«Im Herzen bin ich Latino»

Der Komiker und Moderator macht sich nicht nur gerne über andere lustig, er verfügt auch über viel Selbstironie. Im schnellen Interview spricht er über sein Leben und verrät, welches sein grösstes Laster ist und wann er wütend wird.

Von Irene Lustenberger

Noch stehen überall Zügelkartons herum. Gerade erst hat Stefan Büsser (39) im untersten Stock eines Mehrfamilienhauses in Rüschlikon ZH ein neues Büro bezogen. «Ihr seid die Ersten, die uns hier be­suchen», sagt der Moderator und Komiker. «Einen Kaffee und ein Glas Wasser kann ich euch schon anbieten.» Seit dem 15. September präsentiert der Zürcher in seiner ­Comedy-­Show «Late Night Switzerland» (So., 21.40 Uhr, SRF 1) wieder pointiert und scharfzüngig die Themen der Wochen.

GlücksPost: Die zweite Staffel von «Late Night Switzerland» ist gestartet. Welchen prominenten Gast hätten Sie gerne in der Sendung?

Stefan Büsser: Zuoberst stehen Roger ­Federer und ­Michelle Hunziker. Wobei wir es in der letzten Staffel fast geschafft hätten, Michelle in der Sendung zu haben. Im letzten Moment hat es dann aber ­leider doch nicht geklappt. Es sind aber auch in dieser Staffel wieder tolle Gäste mit dabei.

Und auf wen könnten Sie gut und gerne verzichten?

Extremisten jeder Richtung ­bekommen bei mir keine Plattform. 

Gibt es Themen, die in Ihren Sendungen tabu sind?

Ich will jetzt nicht das lang­weilige Tucholsky-Zitat «Satire darf alles» wiederholen. Aber Satire darf alles. 

Worüber lachen Sie am ­liebsten?

Am liebsten über Sachen, die mir selbst passieren. Selbstironie ist meine liebste Satireform. Ich habe ein Programm über meine Lungenkrankheit gemacht. Für mich ist das ein guter Weg, mit solchen Dingen umzugehen. Wenn du über dich lachen kannst, gibt dir das die Legitimation, dich auch über andere lustig zu machen.

Was macht Sie wütend?

Ich bin nicht der geduldigste Mensch. Wenn ich warten muss – egal wo –, werde ich ­relativ schnell «gätzig». Und wenn auf der Autobahn einer vor mir mit 80 auf der linken Spur schleicht, fallen auch mal nicht zitierfähige Wörter (lacht).

Sie haben zystische Fibrose und nehmen seit drei Jahren ein neues ­Medikament. Was hat sich dadurch verändert?

Alles. Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen. Ich habe keinen Schleim mehr, und meine Lungenwerte haben sich verbessert. Ich gelte zwar immer noch als krank, aber wenn man mir sagen würde, dass das bis zur Pension so bleibt, würde ich sofort unterschreiben.

Ihre Stärke?

Spontaneität und Schlagfertigkeit. 

Ihre Schwäche?

Da wären wir wieder bei der Ungeduld. Und manchmal bin ich etwas beratungsresistent, merke dann aber selber, dass ich besser auf die anderen gehört hätte. In dieser Hinsicht kann ich noch viel lernen.

Ihre liebste Jahreszeit?

Sommer. Man sieht es mir ­vielleicht nicht an, aber im Herzen bin ich Latino. Äusserlich verbirgt sich das. Zu einem schönen Skitag sage ich aber auch nicht Nein.

Was vergessen Sie am ­häufigsten?

Meist sind es Namen und ­Sachen, die mir einfach nicht mehr in den Sinn kommen. Und das wird mit zunehmendem Alter auch nicht besser (lacht). Physisch sind es ab und zu meine Tabletten, dann ärgere ich mich. Darum habe ich an jedem Ort – sei es im Büro, zu Hause oder in meinem Auto – Notfallrationen. Bei den Schlüsseln ist es besser, seit es die AirTags gibt. Aber ich bin grundsätzlich schon eher ein zerstreuter und vergess­licher Mensch.

Ihr grösstes Laster?

Ich trinke zu viel Kaffee. Aber sonst bin ich etwas langweilig, was Laster angeht. Rauchen und Kiffen hat sich mit der Lungenkrankheit erledigt, und ein Alkoholproblem habe ich nicht.

Was können Sie überhaupt nicht?

Sehr vieles, was handwerklich ist. 

Haben Sie einen Tick?

Ich knackse manchmal mit den Fingern.

Der glücklichste Tag im ­Leben?

Ich hatte schon viele glückliche Tage. Aber ich lebe so, dass ich das Gefühl habe, mein glücklichster Tag komme noch. 

Und der schlimmste Tag?

Ich habe zum Glück noch ­niemanden aus meinem engsten Freundes- und Familienkreis verloren, ausser meinen Grosseltern. Deshalb ist mir ­bewusst, dass auch der schlimmste Tag wahrscheinlich noch kommen wird.

Wofür sind Sie dankbar?

Für mein privilegiertes Leben und dafür, dass ich im besten Land der Welt leben darf. Und für meine Freunde und ­Familie.

Wie schalten Sie ab?

Ich gehe gerne in die Berge, ­laufen oder Rad fahren. Ich ­versuche, jeden Tag Sport zu machen, ohne das Handy dabei­zuhaben.

E-Bike oder normales ­Fahrrad?

Ich habe ein Rennvelo, fahre aber in meinem Tempo, wie man halt mit 40 Prozent Lungen­funktion so fährt. Um den Salzgeber einzuholen, reicht es nicht. Aber mittlerweile mache ich auch immer rund 100 und mehr Kilometer, ohne dass es für mich eine ­Tortur ist.

Ihr Lieblingsgetränk?

Cola Zero.

Ihr Lieblingsessen?

Fondue chinoise.

Ihre Lieblingsmusik?

Partyschlager und Schweizer Musik. Aber in der Regel kann ich mich mit dem, was in den Charts läuft, gut anfreunden.

Und Ihr Lieblingsbuch?

Bücher von Sebastian Fitzek. 

Berg oder See?

Da wähle ich den Bergsee.

Schon mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen?

Bis jetzt nicht, abgesehen von Park- und Geschwindigkeitsbussen. 

Wovor haben Sie Angst?

Dass jemandem aus meinem engsten Umfeld etwas passiert.

Ihr Sehnsuchtsort? 

Ich bin sehr gerne in den Bündner Bergen.

Ihr grösster Traum?

Ich habe ein traumhaftes ­Leben und versuche nicht, ­immer nach noch mehr zu ­streben. Wenn es so weitergeht wie bisher, bin ich glücklich.