Manchmal ein «Moral-Apostel»

Schon bald führt die «Tagesschau»-Moderatorin durch einen umfassenden Energie-­Thementag auf SRF. Privat legt die Zürcherin grossen Wert auf einen ökologischen Lebensstil – auch wenn sie ihrem Teenager-Sohn damit hin und wieder auf die Nerven geht.

Mit schnellem Schritt biegt Cornelia Boesch (47) um die Ecke, setzt sich an einen Tisch in der SRF-Cafeteria am Zürcher Leutschenbach und nimmt einen grossen Schluck ihres Cappuccinos. «Ich bin chli im Schuss», erklärt die «Tagesschau»-Moderatorin und lacht. Denn: Aktuell steckt sie inmitten der Vorbereitungen zum Thementag rund um den Schwerpunkt Energie (siehe Box).

GlücksPost: Sie moderieren die Live-Sendung zur Primetime, in der Sie diverse Aspekte rund um Energie beleuchten und mit Expertinnen und Experten diskutieren. Nervös?

Cornelia Boesch: Nervös nicht unbedingt, aber ich verspüre eine positive Anspannung. Von der «Tagesschau» bin ich mir Live-Sendungen bereits gewohnt, hier aber verlasse ich nun ein Stück weit meinen Komfortbereich. Aber ich finde es lässig, mich mal auf einer neuen Wiese auszutoben.

Ist die Präsentation eines solchen Specials ein Highlight für Sie?

Auf jeden Fall. Das «Tagesschau»-Studio ist gewohntes Terrain für mich. Mit dem Thementag probiere ich etwas Neues aus, kann längere Gespräche führen, auch mal spontan sein und bei einem Thema mal wirklich anderthalb Stunden in die Tiefe gehen. Darauf freue ich mich sehr.

Was bezweckt der Energietag?

Wir wollen damit zeigen, wie die Leute in der Schweiz mit dem Thema Energie und dem Sparkurs umgehen. Wie man ganz einfach selbst mehr Energie im Alltag sparen kann und was es für Innovationen gibt, die unser Leben diesbezüglich verändern könnten.

Als Moderatorin der «Tagesschau» vermitteln Sie den Menschen oft auch harte Kost. Wie grenzen Sie sich vom Übel der Welt ab?

Sicher hilft mir da die Routine, ich bin schon so viele Jahre dabei. Gerade der Krieg in der Ukraine ging auch mir als gestandene Journalistin sehr nahe. Doch dadurch, dass ich in der Vorbereitung lange an den Sätzen herumfeile, habe ich schon eine gewisse emotionale Distanz, wenn ich sie in der Sendung sage. Zudem hilft mir die Musik beim Abschalten, ich bin Sängerin in der Band Souljam.

Klappt es daheim mit dem Abschalten, oder gibt’s da auch mal Streit? Mit Ihrem Mann Thomas Wild (69) haben Sie ja Sohn Florian (14), der gerade in der Pubertät ist …

Bei uns gibt es nie Streit (lacht). Scherz beiseite. Natürlich haben wir die üblichen Schwierigkeiten und Probleme. Doch Florian ist grundsätzlich ein engagierter, lässiger, humorvoller und feinfühliger Bub. Ich sage immer: Die Teenie-Phase ist in erster Linie interessant oder erkenntnisreich und manchmal auch etwas nervtötend. Wobei Florian mich wohl mindestens so nervtötend findet. Man sagt ja so schön: Pubertät ist dann, wenn die Eltern schwierig werden (lacht).

Sorgt das Thema Energiesparen in der Familie für Diskussionen?

Wir achten auf jeden Fall darauf. Ich bin schon so aufgewachsen, dass man Energie nicht verschwendet. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich diesbezüglich manchmal ein Moral-Apostel bin (lacht). Ich schaue, dass wir nicht immer mit dem Auto wegfahren. Oder, dass mein Sohn nicht zu lange duscht. Wobei ich aus eigener Erfahrung weiss, dass man das als Teenager einfach macht.

Nachhaltigkeit ist Ihnen wichtig. Also stören Sie die Sparmassnahmen persönlich gar nicht so sehr?

Nein, zumindest muss ich mich nicht total einschränken. Die Stube zum Beispiel ist bei mir ohnehin nicht auf 25 Grad geheizt. Ich habe das Gefühl, ich lebe, was das anbelangt, schon relativ bewusst. Und ich finde, es tut uns gut, wenn wir uns mal ein bisschen am Riemen reissen müssen. Wir sind so verwöhnt, das sollten wir wieder schätzen lernen, indem wir unsere Privilegien einteilen.

Das klingt vorbildlich. Sind Sie unverbesserlich?

Das würde ich so nicht sagen. Ich denke, dass wir gerade in der Familie den Fleischkonsum noch weiter reduzieren könnten, zumal mein Mann und mein Sohn zwei «Fleischtiger» sind. Und auch ich habe einen Sündenpfuhl …

Nämlich?

Ich fahre extrem gerne Ski, obwohl ich weiss, dass das nicht gerade ökologisch ist. Immerhin benutze ich so oft es geht den ÖV, etwa, wenn ich zur Arbeit fahre.

Seit 2004 sind Sie bei SRF tätig. Viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen haben dem Leutschenbach den Rücken gekehrt. Muss SRF auch um Sie zittern?

(Lacht.) Im Moment nicht, ich habe keine Absprunggelüste. Natürlich hat man immer mal wieder Phasen, in denen man das Gefühl hat, dass es einem irgendwie zu gleichförmig oder eintönig werden könnte. Aber ich muss sagen, dass ich aktuell gut aufgehoben und immer noch mit Leidenschaft dabei bin. Aber wer weiss: Plötzlich «gumpet» mich etwas an, denn ich bin eine offene Person und sage niemals nie!