Lisa Stoll
Leise Sehnsucht nach ihrer Familie
Aus dem einst schüchternen Mädchen ist eine selbstbewusste junge Frau geworden, die eigene Wege geht. Aus der Heimat ist sie weggezogen – die Verbundenheit allerdings bleibt.
Stürmisch wird Lisa Stoll (22) auf dem Vorplatz des elterlichen Bauernhofes von Jimmy empfangen. Der reinrassige Berner Sennenhund freut sich über den Besuch, fordert seine Streicheleinheiten ein. Die vielbeschäftigte Alphorn-Solistin verbringt endlich wieder einmal ein Wochenende zu Hause in Wilchingen SH. Sie freut sich auf ein gemeinsames Mittagessen mit Schwester Tina (19), Vater Walter (57) und Mama Virginia (54). Es komme leider immer seltener vor, dass sie Zeit mit ihrer Familie verbringen könne, bedauert Lisa Stoll. Als sie noch daheim gewohnt habe, sei alles für sie selbstverständlich gewesen. «Seit ich ausgezogen bin, merke ich erst richtig, wie sehr mir alle fehlen.» Und wenn sie Rat brauche, dann frage sie noch immer zuerst ihre Mutter. «Sie hat jeweils die besten Ideen. Und ihre Meinung ist für mich am wichtigsten.»
Die erfolgreiche Musikerin legt Wert auf ein zweites Standbein und absolviert deshalb die Tourismusschule. Momentan steckt sie mitten im Praktikumsjahr und arbeitet bei einem Konzertveranstalter. Unweit der Solothurner Altstadt hat Lisa Stoll eine moderne Einzimmer-Wohnung bezogen. «Ich wohne das erste Mal in den eigenen vier Wänden, so ist das für mich natürlich etwas ganz Besonderes.» Sie sei grundsätzlich eine Frohnatur, aber am Morgen benötige sie doch mindestens drei Tassen Kaffee, um auf Touren zu kommen. «Ich musste mich erst daran gewöhnen, immer pünktlich um acht Uhr im Büro zu sein. Ich bin halt eher ein Nachtmensch», erzählt sie und lacht.
Nächstes Jahr kann Lisa Stoll bereits ihr 10-Jahr-Bühnenjubiläum feiern. Durch ihren Sieg im Nachwuchswettbewerb bei Andy Borg im TV-Silvesterstadl wurde sie 2009 als zwölfjähriges Mädchen über Nacht zum neuen Volksmusik-Star. Aus der eher scheuen Schülerin hat sich eine selbstbewusste Künstlerin entwickelt, die durch ihre Virtuosität und ihr Können auf dem Alphorn das Publikum begeistert. Der Erfolg liess die bodenständige Klettgauerin nie abheben. Nach wie vor trägt sie auf der Bühne mit Stolz und Liebe zur Heimat die Schaffhauser Sonntagstracht. Lisa: «Sie ist ein Teil von mir, ich fühle mich darin wohl und kann es mir nicht anders vorstellen.»
Volkstümlich und traditionell ist auch ihre neueste CD «Gipfelstürmer» gehalten. Sie sei in Zusammenarbeit mit ihrem bewährten Team Carlo Brunner und Alex Eugster entstanden. «Alle Titel sind neu und wurden extra für mich geschrieben. Ich darf zeigen, wie ruhig und fein, aber auch wie schnell und virtuos ich auf dem Alphorn spielen kann», freut sie sich (Infos: www.lisastoll.ch).
Aufgetreten ist Lisa Stoll bereits auf der ganzen Welt. «Ich liebe das Reisen, das bedeutet für mich auch neue Erfahrungen, neue Menschen und ihre Kulturen kennenzulernen, am liebsten natürlich im Zusammenhang mit der Musik.» Sie mache nur Sachen, hinter denen sie stehen könne. Und gross planen, was in drei oder fünf Jahren sei, das mache sie grundsätzlich nicht. «Ich nehme einfach alles so, wie es kommt.»