sind für nächsten Februar geplant.
Sie sind Schweizer, leben aber nicht hier. Was verbindet Sie noch mit Ihrer Heimat?
Politisch leistet die Schweiz Hervorragendes. Ich finde die Verfassung grossartig. Mich interessiert auch der Schweizer Sport.
Sie haben ein reiches, erfülltes Leben. Was fehlt noch?
Ich möchte, dass Jupiter mir die vergangenen Jahre wieder schenkt – auf Lateinisch «O Mihi Praeteritos Referat si Jupiter Annos». Gerne möchte ich noch die vielen unverwirklichten Ideen umsetzen. Ich habe keine Angst vor der Zukunft. Ich akzeptiere alles im Leben, was das Schicksal mir bietet.