Jann Billeter
Ein Traumjob, der alles abverlangt
Für den beliebtesten Sport-Reporter des Landes ist die Heim-Ski-WM knallharte Arbeit. Wie sehr muss seine Familie da zurückstecken?
Ein wenig reden und mittendrin dabeisein: Es sieht nach Schoggi-Job aus, wenn Jann Billeter (45) und Michi Bont (43) bei der Arbeit in der warmen Reporterkabine mit bestem Blick auf Piste und Geschehen sitzen. Von wegen! Wir haben sie begleitet und wissen: Es ist zwar ein Traumberuf, aber auch während der Heim-Ski-WM Knochenarbeit!
Kurz vor sechs Uhr morgens beginnt ihr Tag. Nach gemeinsamem Frühstück im Hotel geht es bereits um sieben Uhr zur Kursbesichtigung auf den Berg. Bevor die Rennen starten, sind die beiden auf der Piste unterwegs, um Informationen zu sammeln, mit Trainern und Serviceleuten zu reden, die Fahrerinnen – meist aus Distanz – zu begleiten. Während dieser Zeit lernen die zwei auch den Kurs in- und auswendig kennen. Billeter: «Auf der Piste sieht alles ganz anders aus als am Bildschirm. Michi und ich besprechen die Schlüsselstellen, machen uns Notizen von der Kurssetzung.»
In der Kommentatoren-Kabine kann er auf das zurückgreifen, wofür er auch während des Jahres hart arbeitet: seine Datenbank, die perfekt sortiert ist. Details zu den Athletinnen, deren Resultaten und den Weltcup- respektive WM-Pisten. «Für die Büroarbeit wende ich während des Jahres viel mehr Zeit auf als für die Skirennen», erklärt Billeter. «Mein Kommentatoren-Job beginnt jeweils schon im Herbst, wenn ich möglichst umfangreiche Statistiken zusammentrage. Während der Saison aktualisiere ich meine Datenbank laufend. Und kurz vor den Rennen legen wir uns jeweils eine Taktik aufgrund der Startliste zurecht. Es ist eine tolle Teamarbeit mit Michi.»
Über Schweizer Siege freuen sie sich. «Aber wenn Schweizer Fahrerinnen nicht aufs Podest fahren, sind wir zwar enttäuscht, wollen das Renngeschehen aber trotzdem positiv rüberbringen. Und wenn die Österreicherin Nicole Schmidhofer im Super-G die ultimative Fahrt zeigt, dann loben wir sie natürlich auch», sind sich die beiden einig. «Chapeau, wenn eine Fahrerin am Tag X das bringen kann, was sie sich vorgenommen hat. Unser Ziel: den Leuten den Skirennsport mit all seinen Facetten näherzubringen.» Seinem Experten Bont will Billeter «so viel Platz einräumen wie möglich. Weil er auf viel anderes schaut als ich. Mit seinem Fachwissen kann er genau die Infos liefern, die die Zuschauer zu Hause nicht sehen.»
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen: Nach kurzem Imbiss geht es oft zu Sitzungen, Auftritten in «St. Moritz aktuell», manchmal sogar zu Statements in der «Tagesschau». «Schluss ist nach einem oft späten Nachtessen.» 16-Stunden-Tage bei der WM sind nicht unüblich. Und die eigenen Familien? «Keine Sorge, wir pflegen mit unseren Liebsten zu Hause einen intensiven Kontakt, egal wo wir sind.»