
Im Leben von Daniela Simmons und Atilla Sereftug dreht sich fast alles um die Musik.
Ihre Liebe kam nach Céline Dion
Am Eurovision Song Contest von 1986 waren sie zusammen erfolgreich, zwei Jahre später komponierte Atilla Sereftug Céline Dions Siegersong. Ab da gingen Daniela Simmons und er gemeinsam durchs Leben. Warum Dion die beiden später enttäuschte.
Vor 39 Jahren hat der Eurovision Song Contest (ESC) Daniela Simmons (65) und Atilla Sereftug (74) beruflich zusammengebracht und weltberühmt gemacht. Damals hiess der Anlass noch Grand Prix Eurovision de la Chanson, und die beiden waren kein Liebespaar.
Im Amphitheater von Avenches VD, ihrem langjährigen Wohnort, erzählen die beiden ausgebildeten Pianisten heute von ihren Erfolgen in der Welt von Glitzer und Chansons. Daniela Simmons stiess 1984 das Tor dazu auf, als sie einen Wettbewerb in der Romandie gewann. Atilla Sereftug spielte nach seinem Studium an der Swiss Jazz School in Bern in den 80er-Jahren bei den Dorados.
Als es darum ging, wer die Schweiz 1986 am ESC vertritt, kamen Simmons und Sereftug erstmals zusammen: Er komponierte für sie das Lied «Pas pour moi» – den Text dazu schrieb Nella Martinetti (1946 – 2011). Fast hätte Simmons im norwegischen Bergen die Sensation geschafft; sie wurde Zweite hinter der damals erst 13-jährigen Belgierin Sandra Kim. «Für mich war der ESC ein Sprungbrett», sagt Daniela Simmons heute.
Zwei Jahre später kamen Sereftug und Martinetti am ESC erneut zum Zug: Sie schreiben «Ne partez pas sans moi» für eine gewisse Céline Dion aus Kanada, die 1988 für die Schweiz antreten soll. Und prompt gewinnt sie!
Erst Erfolg, dann Gefühle
«Die Liebe zwischen uns kam erst nach Céline Dion», erinnert sich Daniela Simmons. «Ich lebte damals in Zürich. Atilla wusste, dass ich allein bin, und rief mich immer wieder an.» Die Frage, wann sie geheiratet haben, beantworten sie unterschiedlich: «1992», sagt Sereftug und meint das Jahr der Ziviltrauung. Für Simmons hat der Glaube in den letzten Jahren einen immer wichtigeren Stellenwert bekommen, deshalb zählt für sie die kirchliche Trauung von 2008.
Dank ihrer Geschichte sind Simmons und Sereftug bis heute gefragte Auskunftspersonen, wenn es um den ESC geht. So kam er im letztes Jahr veröffentlichten Arte-Dokfilm über Céline Dion zu Wort. 2018 gab Dion, heute ein Weltstar, ein Konzert in Bern. Das Paar besuchte sie im Backstagebereich und überraschte sie mit einem Song, den Sereftug komponiert und Simmons eingesungen hatte. «Wir haben nie eine Reaktion darauf erhalten», sagt Simmons enttäuscht. Nicht verstehen können sie zudem, dass Dion während des Konzertes kein Wort des Dankes an die Schweiz richtete, obwohl sie dank des ESC-Sieges zum Superstar geworden sei.
Musikalisch haben sich Simmons und Sereftug verändert, auch wenn sie den ESC nach wie vor verfolgen. Unter anderem sind sie in Richtung bombastische Orchestermusik gegangen. 2018 erfüllten sie sich mit dem Filmmusik-Projekt «Aventia Crooners» einen Traum. Weil Projekte mit Symphonieorchester und Chor ungemein teuer sind, spielt der gebürtige Türke seine neuesten Kompositionen digital im Studio ein. Läuft alles wie erträumt, kommen die Werke in Filmen oder Serien zum Zug. Ein Lied, zu dem Simmons den Text beisteuerte, ist im Rennen als Titelmelodie für eine türkische Netflix-Serie. Weil die Türkei hinter den USA am meisten Serien exportiert, wäre das für das Duo ein riesiger Erfolg.
Dann gibt es noch den Jazz, Atilla Sereftugs erste grosse Liebe. Inzwischen ist sie auch auf seine Frau übergegangen, sodass sie mit jazzigen Pop-Covers an diversen Festivals auftreten. Und Daniela Simmons, die immer schon selber komponiert hat, kreierte mit «Mother» erstmals ein reines Instrumentallied.
Der Traum von Lausanne
Egal, worüber das Paar spricht; das Gespräch landet immer wieder bei der Musik. «Am Schlimmsten ist es, wenn unser Sohn mit am Tisch sitzt», sagt sie lachend. Can Jason (32) arbeitet unter Simmons’ Mädchennamen Borruso. Er ist ebenfalls Musiker und Filmproduzent. «Dank Can erfahre ich immer das Neueste aus der Musikwelt», sagt Sereftug.
Es gibt sie aber doch noch: Dinge, die die beiden ausserhalb der Musik interessieren. Daniela Simmons ist gern im Garten und kreiert besondere Liköre oder Marmeladen. Immer wieder fährt sie nach Lausanne zu ihrem 91-jährigen Vater sowie zum Sohn. «Eigentlich würde ich gern in der Stadt leben. Aber es zieht mich auch auf grosse Reisen», sagt sie. «Mich nicht», sagt ihr Mann kopfschüttelnd. Ihn aus seinen beiden Musikstudios in Avenches zu bringen, dürfte ein schwieriges Unterfangen sein.